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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange
Autoren: Edgar Wallace
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herein, aber die Eingeschlossenen sahen nur wenig vom Tageslicht, denn Ballen auf Ballen türmte sich vor dem Deckhaus, bis die kleinen Luken vollständig verdunkelt waren. Dadurch wurde auch die Zufuhr frischer Luft abgeschnitten, die Atmosphäre wurde dumpf und das Atmen beschwerlich. Offenbar hatte Fing Su diese Möglichkeit ganz außer Betracht gelassen. Die vier waren gezwungen, sich in den hinteren Raum zurückzuziehen, wo die Luft frisch war. Hier saßen sie nun Stunde um Stunde und lauschten. Die Schiffsschraube stand still, und die ›Umveli‹ verharrte fast eine Stunde mitten im Strom. Der Mut der Eingeschlossenen sank mehr und mehr, als wieder das dumpfe Pochen begann. Nach einiger Zeit fing das Schiff leicht zu rollen an - sie waren auf dem offenen Meer.
    Augenscheinlich waren die Ballen nur vor die Fenster und die Tür der äußeren Kabine gestapelt worden, um sie fremden Blicken zu entziehen, denn kaum war das Schiff auf freier See, als das Tageslicht wieder hereinströmte und die Ventilatoren wunderbare frische Luft in die Kabine wirbelten.
    Es war Zeit für das Frühstück, und alle warteten gespannt, daß die Tür sich öffnen würde. Die alte Amah hatte aufgehört zu weinen und zu lamentieren. Mürrisch hockte sie in einer Ecke der engen Kabine. Sie schien sich nicht in ihre Gefangenschaft finden zu wollen, und ihre Zähne klapperten. Die Eingeschlossenen hätten besser auf sie aufgepaßt, wenn sie geahnt hätten, daß diese fette Chinesin imstande war, ihren Plan zu Fall zu bringen. Erst später erfuhr Clifford Lynne, daß sie die Mutter des Kochs war, der das Frühstück hereinbringen sollte. Aus Angst um sein Leben stieß die Amah einen gellenden Schrei aus, als die Tür aufging. Der alte Joe Bray hatte die Frau zwar sofort gepackt und hielt ihr den Mund zu, aber es war schon zu spät. Jemand lugte durch eines der kleinen Fenster - es war Fing Su. Clifford merkte, daß der Chinese ihn erkannt hatte, zog kurz entschlossen seine Pistole und feuerte zweimal. Das Glas der Luke splitterte durch den Raum.
    »Jetzt ist es passiert!« brummte der Inspektor.
    Sie hörten einen schrillen Pfiff, und durch die Fensterluken sah Clifford einen Schwärm bewaffneter Kulis vom Vorderdeck heraneilen. Einige schnallten noch im Laufen ihre Patronengürtel an. Cliff hatte gerade noch Zeit, vom Fenster zurückzutreten, als ein Schuß das zweite Fenster zerschmetterte. Ein umherfliegender Glassplitter traf seine Wange. Gleich darauf ging auch die dritte Fensterluke in Trümmer, und drei Gewehrläufe schoben sich durch die leeren Öffnungen. Die Männer in der Kabine warfen sich zu Boden und suchten Deckung an der Stahlwand. Clifford hatte Joan an sich gerissen, als die Schüsse krachten. Jetzt erfaßte er mit raschen Griff einen Gewehrlauf und zerrte die Waffe herein.
    In diesem Augenblick entwich die alte Amah, und alle waren erfreut darüber. Gleich darauf erschien ein dunkler Gegenstand in Cliffords Blickfeld, und er hatte schon die Finger am Abzug, als er merkte, daß es nur ein Besen war.
    »Nicht schießen«, warnte Joe Bray. Er hielt in jeder Hand eine Pistole, hatte aber bis jetzt noch keine Patrone vergeudet. »Die wollen uns 'reinlegen. Wir müssen Munition sparen!«
    Von draußen hörte man Fing Sus plappernde Befehle und eine tiefere Kommandostimme. Clifford vermutete ganz richtig, daß es der Kapitän des Schiffes sei, und ein vorsichtiger Blick durch das Fenster zeigte ihm, daß er Neger war - wie Clifford später erfuhr, neben dem Zahlmeister der einzige NichtChinese der Besatzung.
    Plötzlich wurden die Gewehrläufe aus den zerbrochenen Fenstern zurückgezogen, und die Eingeschlossenen hörten, wie etwas an Deck entlanggeschleift wurde. Die Zugangstür wurde verrammelt und verkeilt.
    »Sofort nach hinten!« schrie Willing. Clifford schob Joan in die Innenkabine, und im gleichen Augenblick erschien die Messingöffnung eines großen Wasserschlauches in einem der zerbrochenen Fenster. Das Wasser rauschte herein und stieg schnell an, ein zweiter Schlauch wurde hereingeleitet, und das Wasser floß jetzt bereits über die erhöhte Bordschwelle der Innenkabine. Offenbar ging die Sache Fing Su nicht schnell genug, denn er ließ noch zwei weitere Schläuche in Tätigkeit setzen. Clifford stellte eine kurze Berechnung an und grinste. Lange, bevor das Wasser die Höhe der Fenster erreicht hatte, mußte sich etwas ereignen das Fing Su offensichtlich nicht bedacht hatte. So viel hatte Cliff noch von seiner
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