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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wenn McMour sich vorhin im Auto nicht verhört hatte, hatte ausgerechnet Gerret sich auf irgendeine Weise für seine Freilassung eingesetzt. Wer das fertigbrachte, der konnte auch noch mehr und hatte die Staatsorgane zumindest teilweise im Griff, durch Bestechung, Erpressung oder sonstwie.
    Vermutlich war es sicherer, sich mit Gerrets unmittelbaren Gegnern zusammenzutun. Also mit Lord Saris und mit diesem Franzosen, der ihn beim mißglückten Attentatsversuch aus dem Verkehr gezogen hatte.
    Stan McMour setzte sich in seinen Wagen und fuhr von Inverness nach Cluanie Bridge.
    Dreimal glaubte er, während dieser Fahrt, einen Schatten hinter sich zu haben, der ihn überwachte, und jedesmal gab er sich alle Mühe, diesen Beobachter abzuhängen. Danach konnte er immer noch nicht sicher sein, nicht mehr beobachtet zu werden, aber das machte nichts. Seine Aufpasser sollten ruhig die Kontaktaufnahme mitbekommen. Offiziell konnte das ja zu einem neuen Mordplan gehören.
    Daß Stan McMour zur anderen Seite überlief, würden sie hoffentlich erst zu spät erfahren.
    McMour stoppte seinen Wagen vor der einzigen Kneipe des kleinen Ortes am Loch Cluanie. Er hatte die Telefonleitung gesehen, die von diesem Haus ausging. Den Oberleitungen nach, schien es überhaupt nur vier oder fünf Telefone im ganzen Dorf zu geben. Das war ärgerlich, denn das erleichterte »dem Feind« das Abhören, aber es ließ sich auch nicht ändern.
    McMour betrat den Pub, bestellte in Folge drei Biere, von denen er eineinhalb still und heimlich versickern ließ, und bat dann ums Telefon. Eine Fünf-Pfund-Note und die Versicherung, es handele sich ganz bestimmt nicht um ein Satellitengespräch nach Übersee, erweichte das Herz des Wirtes. Aber nicht dessen Mißtrauen; argwöhnisch verfolgte Keith Ulluquart, welche Nummer der Fremdling anwählte. »Eh, das ist doch das Caer!« stieß er hervor.
    McMour stutzte. »Caer?« fragte er, während er aufs Freizeichen wartete. Er trug zwar einen schottischen Namen, aber seine Familie wohnte schon seit drei Generationen im Süden der Insel. Mit den alten Begriffen wie ›Caer‹ oder ›Laird‹ konnte er herzlich wenig anfangen.
    »Engländer«, murmelte der Schotte Ulluquart denn auch prompt und fand seinen fremden Gast gar nicht mehr so sympathisch.
    McMour, der auf die Verbindung wartete, bekam den falschen Zungenschlag des nationalstolzen Wirts mit. »Haben Sie was gegen Engländer, Sir?« hakte er nach.
    »Wie kommen Sie darauf, Mister? Wir Schotten und ihr Engländer, wir sind doch ein großes Volk, durch eine gemeinsam bewohnte Insel sorgsam voneinander getrennt! Telefonieren Sie noch lange, Sir?«
    Er hatte ja noch nicht einmal die Verbindung, statt dessen aber das Gefühl, daß in Schottlands kleinen Dörfern auch das Telefon noch per Rauchzeichen funktionierte, wenn überhaupt. Dann endlich meldete sich jemand in Llewellyn-Castle.
    »Ich möchte Seine Lordschaft sprechen«, sagte McMour. »Bitte, verbinden Sie mich weiter. Es ist wichtig, geht um Leben und Tod.«
    »Das dürfte auf diverse Schwierigkeiten stoßen, McMour«, sagte eine Stimme hinter dem Killer. »Seine Lordschaft geruhen mehr als unpäßlich zu sein - genauer gesagt: Er ist tot. Aber das ist doch ganz in Ihrem Sinne, oder?«
    McMour fuhr herum.
    Er hatte die Frau nicht bemerkt, die völlig lautlos den Pub betreten haben mußte. Sie starrte ihn durchdringend an. »Wen wollen sie diesmal umbringen, McMour?«
    Ein kalter Schauer überlief ihn. Es war die Frau, die Gedanken lesen konnte.
    Die hatte ihm gerade noch gefehlt!
    Ihm brach der Schweiß aus.
    ***
    In Merlins Augen entdeckte Zamorra einen eigenartigen Glanz, den er bei dem alten Zauberer noch nie zuvor gesehen hatte. Merlin wirkte unstet. »Ich sollte in den Saal des Wissens gehen«, murmelte er. An dem, was Zamorra und Teri zu sagen hatten, schien er überhaupt nicht interessiert. »Dort werde ich es erfahren. Ich muß es erfahren.«
    »Was?« fragte Zamorra.
    »Die Halluzinationen, die Stimme«, sagte Merlin. »Sie riet mir, den Saal des Wissens aufzusuchen. Dort würde ich meine wahre Bestimmung erfahren. Dort werde ich auch erfahren, ob es eine Halluzination war oder nicht. Vielleicht zeigt mir der Saal des Wissens auch, wie die Schlange in die Burg gekommen sein kann, wenn sie keine Halluzination ist, wie du behauptest.«
    »Letzteres ist der einzige vernünftige Grund, der dafür spricht, daß du dort hingehen sollst«, sagte Zamorra. »Deine Bestimmung kennst du, du erfüllst sie
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