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0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hin.
    Stygia studierte die magischen Zeichen an der Steinsäule. Es waren ungewöhnliche Schutzformeln. Es dauerte eine Weile, bis die Geflügelte erkannte, was an diesen Zeichen und Symbolen so eigenartig war. Sie schützten die Säule und das auf ihr ruhende Auge nicht nur vor Schwarzer, sondern auch vor Weißer Magie.
    Und vielleicht auch noch vor anderen Spielarten der Zauberkunst…
    Als sie das Universale der Zeichen erkannt hatte, wußte sie auch, was sie dagegen tun konnte. Stygia war heilfroh, genug über Magie zu wissen. Sie hatte sich einst nur auf ihre eigenen magischen Fähigkeiten verlassen. Erst, als sie den Fürstenthron bestiegen hatte, hatte sie begonnen, mehr über Magie an sich zu lernen und sich nach der Praxis auch mit der Theorie befaßt. Schließlich konnte sie es sich nicht leisten, von Dämonen in weit niedrigerem Rang als unwissend hingestellt zu werden. Jetzt erkannte sie auch, warum die Hexen gefordert hatten, sie solle sich das Auge »verdienen«! Damit war wohl gemeint, daß sie aus eigener Kraft, mit ihrem Wissen, die Sperre durchbrechen mußte! Offenbar rechneten die drei blinden Hexen nicht damit, daß ihr das gelang; sie schätzten Stygias Fähigkeiten falsch ein!
    Zum Glück!
    Sie begann, ein Zeichen nach dem anderen mit einem entsprechenden Gegenzauber aufzulösen. Es war eine langwierige, schweißtreibende Arbeit, auf die sie sich voll konzentrieren mußte. Sie wußte später nicht zu sagen, wieviel Zeit sie dadurch verloren hatte. Aber nach und nach verschwanden die Bannzeichen; immer glatter wurde der Säulenstein. Stygia fühlte, daß sie beobachtet wurde. Nicht von körperlich existenten Augen, aber die drei Blinden hatten ja schon immer über ganz andere Möglichkeiten des Sehens verfügt.
    Endlich erlosch die Barriere.
    Stygia lauschte.
    Aber da war weder Anerkennung noch Spott. Die Thessalischen Hexen nahmen Stygias Erfolg einfach nur kommentarlos zur Kenntnis.
    Stygia streckte die Hand aus. Sie konnte das Auge berühren. Ihre Finger schlossen sich um den faustgroßen Kristall, nahmen ihn von der polierten Oberfläche der Säule. Langsam wandte sie sich um.
    Niemand hinderte sie, den kleinen Höhlenraum wieder zu verlassen. Den Kristall in der Hand, schritt sie zurück zu den drei Hexen, um an ihnen vorbei das Höhlenlabyrinth im tiefen gewachsenen Fels wieder zu verlassen.
    Der Widerstand der Hexen war nur Show gewesen. Eine Machtprobe, mehr nicht. Scheinbar hatte sie von Anfang an nicht die Absicht gehabt, Stygia das Auge wirklich zu verweigern. Sie hatte nur mit Stygia gespielt.
    Aber das würde ihnen die Fürstin der Finsternis so schnell nicht vergessen…
    ***
    Zamorra war wie gelähmt. Entsetzt starrte er den Torso an. Wo war Maximins Kopf?
    Die Hexe wurde deutlich sichtbar. Gab sie ihre Tarnung bewußt auf? Zamorra glaubte es nicht. Sie wurde geschwächt durch den ungeheuren Kraftaufwand, den sie gegen ihn mobilisieren mußte, weil sie offenbar immer noch versuchte, seinen geistigen Widerstand zu brechen.
    Daß das Amulett das grünleuchtende Schutzfeld nicht mehr aufrecht erhielt, hatte nichts an der Situation geändert. Zamorra wußte jetzt, daß es gegen die Macht der Yaga ohnehin unwirksam gewesen war.
    Er wünschte sich, er hätte Maximins Tod irgendwie verhindern können. Aber jetzt lag der arme Teufel ohne Kopf da, hatte nicht einmal den Hauch einer Chance gehabt! Und Saranow? Hatte die verfluchte Hexe ihn ebenfalls umgebracht?
    Sie kam heran!
    Sie wurde jetzt endgültig für Zamorra sichtbar! Ein verhutzeltes, häßliches Weib in einer erdbraunen Kutte! Sie ritt auf einem gußeisernen, schwarzen Kanonenofen, in dem helle Glut loderte! Die Hitze des Ofens schien sie nicht zu spüren, fühlte sich auf ihrem Reiteisen teuflisch wohl! Auf seinen Hühnerbeinen watschelte der Ofen mit seinem langen, mit Silberbronze angestrichenen Rohr heran.
    Die Yaga kicherte. Sie schwang ihr Fangeisen an der Leine wie ein Cowboy sein Lasso.
    Zamorra hakte sein Amulett von der Silberkette und wog es in der Hand. Das Fangeisen schwirrte heran. Er machte einen blitzschnellen, wilden Sprung zur Seite. Das Eisen zischte haarscharf an seinem Hals vorbei und traf ein paar Meter hinter Zamorra einen jungen Baum. Das Eisen grub sich tief in den etwa schenkeldicken Stamm nur einen halben Meter über dem Erdboden - und riß ihn mit seinem Wurzelwerk glatt heraus! Die Yaga zerrte am Seil. Der Baum wirbelte durch die Luft, stieg empor und raste dann in weitem Bogen wie ein Geschoß auf
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