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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange
Autoren: Edgar Wallace
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    »Verdammte Höllenbrut!« entfuhr es Clifford Lynne. »Wer hat die hierher gebracht?«

5
    »Es war ein Chinese«, stammelte der Diener.
    »Ein Chinese?«
    Der Diener zeigte verschüchtert auf die geöffnete Glastür, die auf den Rasenplatz führte. Mit einem Sprung setzte Clifford Lynne hindurch und fegte wie ein Sturmwind über die Rasenfläche. Zwei Sekunden später war er hinter der hohen Buchenhecke verschwunden.
    Damit war der Bann gebrochen. Letty bekam einen hysterischen Anfall, schrie und lachte und rang die Hände, so daß Joan alle Mühe hatte, sie zu beruhigen. Unter dem Tisch wand sich noch immer die getötete Schlange - und der Raum war von beißendem Qualm erfüllt.
    Jetzt stürzte auch Mabel herein. Sie sah das Reptil auf dem Fußboden und starrte von ihrer Schwester zu Joan, und von Joan auf ihren aschfahlen Vater.
    »Dieser fürchterliche Mensch - er hat Letty umbringen wollen!« kreischte sie.
    »Ruhe jetzt!« schrie Stephen Narth und machte dem Tumult ein Ende. Er war wieder Herr im Hause.
    »Haltet jetzt gefälligst den Mund! Verdammt- noch mal! Die einzige, die hier Verstand hat, ist Joan. Reißt euch zusammen!« Letty erhob sich taumelnd.
    »Tatsächlich eine Schlange!« Narth starrte auf das Tier herunter, seine Würde hatte einen leichten Stoß erlitten. »Puh! Bringen Sie das Ding heraus, aber fassen Sie es mit der Feuerzange an«, befahl er dem Diener. »Hat Lynne geschossen, Joan? Ich habe gar nicht gesehen, daß er eine Pistole gezogen hat.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht - ich habe nur den Schuß gehört.« Mr. Narth wies auf die Schlange; der Diener packte den noch zuckenden Schwanz mit der Zange.
    »Er hat gesagt ›Verdammte Höllenbrut!‹« bemerkte Joan in tiefem Nachdenken.
    Die Mädchen sahen ihren Vater an.
    »Wer war denn der Mann? Ein Landstreicher?« fragte Letty. Mr. Narth schüttelte den Kopf.
    »Das war Clifford Lynne«, antwortete er, und die Schwestern schnappten nach Luft. Diese Vogelscheuche! »Was! Das ist der Mann, der mich...?«
    Narth blickte bedeutungsvoll zu Joan hinüber. Sie stand am offenen Fenster und hatte ihre Augen mit der Hand gegen die tiefstehende Sonne geschützt. Clifford Lynne kam im gleichen Augenblick zurück, als der Diener das tote Reptil mit der Feuerzange über den Rasen schleifte. Als Lynne die Schlange erblickte, blieb er stehen.
    »Soso, ein Gelbkopf!« sagte er nachdenklich. »Ein Gelbkopf, was für ein Bursche!«
    Letty dämpfte ihre Stimme, als der merkwürdige Mann gemächlich in das Zimmer geschlendert kam, die Hände in den Hosentaschen.
    »Hat jemand hier in der Nähe einen Chinesen gesehen?«
    erkundigte er sich.
    Letty und Mabel antworteten gleichzeitig, obwohl Lynne sich an die einzige Person in der Bibliothek gewandt hatte, die während des Vorfalls weder vor Angst gezittert noch sonstige Anzeichen der Panik gezeigt hatte.
    »Zwei Chinesen?« wiederholte er. »Das habe ich mir doch gleich gedacht!«
    Der Fremde stellte sich an die geöffnete Glastür und starrte nachdenklich in den Garten. Dann kam er zum Tisch zurück und nahm behutsam die Watte aus dem Kasten, Lage für Lage.
    »Es war nur eine Schlange! Aber was für eine Idee!«
    Lynne spähte wieder hinaus.
    »Ich hätte eher gedacht, daß sie ein Messer nehmen würden. Diese Burschen sind hervorragende Messerwerfer. Einer von ihnen hat vor einem Jahr einen meiner Vorarbeiter auf eine Entfernung von hundertzwanzig Yards erdolcht.«
    Lynne sprach nur zu Joan, und seine Stimme klang liebenswürdig und zuvorkommend.
    »Haben Sie den Täter erwischt?« fragte das Mädchen.
    Der bärtige Mann nickte.
    »Gefangen, verurteilt und aufgehängt. Eigentlich war er ein ganz netter Kerl - aber viel zu temperamentvoll!«
    Cliffords Blick fiel auf Letty, die ihre rosigen Lippen verächtlich schürzte, aber es berührte ihn anscheinend nicht.
    »Sind Sie es?« fragte er schroff.
    Letty fuhr zusammen.
    »Nein - ich, was meinen Sie überhaupt?«
    Sie wußte ganz genau, was er meinte.
    »Ich soll hier irgendein Mädchen heiraten.«
    Nun schaute er Mabel an, die dunkelrot wurde, und deren himmelblaue Augen vor Wut sprühten.
    »Weder meine Schwester noch ich sind die Glückliche«, erklärte sie schnippisch. »Sie müssen sich an Joan wenden.«
    Jetzt endlich stellte Mr. Narth seine Nichte vor.
    »Oh!«
    Nur »Oh!«. Das konnte alles mögliche bedeuten - Enttäuschung oder Erleichterung oder einfach nur Überraschung.
    »Nun gut, hier bin ich. Und ich bin bereit für
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