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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schlang sich irgendwo in der Technik an einer sicheren Stelle fest. Die Wärme, die von der großen Maschine ausging, behagte der Schlange.
    Sara Moon ging weiter. Sie fühlte, daß es nicht gut war, sich im Pub sehen zu lassen, solange der Rolls-Royce noch vor der Tür stand.
    ***
    Nicole bekam nicht mit, wer sich draußen für den Rolls-Royce interessierte. Sie war mit dem Wagen des Lords ins Dorf gefahren, weil ihr kein anderer fahrbarer Untersatz zur Verfügung gestanden hatte. Sie hatte im kleinen Laden ein paar Dinge eingekauft - Butler William hatte in den letzten Tagen bei seinen Einkäufen an nahezu alles gedacht, nur nicht daran, wie rasch bestimmte Baby-Artikel sich verbrauchten. Nachschub war vonnöten; und weil Nicole noch ein paar persönliche Besorgungen hatte machen wollen und außerdem durch das Amulett bestens vor schwarzmagischen Angriffen geschützt war, war eben sie gefahren und nicht der Butler, dem die magische Silberscheibe keinen Nutzen brachte. Ein Kurzbesuch in Ulluquarts Pub war dabei stets unumgänglich. Diese Sitte hatte der Lord über Jahrzehnte gepflegt, desgleichen sein Butler, und Freunden und Besuchern war diese Tradition ebenfalls nahegebracht worden. Also pflegten auch Zamorra und Nicole sich daran zu halten, und weil der Krämerladen und der Pub so etwas wie die Tageszeitung in Cluanie darstellten, waren beide schon seit Jahren im Ort bestens bekannt und hatten fast schon Einwohnerstatus.
    Deshalb begann Keith Ulluquart schon bei ihrem Eintreten Wein in ein Glas zu schenken. Aber jetzt stellte er die Flasche ab. »Umbringen, Mademoiselle Nicole? Der Mann ist ein Mörder? Und einen Mörder lasse ich mein Bier trinken und telefonieren? Was will der Kerl hier?«
    »Ich will diesmal niemanden umbringen«, sagte Stan McMour fahrig. »Im Gegenteil. Ich…«
    Aus dem Telefon kam Williams Stimme, die inzwischen etwas verärgert klang, weil er auf seine Anfrage nach dem Grund des Verbindungswunsches keine Antwort mehr bekam. Entschlossen pflückte Ulluquart ihm den Hörer aus der Hand. »Sorry, William, aber es dürfte sich erledigt haben.« Kurz drückte er auf die Gabel und wählte dann neu.
    Nicole winkte ab. »Constable McCloud brauchen Sie nicht zu belästigen. Das regeln wir unter uns. Keith, dieser Mann hat vor Tagen versucht, den Laird zu ermorden. Er gab sich als Notarzt aus und wollte Sir Bryont ein wenig Luft in die Vene spritzen. Komischerweise setzte ihn Haftrichter McLeod tags darauf auf höhere Anweisung hin schon wieder auf freien Fuß. Toll, was? McMour, sind Sie gekommen, um nachzuholen, was neulich nicht geklappt hat? Pech, denn der Laird ist auch ohne Ihre Einwirkung gestorben.«
    »Und jetzt soll ich das Kind ermorden, aber das kann ich doch nicht!« platzte McMour heraus.
    Nicole traf es wie ein Schlag ins Gesicht. »Sie sollen…? Und da spazieren Sie einfach so herein und…« Sie verstummte, riß beide Arme hoch und schüttelte den Kopf. »Ich begreif’s nicht. Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben? Torre Gerret?«
    Ulluquart spitzte die Ohren. Hinter seiner Stirn begannen ein paar unsichtbare Rädchen zu rotieren.
    »Ja, Gerret. Heißt er Torre? Wußte ich nicht, Miß, aber hören Sie doch auf, mich so anzustarren! Das tut ja weh!«
    »Sagen Sie nicht, Sie wären auch noch sensibel!« entfuhr es Nicole. Ihr war nicht bewußt, McMour so intensiv angestarrt zu haben. Er war auch der erste Fall, der eine telepathische Sondierung als Schmerz empfand. Nicole ging auf Nummer sicher. Was McMour sagte, prüfte sie. Sie wollte keinen Fehler begehen. Dafür war die Sicherheit des Kindes zu wichtig. Dämonen und Hexer kamen wegen der Abschirmung nicht an ihn heran, normale Menschen aber konnten zu einer Gefahr werden.
    »Was soll das heißen?« fragte McMour.
    »Daß ich Telepathin bin!« eröffnete Nicole. »Ich kann in Ihren Gedanken lesen.«
    Das verblüffte sogar Ulluquart. Von dieser Fähigkeit der schönen Französin hatte er nichts gewußt.
    »Ich weiß«, murmelte McMour. »Sie haben mich ja auch im Castle durchschaut. Himmel, was wird hier gespielt? In was bin ich hineingeraten? Ich soll einen uralten Mann, der ohnehin bald stirbt, umbringen, werde geschnappt, werde ohne Kaution wieder freigelassen, und heute pflücken mich Gerrets gekaufte oder nachgemachte Gesetzeshüter aus ’ner Kneipe, und mir wird erzählt, daß ich jetzt ein Kind umbringen soll! Bloß von diesem Franzosen soll ich die Finger lassen und den notfalls sogar schützen! Ich begreif’s nicht mehr,
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