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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange
Autoren: Edgar Wallace
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den Clifford Lynne in jener Nacht sah, als er seinen unangemeldeten Besuch in Peckham gemacht hatte. Bevor die Verfolger ihn einholen konnten, war Spedwell über die Mauer auf den schlammigen Weg gesprungen und entfloh zum Kanalufer.

35
    »Hier ist noch eine Tür«, rief Inspektor Willing plötzlich aus.
    Er untersuchte die Wand der inneren Kabine mit Hilfe seiner Taschenlampe und zeigte auf eine viereckige Öffnung, die von der anderen Seite aus geschlossen war.
    »Das nützt uns nichts«, entschied Clifford Lynne nach kurzer Besichtigung. »Wir müssen warten, bis jemand hereinkommt, um das Bett zu richten. Wenn meine Vermutung stimmt, wird die ›Umveli‹ in einer oder zwei Stunden auslaufen. Ich habe vorhin noch festgestellt, daß alle Lichter auf dem anderen Schiff gelöscht sind. Sie werden wohl gerade dabei sein, die Buchstaben zu ändern.«
    »Worauf warten die denn noch?« knurrte Joe. »Ich dachte immer, die brauchen hohen Wasserstand, um auszulaufen, und die Flut ist doch jetzt auf ihrem höchsten Punkt. Bei diesem Regen ist es wahrhaftig dunkel genug, um selbst ein Schlachtschiff zu verstecken!«
    Die Tür, hinter der sie gefangensaßen, hatte eine Anzahl von Luftlöchern, und das gab Lynne die Möglichkeit, die größere Kabine zu beobachten. Die Matrosen hatten die Beleuchtung angelassen, und Clifford sah durch eine gegenüberliegende Türöffnung ein schwaches Licht, das sich hin und her bewegte und schließlich mittschiffs verschwand. Aus dem Maschinenraum unter ihren Füßen drang das Summen und Schwirren des Dynamos an ihre Ohren, und während sie noch lauschten, hörten sie ein schwaches Brausen.
    »Sie stehen unter Dampf«, rief Willing. »Es hat ganz den Anschein, daß Ihre Theorie richtig war, Lynne. Wir werden noch einiges erleben!«
    Es gab auch noch andere Anzeichen reger Tätigkeit. Über ihren Köpfen hörten sie Fußgetrappel und den Singsang der Matrosen, die ein Boot einholten und innenbords schwangen.
    Um viertel vor drei klirrte die Ankerwinde, und fast gleichzeitig hörte Clifford eine wohlbekannte Stimme. Die Tür der äußeren Kabine flog auf, und Fing Su im langen, pelzgefütterten Mantel stolzierte majestätisch herein.
    »Hier in diesem Zimmer werden Sie wohnen, mein Fräulein. Aber wenn Sie nicht ruhig sind und mir Ärger machen oder schreien, werde ich eine zweckmäßiger ausgestattete Kabine für Sie finden!«
    Clifford Lynne mußte einen Schrei unterdrücken, als er das blasse junge Mädchen sah, das Fing Su in die Kabine folgte. Es war ohne Hut und vom Regen durchweicht, aber es hielt den Kopf hocherhoben, und in seinen Augen war keine Furcht zu lesen. Das Herz tat ihm weh, als er Joan Bray erkannte.

36
    Eine Stunde zuvor hatte das Krachen ihrer aufsplitternden Tür Joan aus einem unruhigen Schlaf gerissen, und Fing Su, der unbemerkt im Hintergrund stand, fand keine Erklärung für die Ruhe und Gelassenheit, mit der sie sich darein fügte, zum wartenden Wagen getragen zu werden. Die Nacht war dem Unternehmen günstig. Die Straßen waren leer, und die beiden geschlossenen Autos fuhren mit Höchstgeschwindigkeit nach Rotherhithe. Erst als Joan auf der trostlos verlassenen Werft ausstieg, bemerkte sie, daß sie einen Leidensgefährten hatte, einen Mann, um dessen Kopf ein weißes Tuch gehüllt war, unter dem sein Ächzen und Wimmern hervordrang. Joan stieg wackelige Stufen hinunter zum Wasser und wurde von kräftigen Armen in ein Boot gehoben. Auf die Fahrt zum Schiff konnte sie sich nicht mehr recht besinnen. Sie hatte nur noch eine undeutliche Vorstellung, daß jemand sie eine steile Leiter in die Höhe trug, dann wurde sie auf ein nasses und schlüpfriges Deck niedergesetzt. Joan nahm alle Kraft zusammen und stand auf. Und dann sah sie durch den strömenden Regen die beobachtenden Augen Fing Sus, der sie in eine ärmlich möblierte Kabine bringen ließ.
    Fing Su ging zur Tür und rief einen Namen, der ihrer Meinung nach wie ›Mammy‹ klang. Sogleich watschelte eine fette Chinesin herein und wischte ihre Hände an einer schmutzigen Schürze ab.
    »Das ist Ihr Schlafzimmer, Fräulein«, sagte der Chinese und drückte auf die Klinke. Die Tür öffnete sich handbreit.
    »Hör zu, Amah!« Er sprach die alte Frau im Honan-Dialekt an. »Du wirst bei diesem Mädchen bleiben und es nicht aus den Augen lassen. Wenn sie schreit, sorgst du dafür, daß sie ruhig ist, und wenn du das nicht tust -« Er hob drohend die Hand, und die Chinesin wich erschrocken zurück.
    Das Schiff hatte
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