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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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begann zu laufen, als sei er nie verletzt gewesen, und winkte Nicole heftig zu, ihm zu folgen.
    Und das tat sie auch.
    ***
    »Professor Zamorra in der Uniform eines belgischen Soldaten?« Raffael, der alte Diener, schüttelte den Kopf. »Er war doch nie in dieser Epoche… nie im Ersten Weltkrieg… und von da stammt dieses Foto doch wohl.«
    »Wenn die Quellenangabe stimmt«, sagte Lady Patricia. »Es ist ein Schlachtfeld. Viele Tote. Verdun? Dem Untertext nach, ja. Wir müssen herausfinden, wer das Orginalfoto besitzt. Dann…«
    Raffael schüttelte den Kopf. »Verzeihen Sie, Mylady… aber der Fotograf lebt nicht mehr. Und wenn, müßte er älter sein als ich. Zwischen neunzig und hundert Jahren. Vermutlich eher gegen hundert. Glauben Sie im Ernst, er könnte uns noch etwas von Professor Zamorra erzählen? Selbst meine Kindheitserinnerungen reichen nicht mehr soweit. Dabei sagt man, Kriegserlebnisse seien prägend.«
    »So meinte ich es nicht«, sagte Patricia. »Aber… Sie haben natürlich recht, Raffael. Doch wenn wir erfahren, wo genau dieses Bild aufgenommen wurde, können wir Hilfe in die Vergangenheit schicken. Aus dem Text geht leider nichts Konkretes hervor. Vielleicht ist dieses Foto nicht einmal auf den Feldern von Verdun aufgenommen worden, sondern nur hier abgedruckt, weil’s gerade illustrativ paßt.«
    William runzelte die Stirn.
    »Damals war die Presse noch ehrlich«, behauptete Raffael. »Heute kann es schon einmal Vorkommen, daß ein Artikelschreiber sich die Sache leicht macht und irgendein gerade passendes Bild hinzufügt. Oder das Computerarchiv irrt sich, oder er fragt falsch ab…«
    William und Patricia sahen den alten Mann überrascht an.
    »Vielleicht kann uns Ted Ewigk helfen«, schlug Raffael vor. »Er ist Journalist, er kennt sich aus und weiß, wie und wen er fragen muß. Wenn Sie gestatten, rufe ich ihn an und bitte ihn um seine Hilfe.«
    »Herr Ewigk und die Silbermond-Druiden Gryf ap Llandrysgryf und Sara Moon sind derzeit unauffindbar«, erinnerte sie William.
    »Es besteht eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, daß diese Information mittlerweile nicht mehr aktuell ist«, sagte der annähernd 90jährige Raffael Bois. »Ich werde mir gestatten, ein Telefonat nach Rom zu führen.«
    Patricia sah ihm lächelnd nach. Es war erstaunlich, über welche Vitalität dieser alte Mann verfügte. Mancher 50jährige war schon greisenhafter als Raffael Bois. Und sein unfreiwilliges Abenteuer in einer Fremdwelt schien ihm zusätzlich neue Energie gegeben zu haben. [1]
    »Hoffentlich hat er Erfolg«, sagte sie. »Ted Ewigk wäre tatsächlich der Mann, der Zamorra helfen könnte.«
    William nickte. »Er oder Mister Llandrysgryf.«
    Er sah wieder das Bild an. Professor Zamorra im 1. Weltkrieg? Unbegreiflich. Aber wenn der schwarze Gnom seine Zauberfinger im Spiel hatte, war alles möglich.
    Alles, was eigentlich unmöglich war. So wie diese Situation.
    ***
    Caxatos, der Druide hielt inne. Die Zeremonie wurde gestört! Aus seiner konzentrierten Versenkung gerissen, sah er sich wütend um; im letzten Moment ließ er seine Hand erstarren und verhinderte damit, daß der Opferdolch zur falschen Zeit an der falschen Stelle in den Körper des Opfers drang.
    Frauen und Kinder schrien, Männer fluchten, zeigten in eine bestimmte Richtung.
    Caxatos glaubte in einen Abgrund zu stürzen.
    Der Wald brannte.
    Der Wald, in dem Esus sich ihm offenbart hatte! Der Wald, in dem er Esus Opfer gebracht hatte, seit sie hier lagerten!
    Waldgott im Feuer…
    Das Instrument des Barden verstummte. Centorix, der Stammesführer, löste sich aus der Zuschauermenge und trat zu Caxatos.
    »Verschiebe die Zeremonie«, sagte der Häuptling ernst. »Wir müssen das Lager abbrechen und retten, was wir retten können. Die Flammen werden nicht nur den Wald verzehren. Wir sind zu nahe.«
    Caxatos hob die Hand mit dem Dolch wieder.
    »Taranis wird das nicht gefallen«, sagte er.
    »Taranis wird Verständnis zeigen«, fauchte Centorix. »Wenn wir im Feuer umkommen, können wir ihm nicht länger dienen und ihm keine Opfer mehr bringen. Also dürfte ihm unsere Rettung gelegener kommen als unsere Asche. Klingt das vernünftig?«
    »Bedauerlicherweise«, gestand der Druide. »Nun denn, so verkürzen wir die Zeremonie. Werft das Opfer direkt ins Feuer.«
    Er winkte einigen Männern. Die traten an den Blutaltar, durchschnitten die Fesseln, mit denen Zamorra gebunden war, und zerrten ihn von der Platte. Natürlich versuchte er sofort, sich
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