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0503 - Adelige Blutsauger

0503 - Adelige Blutsauger

Titel: 0503 - Adelige Blutsauger
Autoren: Jason Dark
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zivile Fahrzeuge unter den Dächern eines Carports stehen.
    Soldaten sah ich keine. Es gab nicht einmal einen Schlagbaum.
    Mich interessierte auch nicht so sehr das Camp, als vielmehr die nahe Umgebung. Mein Blick glitt rechts an der Bergflanke hoch, wo auf der Spitze ein graues Gemäuer stand. Noch hob es sich vom Dämmerlicht ab. Ich identifizierte es als eine Burg.
    Sie stand dort oben wie ein steinerner, stummer Wächter. Auf mich machte sie einen bedrohlichen Eindruck.
    Kelso lenkte den Wagen bis vor die größte Baracke. Wahrscheinlich befand sich in ihr das Hauptquartier.
    »Sie können aussteigen, Sinclair. Für Sie ist der Job zunächst einmal beendet.«
    »Zunächst?« fragte ich nach.
    »Ja.« Sein Bart bewegte sich, als er grinste.
    Ich kam mir ein wenig auf den Arm genommen vor. Hier schienen alle Bescheid zu wissen, nur mich hatte man ins kalte Wasser geworfen, damit ich schwimmen lernte.
    Der Kampfanzug war verdreckt. Die Unterwäsche klebte auf der Haut. Ich sehnte mich nach einer Dusche.
    Kelso ging vor. Er öffnete mir sogar eine Tür und ließ mich eintreten. Wie in allen Camps konnte man eines nicht erwarten, Gemütlichkeit. Der Gang war kahl, die Lampen billig, sie gaben aber genügend Licht. Kelso ging wieder vor.
    Als er stehenblieb, klopfte er zweimal hart gegen eine Tür, hörte eine Antwort von innen und öffnete.
    »Alles klar, Captain?«
    »Yes, Sir!«
    »Dann lassen Sie Sinclair mal kommen.«
    »Er ist hier, Sir!« Kelso trat zur Seite, damit ich an ihm vorbeigehen konnte.
    Ich betrat ein spartanisch eingerichtetes Büro. Ein Schreibtisch, Aktenschrank, Stühle, mehrere Telefone und zwei Männer, die mich anschauten. Einer von ihnen trug die Uniform eines Commanders.
    Er war etwas älter als ich, ein drahtiger Knabe mit glatter, sonnenbrauner Gesichtshaut. Er wirkte wie ein Mann, der ständig auf dem Sprung steht.
    Seinen Namen kannte ich nicht. Dafür aber den Namen des anderen Gentleman um so besser.
    Es war Sir James Powell, mein Chef, seines Zeichens Superintendent bei Scotland Yard.
    »Da sind Sie ja, John«, sagte er. Die Eulenaugen hinter den dicken Brillengläsern zogen sich zusammen. »Sie haben sich ja nicht gerade wie ein Held verhalten.«
    »Ich habe auch nie behauptet, einer zu sein, Sir. Aber darf ich vielleicht mal erfahren, weshalb Sie mich das kleine Training am Abend haben machen lassen. Und dazu in einer Gegend, in der sich Füchse und Hasen gute Nacht sagen?«
    »An diese Gegend werden Sie sich gewöhnen müssen, John!«
    »Wollen Sie mich hier schleifen? Sie kennen ja meine Einstellung zu gewissen Militärs. Lieber Gitarren als Knarren, sage ich immer.«
    Sir James nickte, während der Commander leicht zusammenzuckte. Mit solchen Leuten bin ich noch nie gut ausgekommen.
    »Gehen Sie erst einmal duschen, John. Ihre Zivilkleidung habe ich auch bereitstellen lassen.«
    »Wie nett.«
    »Kelso wird Ihnen den Weg zeigen.«
    Der Captain legte eine Hand auf meine Schulter. »Kommen Sie, Sinclair, die Dusche wartet.«
    »Wenigstens etwas, auf das man sich freuen kann«, erwiderte ich und folgte ihm…
    ***
    Es war eine Dusche für fünfzehn Leute. Unter der Decke hingen die Brausetassen nebeneinander. Die Fliesen waren graugrün und zum Glück rutschfest. Das Wasser tat mir gut. Heiß prasselte es auf meinen nackten Körper.
    Nach dem Abtrocknen ging ich in den Vorraum, wo meine Sachen bereitlagen und Kelso wartete. Er starrte zu Boden, als ich mich anzog.
    »Haben Sie was?« fragte ich.
    »Eigentlich nicht, aber hier ist eine große Scheiße passiert. Deshalb haben wir Sie kommen lassen.«
    »Und durch das Gelände gehetzt.« Ich schloß die Knöpfe meines senfgelben Hemdes.
    »Das war nicht meine Idee!«
    »Wessen dann?«
    »Fragen Sie Ihren Chef.«
    Ich stopfte das Hemd in die Hose. »Kelso, irgendwas stimmt hier nicht. Was soll das Getue?«
    »Ich bin nur ausführendes Organ und kein Planer.« Er stand auf und reckte sich. »Wir sehen uns später«, sagte er.
    »He, warten Sie mal.«
    An der Tür drehte er sich um. Jetzt sah ich, daß er gelbliche Pupillen besaß. »Was ist denn?«
    »Ich habe das Gefühl, hier länger bleiben zu müssen.«
    Er hob die Schultern. »Das liegt an Ihnen.«
    »Wieso?«
    »Wie schnell Sie mit Ihrem Job fertig werden.«
    »Ach, so ist das.«
    »Sicher.« Er ging, ohne noch ein Wort zu sagen. Ich war mit meinen Gedanken und Vermutungen allein.
    Sosehr ich auch nachdachte, ich kam zu keinem Resultat. Da man mich hergeholt hatte, um eine Arbeit zu
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