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0504 - Lorna, die Löwenfrau

0504 - Lorna, die Löwenfrau

Titel: 0504 - Lorna, die Löwenfrau
Autoren: Jason Dark
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zukam. Der Käfig schwankte gleich mit. Ich warnte ihn. »Gib acht, sonst landen wir noch unten. Kein Mensch kennt die Tiefe.«
    »Ich kann ja mal runterspucken!«
    Der Humor verging uns, denn die Dunkelheit wich, weil sie vom hellen Licht vertrieben wurde. Gleich mehrere Lampen leuchteten den Raum aus, in dem wir uns befanden.
    Die Lampen waren gut verteilt worden. Sie hingen an den vier Ecken unter der Decke. Ihr Schein traf sich genau in der Mitte, wo auch unser Gefängnis hing.
    Es war tatsächlich ein Käfig. Es hing an der Decke und schwebte mindestens zwei Körperlängen über dem Steinboden eines Kellergewölbes.
    Wir sahen vor uns die schwarzen Gitterstäbe. Sie kamen mir vor wie gefrorene schwarze Mambas.
    »Ich hasse Käfige«, sagte Bill. »Einmal hat man mich darin zu lange eingesperrt.«
    Er spielte damit auf einen Fall an, der schon einige Jahre zurücklag und ein schrecklicher Alptraum gewesen war. [1]
    Das Licht war von außen eingeschaltet worden. So sehr wir das Verlies auch durchsuchten, einen Menschen entdecken wir nicht.
    Dafür hing an der Wand gegenüber ein großes Bild.
    Es zeigte eine nackte Frau. Ihre Haare waren eine wilde, rote Mähne, die Haut schimmerte weiß. Die schweren Brüste paßten auch zu den muskulösen Armen und Beinen.
    Wie hingegossen lag diese Person auf dem Körper eines Löwen, während im Hintergrund ein Baum seine kahlen Äste halbkreisförmig in den Himmel reckte.
    Mich interessierte das Gesicht. Ich hatte von der Person Bilder gesehen. Es waren die Aufnahmen einer Mörderin gewesen. Die Person auf dem Löwenkörper war keine Geringere als Lorna Delaney, nach der uns Dr. Lataresse gefragt hatte.
    »Kennst du die Dame?« fragte Bill.
    »Nur vom Bild.«
    »Das reicht auch.«
    Wir standen nebeneinander. Das Bild der rothaarigen Schönheit war von uns lange genug betrachtet worden. Meine Blicke galten jetzt der Eingangstür.
    Es war damit zu rechnen, daß man uns nicht mehr lange allein lassen würde. Die hatten uns sicherlich nicht in den Käfig gesteckt, um uns langsam verhungern zu lassen.
    Die Tür bestand aus Holz. Sie hob sich in ihrer Farbe kaum von dem düsteren Mauerwerk ab. Die dicken Steine dämpften die Geräusche, dennoch senkte Bill seine Stimme zu einem Flüstern, als er die nächste Frage stellte. »Wer weiß eigentlich, daß wir hierher gefahren sind?«
    »Niemand.«
    »Du bist dir sicher?«
    »Klar.«
    »Dann wird uns auch kaum jemand hier herausholen.«
    »Das stimmt.« Ich hatte nach meiner Beretta getastet und festgestellt, daß sie verschwunden war.
    Bill lachte leise. »Gib dir keine Mühe, Alter, mir haben sie die Kanone auch weggenommen.«
    Ich hob die Schultern. »Hast du schon mal mit bloßen Händen gegen einen Löwen gekämpft?«
    »Nein, aber mach es wie Tarzan. Der nahm auch immer seinen Dolch.«
    »Wenn ich meinen mal hätte.«
    Ein Quietschen unterbrach unser Gespräch. Es war entstanden, weil jemand von außen her die Tür aufdrückte. Die häßlichen Laute entstanden an den Angeln, die unbedingt einmal hätten geölt werden müssen. Uns störte es, die Ankömmlinge weniger.
    Dr. Lataresse hatte seine fünf Frauen vorgeschickt. Sie betraten den Kellerraum wie die Mitglieder einer Prozession. Ihre Haltung konnte man als ehrfürchtig bezeichnen. Auch jetzt trugen sie ihre langen senffarbenen Kutten, aber sie hatten sich bewaffnet, denn sie hielten lange Stangen in den Händen, an deren Spitzen sich Haken befanden, die wie gekrümmte Metallfinger aussahen.
    Sie blieben nicht hintereinander stehen. Mit kaum hörbaren Schritten brachten sie Distanz zwischen sich und bauten sich im Halbkreis vor unserem Käfig auf.
    Dort blieben sie zunächst einmal stehen.
    Keiner von ihnen sprach. Die Tür blieb weiterhin offen für ihren Meister. Noch aber wehte nur dumpfe Kellerluft aus dem Gang in unser Verlies.
    Dann kam er!
    Diesmal nicht als Mutation, sondern als Mensch. Zum erstenmal sahen wir den Mann, der die Klinik leitete und Dr. Lataresse hieß, so, wie er sich wohl auch tagsüber zeigte.
    Er war schon eine imponierende Erscheinung selbst in diesem Kunstlicht konnten wir dies erkennen.
    Christopher Lee hatte damals den Dracula hervorragend gespielt.
    Seine Auftritte gehörten schon zur Filmgeschichte. Ähnlich wie er betrat auch Dr. Lataresse das große Kellerverlies.
    Er trug seinen grünschwarzen Mantel mit der ihm eigenen Lässigkeit. Seine Haare besaßen eine schlohweiße Farbe. Es war gescheitelt und bildete stufenweise Locken, die erst nahe
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