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051 - Die Hexe und ihr Henker

051 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 051 - Die Hexe und ihr Henker
Autoren: A.F.Morland
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Pfades, durch den Dschungel. Verkrüppelte Wurzeln versuchten sie zu Fall zu bringen.
    Schlinggewächse bildeten manchmal so widerstandsfähige Netze, daß das Mädchen gezwungen war, einen Umweg zu machen.
    Jeder Schritt war kräfteraubend, doch die Hexe aus dem Jenseits war der Ansicht, daß sie sich von der Dschungelstadt noch nicht weit genug entfernt hatte.
    Große ledrige Blätter verdeckten ihr die Sicht. Sie schlug sie zur Seite und machte den nächsten Schritt, doch ihr Fuß fand keinen Halt, sank ein in einen morastigen Boden.
    Ein heiserer Schrei entrang sich ihrer Kehle, während sie in den klebrigen Brei einsank. Ehe sie es verhindern konnte, steckte sie bis zur Hüfte im zähen Sumpf, und jede Bewegung ließ sie tiefer sinken.
    Verzweifelt versuchte sie sich umzudrehen, doch das war ihr nicht möglich. Äste ragten über den Morast. Sie streckte sich danach, berührte sie mit den Fingerspitzen, und die Blätter rissen ab, als sie sie zu sich herunterziehen wollte.
    Der braune Schlamm kroch an ihr hoch, ergriff mehr und mehr Besitz von ihr. Jede Anstrengung, die sie unternahm, um sich zu retten, kehrte sich ins Gegenteil um.
    Der tückische, tödliche Sumpf schlang immer mehr von ihr hinunter. Ein Befreiungsversuch konnte niemals fruchten, aber obwohl der Hexe aus dem Jenseits das klar war, konnte sie sich nicht tatenlos in ihr Schicksal fügen.
    Das Moor umschloß nun schon ihren Brustkorb, und sie hatte ein furchtbares Ende vor Augen. Wäre es nicht besser gewesen, von Tapandaro oder einem seiner Paviandämonen getötet zu werden?
    Sie konnte sich nur noch schlecht bewegen. Der Sumpf behinderte sie, seine klebrigen Finger krabbelten immer weiter an ihr hoch, erreichten ihren Hals, und sie konnte sich ungefähr ausrechnen, wann es vorbei sein würde.
    Arma gab ihr die Schuld daran, daß sie nun beide sterben würden, denn Roxane hatte ja so sehr darauf gedrängt, sich weit in den Urwald zurückzuziehen.
    Doch Vorwürfe konnten das schwarzhaarige Mädchen nicht retten. Endlich gab sich Roxane geschlagen. Es hatte keinen Sinn mehr, zu kämpfen.
    Sie ließ die Arme langsam sinken und schloß mit ihrem Leben ab.
    ***
    Etwas riß mich aus meiner Ohnmacht. Es mußte das Knallen von Schüssen gewesen sein. Ich öffnete die Augen und sah, daß ich mich in einem düsteren unterirdischen Raum befand.
    Benommen quälte ich mich auf die Beine. Der Boden unter meinen Füßen schien zu schwanken. Ich versuchte das auszugleichen, indem ich mich breitbeinig hinstellte.
    In meinen Kopf schien sich ein Bienenschwarm eingenistet zu haben. Aber das lästige Summen verebbte allmählich, und mir fiel ein, was meiner Bewußtlosigkeit vorangegangen war.
    Ich dachte an Vicky Bonney und hoffte, daß jemand sie inzwischen gefunden hatte.
    Die Schüsse! durchzuckte es mich. Wer hat sie abgegeben?
    Jetzt gellte ein entsetztes Gebrüll an mein Ohr. Ich drehte mich um und sah eine offene Tür in der dicken Steinmauer.
    Sekunden später tauchte Farley Walpo auf. Er befand sich auf der Flucht. Ich kam allmählich wieder in Form und wußte, was zu tun war. Hastig zog ich meinen Colt Diamondback aus der Schulterhalfter, was der Mörder mit der Axt beim ersten Versuch nicht zugelassen hatte, eilte zur Tür und nahm Walpo in Empfang.
    Als er meine Waffe in seinem Nacken spürte, versteifte sich sein Körper. »Das Spiel ist aus, Kaddo!« sagte ich schneidend.
    Durch die Tür trat Boram, und der Mörder mit der Axt duckte sich ängstlich. Als ich Vicky Bonney erblickte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Mich durchlief ein unangenehmer Schauer, als ich hörte, was sie erlebt hatte. Der Nessel-Vampir hatte sich zum erstenmal bewährt. Wenn er nicht eingegriffen hätte… Ich dachte lieber nicht weiter.
    Mr. Silver erschien; er brachte Inspektor Leplat mit.
    Farley Walpo rührte sich nicht von der Stelle.
    Gareth Leplat schüttelte den Kopf. »Ein Mörder, der vor fünf Jahren beerdigt wurde, dessen Skelett wir heute in seinem Grab liegen sahen… Kann mir einer von Ihnen erklären, wie so etwas möglich ist?«
    Der Inspektor blickte dabei ratlos in die Runde.
    Als sein Blick auf Boram traf, sagte er: »Und dann auch noch dieses Wesen… Es ist mir schleierhaft…«
    Ich sprach mit knappen Sätzen über meinen Job und hoffte, daß er bereit war, wenigstens einen Teil von dem zu glauben, was ich ihm erzählte. Der Ausdruck seiner Augen verriet mir, daß er weiterhin zweifelte, obwohl Boram neben ihm stand.
    »Wie nannten Sie Farley Walpo vorhin?«
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