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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Elefantenkot!« stieß Remus entgeistert hervor. Vor ein paar Stunden hatte er den Centurio noch dazu überreden wollen, einen Angriff zu führen - ein eher privater Rachewunsch, weil die Kelten zwei seiner Kameraden ermordet hatten, die mit ihm auf Kundschaft ausgesandt worden waren. Aber jetzt erschreckte ihn das Angriffskommando. Die Legion war gar nicht in der Lage, effektiv zu kämpfen, schon gar nicht gegen Kelten, von denen man sich die schlimmsten Dinge erzählte. Selbst wenn sie verloren, kämpften sie bis zum bitteren Ende und nahmen soviele Gegner wie möglich mit in den Tod. Ein Kelte ergab sich niemals. Bei allen bisherigen Schlachten hatte Rom immer einen gewaltigen Blutzoll zahlen müssen. Es hieß auch, daß die Kelten Menschenfresser waren, daß sie den besiegten Gegnern die Köpfe abschnitten und über ihre Haustüren nagelten, und daß ihre Druidenpriester Zauberkräfte besaßen. Etwas davon hatte Remus inzwischen selbst erlebt. Und plötzlich hatte er Angst vor dem Kampf gegen diese blindwütigen Barbaren. Sicher, er war Legionär, und der Tod war sein ständiger Begleiter. Aber… er hatte einfach jetzt noch nicht ernsthaft damit gerechnet.
    »Kriegsgott Mars ist mit uns - meint zumindest der Schuldenmacher«, sagte Remigius mit falschem Grinsen. »Du mußt uns zwar ans helvetische Lager führen und uns die Schwachstellen weisen, aber danach solltest du dich ganz nach hinten zurückziehen. Ich will, daß du überlebst, mein Freund.«
    »Und du selbst, Marcus Remigius?«
    Der Freund aus Kindertagen lachte leise. »Um mich mach dir keine Sorgen. Du weißt doch - ich werde General, und Caesar wird mir, wie gesagt zum Dank ein Stück Land schenken. Vielleicht ein kleines Dorf an der Küste Aremorica, und ein paar hundert Gallier werden meine Sklaven sein…«
    »Du bist ein Träumer«, sagte Remus.
    »Wie Caesar. Er will alles oder nichts. Er wird die Welt beherrschen, oder sie werden ihn ermorden.«
    »Und wir sterben vorher für ihn«, murmelte Remus, als der Decurio bereits wieder davonschritt. Caesar ein Träumer? Remus glaubte nicht daran. Der Julier war eher ein Abenteurer. Den Krieg gegen Gallien brauchte er, um seine private Kasse zu sanieren; der dicke Crassus, sein Kreditgeber, saß im arg im Nacken. Jeder wußte es. Aber Caesar, der Intrigant und Hasardeur, besaß neben seinen Schulden auch Macht.
    Wenn er befahl, die Helvetier schon jetzt anzugreifen, würde es geschehen. Und - vielleicht konnten sie Centorix und seine Leute ja tatsächlich noch im Sitzen erwischen.
    Aber Remus hatte bei diesem Angriff ein schlechtes Gefühl. Er sah den Tod.
    ***
    Der Comte hatte seine Tochter alsbald zu Bett geschickt. Nicht, daß er annahm, sie würde sich seiner Autorität wirklich unterordnen. Dafür war sie längst nicht mehr jung genug. Sie war ein hübsches Mädchen, das an jedem Finger zehn Verehrer hätte haben können - aber sie schien sich nicht sonderlich viel aus Männern zu machen. Dabei wäre es dringend nötig gewesen, sie gut zu verheiraten, damit wieder Geld in den großen Topf kam. Der Comte d’Arcois war noch bis vor ein paar Jahren millionenschwer gewesen. Sein Geld steckte in gutgehenden Geschäften, aber dann war seine Frau während eines Besuches bei Freunden im Loire-Château Montagne eine Treppe hinuntergestürzt und gestorben. Seitdem hatte den Comte das Glück verlassen; mittlerweile war er fast bereit, den alten Gerüchten zu glauben, daß über jenem Château ein Fluch liege. Wie ein Schloß sah es ja auch nicht gerade aus, eher wie eine Mischung aus Schloß und mittelalterlicher Trutzburg, und zur Zeit der Kreuzzüge sollte dort ein Montagne ein fürchterliches Terror-Regiment geführt haben und dafür in die Hölle gekommen sein.
    Vielleicht waren es die wohlwollenden Ratschläge seiner Frau, die dem Comte jetzt fehlten. Es war schlagartig bergab gegangen, und er hatte auch nie wieder den alten Schwung gefunden, seine Betriebe zu sanieren. Jetzt waren seine Ländereien und seine Häuser überschuldet und an die Banken verpfändet. Er hatte sogar den Hispano-Suiza verkauft und statt dessen einen Rolls-Royce Phantom erstanden - trotz aller Sparmaßnahmen wollte er sich doch wenigstens halbwegs menschenwürdig fahren lassen und nahm deshalb zähneknirschend mit dem zweitbesten Fahrzeug vorlieb statt mit dem besten. Immerhin hätte er für den Hispano-Suiza zwei Rolls-Royce kaufen können. Und es hatte ihm wehgetan, den Wagen wegzugeben, denn es war das erklärte
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