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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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öffnete den Schlag im Fond.
    »Haben Sie das vorhin auch gesehen, Jacques?« fragte Comtesse Anette d’Arcois, als sie ausgestiegen war. Sie glättete die Falten ihres Rockes und trat einen Schritt zur Seite, damit auch Roald d’Arcois, ihr Vater, aussteigen konnte. »Laß doch den Unsinn«, murrte der Graukopf. »Das war der Schatten eines Strauches am Straßenrand.«
    »Nein, Vater! Ich habe es deutlich gesehen!« protestierte die Comtesse. »Was ist nun, Jacques, beantworten Sie meine Frage?«
    »Verzeihung, aber ich weiß nicht, was Sie meinen, Mademoiselle.« Der Chauffeur hatte das kurze, aber energische Streitgespräch zwischen Vater und Tochter nicht mithören können, weil die Trennscheibe zwischen Fond und Fahrerbank geschlossen geblieben war.
    »An der Straße! Die dritt… nein, die viertletzte Kurve«, erinnerte sich Anette. »Da war doch etwas am Straßenrand. Die Scheinwerfer haben es kurz erfaßt. Ich wollte Sie bitten, anzuhalten, aber Vater beharrte auf Weiterfahrt.«
    »Wegen ein paar seltsamer Zweige, die noch seltsamere Schatten werfen, werde ich doch nicht anhalten lassen! Außerdem sollten wir jetzt ins Haus gehen. In diesen Wochen gefällt es mir bei Dunkel-IH 11 draußen nicht mehr.«
    Er sah nach Norden. Hin und wieder zuckte es wie Wetterleuchten am Horizont, und ein dumpfes Grollen wurde vernehmbar. Aber es war kein Gewitter. Es waren Kanonen. Die Front war nahe, zu nahe. Die Nation lag im Fieber; möglicherweise würde sich bald dieser unselige Vielvölkerkrieg entscheiden. Vielleicht aber auch nicht, dann würde der Strudel der Vernichtung nur noch größer werden.
    »Erst will ich die Antwort.«
    »Da war nichts, Mademoiselle. Oder -glauben Sie etwa, daß… Soldaten? Deutsche Soldaten? So nahe?«
    »Nein. Es war kein Mensch. Es war eine Spinne.«
    »Nun komm«, brummte der Comte verärgert und wollte seine Tochter mit sich ziehen. »Eine Spinne! Du bist verrückt! Wie kann jemand bei Nacht aus einem fahrenden Auto heraus eine Spinne erkennen?«
    »Aber es war eine!« beharrte Anette und stampfte trotzig im Kies auf. »Ich weiß doch, was ich gesehen habe! Jacques, Sie müssen sie doch bemerkt haben. Sie war so groß wie ein Hund!«
    Jacques hob die Brauen. »Verzeihung, Mademoiselle, ich sah weder eine Spinne noch einen Hund, geschweige denn eine Spinne, die so groß wie ein Hund ist.«
    »Ihr habt euch gegen mich verschworen!«
    Comte Roald d’Arcois verlor die Geduld. »Komm, törichtes Kind!« stieß er hervor und zog seine Tochter, schon 20 Jahre alt und noch immer unverehelicht, mit sich zum Haus. Jacques zuckte mit den Schultern, schloß den Wagenschlag und parkte den Phantom Mk II dann ordentlich neben dem Haus ein. Eine Spinne, groß wie ein Hund… da hatte der alte Graf wohl recht; sein überkandideltes Töchterlein hatte wohl nicht mehr alle Sinne beisammen. Es wurde Zeit, daß die kleine Zicke an einen Mann verheiratet wurde, der ihr die Flausen aus dem Kopf trieb.
    Jacques schloß den Rolls-Royce sorgfältig ab, weil es in letzter Zeit Gesindel in der Umgebung gab. Die nahe Front war wohl Schuld daran. Etwas verächtlich trat der Chauffeur gegen den Vorderreifen. Der Hispano-Suiza hatte ihm besser gefallen, da war der Fahrersitz wenigstens etwas bequemer ausgepolstert gewesen. Aber dieses klobige englische Ungetüm… die Engländer hatten eben kein Herz fürs Personal. Vermutlich hatten sie überhaupt keine Herzen. »Und mit so was muß man sich gegen die Deutschen verbünden«, brummte der überzeugte Nationalist und schritt über den Kies dem Personaleingang des Hauses zu.
    Irgendwo auf der Straße, gar nicht sehr weit entfernt, bewegte sich etwas durch die Dunkelheit.
    Der Kanonendonner hatte nachgelassen. Ruhe zwischen zwei Stürmen.
    ***
    Don Cristofero setzte ein probates Abwehrmittel ein. Warum sollte er, wenn es auch anders ging, ständig mit dem Degen um sich schlagen, um die immer wieder aus den Baumstämmen hervorzuckenden Tentakel abzuschlagen, wie er es anfangs getan hatte? Diese Tentakel waren keine Pflanzen, waren nichts Normales, waren Magie. Und gegen Magie half im Notfall immer Feuer. Das zumindest hatte der Gnom einige Male behauptet, und auch Professor Zamorra und Lord Bryont Saris waren derselben Ansicht gewesen. Was in den Jahren 1993 und 1673 galt, das würde ja auch zur Zeit des Gallischen Krieges Gültigkeit haben.
    Nebst ein paar anderen unauffällig transportierbaren Kleinigkeiten hatte er auch ein handliches Sturmfeuerzeug in die
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