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0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra herunter. Erst im letzten Moment klinkte sich das Fangeisen aus und kehrte zur Yaga zurück, und im allerletzten Moment schaffte Zamorra es, sich abermals zur Seite zu werfen und fortzurollen, ehe der mit gewaltiger Wucht herunterrasende Baum mit seinem erdverklumpten, schweren Wurzelwerk ihn erschlagen konnte.
    Noch während Baba Yaga das Fangeisen wirbelte, um es erneut durch die Luft zu schleudern, sprang Zamorra auf und warf sein Amulett wie einen Diskus. Die handtellergroße Silberscheibe schwirrte durch die Luft, kreuzte die Bahn des Fangeisens und traf den Hals der völlig überraschten Baba Yaga.
    Zornig röchelte sie auf.
    Sie war unverletzt geblieben, aber das Amulett hätte sie fast von ihrem Ofen gefegt. Aus dem zornigen Röcheln wurde ein blindwütiger Schrei. Erneut verfehlte das Fangeisen Zamorra, riß eine tiefe Furche in den Straßenbelag und wurde wieder eingeholt. Zamorra streckte die Hand aus und rief das Amulett zu sich zurück.
    Innerhalb einer Sekunde kehrte es in Zamorras Hand zurück.
    Zu langsam!
    Die Hexe mit ihrem hufeisenförmigen Fangeisen war schneller gewesen! Abermals raste es auf Zamorra zu, der diesmal keine Gelegenheit mehr bekam, auszuweichen. Im nächsten Moment lag das Eisen um seinen Hals.
    Und dann riß Baba Yaga an der Leine…
    ***
    Sid Amos spreizte die Finger seiner rechten Hand. Daß sie künstlich war, tat seiner Fähigkeit keinen Abbruch. Die Spitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger bildeten die Eckpunkte eines gleichschenkligen Dreiecks, in dem sich ein Bild manifestierte. Sid Amos konzentrierte sich auf Stygia.
    Er sah sie.
    Im ersten Moment konnte er nicht genau einordnen, wo sie sich befand. Da war ein weitverzweigtes, finsteres Höhlensystem…
    Amos erweiterte sein Sichtfeld. Er »sah« durch den gewachsenen Fels, konnte den Ort lokalisieren: Thessalia, eine griechische Landschaft historisch-mythischen Interesses. In den Felsen… die drei blinden Hexen. Amos wurde aufmerksam. Was wollte Stygia dort? Ihre Vorfahren besuchen? Sicher nicht aus reiner Familienfreundlichkeit…
    Amos beobachtete weiter. Er konnte nicht hören, was gesprochen wurde, und wie auch immer er die Beobachtungsperspektive drehte - irgendwie schaffte er es nicht, von Stygias Lippen zu lesen; von denen der Thessalischen Hexen ohnehin nicht, weil die sich in einer völlig anderen Weise artikulierten, wie sie als Blinde auch auf eine völlig andere Weise sahen.
    Daß Amos nichts erkennen konnte, lag vielleicht an der natürlichen Abwehr der Hexen, die ihre Geheimnisse nur allzugern hüteten, selbst vor ihresgleichen.
    Dann aber folgte Stygia einem Zeichen - und da endlich begriff Sid Amos, was sie begehrte.
    Das Auge!
    Vorübergehend war er handlungsunfähig, so sehr überraschte es ihn. An das Auge hatte er selbst seit Jahrtausenden nicht mehr gedacht. Es hieß, es sähe mehr als die Bildkugel in Merlins Saal des Wissens und Amos’ Fingerschau zusammengenommen! Mit dem Auge, wenn man es zu benutzen verstand, vermochte man vielleicht Anfang und Ende des Universums zu schauen. Und somit auch alles, was sich seit Anbeginn der Zeit in diesem Universum befand…
    Aber man mußte die Befähigung dazu besitzen. Ein Normalsterblicher würde mit dem Auge nichts anfangen können, außer es vielleicht als besonders schön funkelnden großen Kristall in eine Vitrine zu stellen und sich an seinem Glitzern und Funkeln zu erfreuen.
    Sid Amos erbleichte. Es gab für Stygia nur einen offensichtlichen Grund, nach dem Auge zu verlangen. Es gab derzeit nur eine einzige ihnen allen bekannte bedeutende Person im Multiversum, die sich jeder anderen Beobachtungsmöglichkeit entzog.
    Stygia wollte Julian finden…
    Und da sah Sid Amos rot…
    ***
    Zamorra stöhnte auf. Bemüht, das Amulett dabei nicht fallenzulassen, packte er mit beiden Händen zu und versuchte, sich das Fangeisen vom Hals zu reißen. Aber es gelang ihm nicht. Er wurde durch die Luft gewirbelt und glaubte, der Kopf werde ihm vom Hals gerissen. Er sah Maximin vor sich - tot, kopflos…
    Die Hexe gab einen triumphierenden Schrei von sich.
    Sie riß Zamorra mit sich!
    Von einem Moment zum anderen fiel der Ofen auf seinen vier Hühnerbeinen in Galopp und zeigte dabei, zu welcher Laufgeschwindigkeit er tatsächlich fähig war. Zamorra wurde hinter ihm hergeschleift. Fast glaubte er, sich in einem Wildwestfilm zu befinden, in dem blindwütige Cowboys einen gefangenen Indianer am Lasso hinter sich her durch den Staub schleifen. Sein Anzug riß
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