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Titel: 05
Autoren: Nur über meine Leiche
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Eingangstür aus Kirschbaumholz geöffnet.
    Sophie trug ein schickes dunkelblaues Kostüm mit einem niedlichen kurzen Rock, passendem Rollkragenpullover, schwarzen Strumpfhosen und schwarzen (igitt!) Joggingschuhen. Ich weiß, das ist praktisch für berufstätige Frauen, aber passten denn Sneakers wirklich zu einem Kostüm? Der Anblick tat mir fast körperlich weh. Wie alle Vampire war Sophie unverschämt schön.
    Sie hatte langes schwarzes Haar (das sie zu einem altmodischen Knoten hochgesteckt hatte) und eine blasse, samtige Haut. Ihren dunklen Augen entging nicht der kleinste Floh. Was für eine Tierärztin sicher von Vorteil war.
    Liam trug Jeans, eine Lederjacke und ausgetretene Slipper. Was mich wieder sehnsüchtig an den Frühling denken ließ. Und an Sandaletten. Sein jugendliches Gesicht (war er Ende dreißig? Die leichte Tönung eines Menschen, der viel im Freien arbeitet, ließ ihn jünger aussehen) stand im krassen Gegensatz zu seinem frühzeitig ergrauten Haar.
    Tina führte uns in ein Empfangszimmer (wovon wir, ob Sie es glauben oder nicht, mindestens vier haben), und als wir alle saßen, reichte mir Sophie als Erstes die aktuelle Ausgabe der
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    Star Tribüne. „Würdet Ihr bitte Euren Artikel signieren?", fragte sie freundlich mit dem bezaubernden französischen Akzent, den sie selbst nach all den Jahren in den Vereinigten Staaten nie ganz abgelegt hatte.
    Eric murmelte leise etwas, das ich zu seinem Glück nicht verstand. Meine wöchentliche Kolumne für Vampire sollte ursprünglich in einem Newsletter erscheinen, den nur Untote abonnieren können, war aber dann irgendwie der Tribüne in die Hände gespielt worden. Der Herausgeber hatte den Text urko-misch gefunden und ihn veröffentlicht. Das Einzige, was mich vor Erics und Tinas Zorn bewahrte, war, dass die meisten Leser dachten, meine Kolumne sei nicht ernst gemeint.
    „Gerne", sagte ich. „Ah . ." Tina reichte mir einen Stift. Nie hatte ich einen Stift, eine Leine oder eine Stoppuhr, wenn ich sie brauchte. „Danke." Ich kritzelte meinen Namen unter die neueste Kolumne („Liebe Betsy, meine Freunde bestehen darauf, die Treffen unseres Lesekreises tagsüber abzuhalten. Sollte ich ihnen von meinem Problem erzählen oder lieber lügen?") und gab Sophie die Zeitung zurück.
    „Also", sagte Liam, „ich wette, dass die Bibliothekarin das nicht gerne gesehen hat."
    Er meinte Marjorie, die die Vampirbibliothek im Warehouse District leitete, und die Kolumne, die in einer Zeitung erschien, die jeder jederzeit lesen konnte.
    Und er hatte recht. Sie war außer sich gewesen und war immer noch auf der Jagd nach demjenigen, der meine Kolumne an den Herausgeber der Tribüne geschickt hatte. Ich selbst glaubte nicht an eine böse, dunkle Verschwörung, aber mit dieser Meinung stand ich allein da. Weil ich Spaß daran hatte, fuhr ich auch fort, die Kolumne zu schreiben, egal, wie gereizt alle darauf reagierten.
    „Mag sein", sagte Tina und wechselte schnell das Thema. „Wie geht es euch beiden?"
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    „Wirklich gut", antwortete Liam in der eintönigen, gedehnten Sprechweise des mittleren Westens. Wenn man ihn so ansah, konnte man kaum glauben, dass er reich war. Sein Vater hatte den ersten Taschenkalender mit dreifacher Lochung auf den Markt gebracht, oder so etwas Ähnliches. „Wirklich gut.
    Und Ihr seht auch gut aus. Wie immer, eigentlich."
    „Oh, na ja." Bescheiden tätschelte ich mein Haar. Ein Vampir zu sein hatte einige Vorteile, und jünger auszusehen war nicht nur einer davon, sondern der wichtigste. Ich würde mir nie wieder die Haare färben müssen. „Vielen Dank. Was gibt's Neues in Embarrass?" Was für ein idiotischer Name für eine Stadt.
    „Alles beim Alten." Nicht sehr gesprächig, der Typ.
    „Majestäten", schaltete sich Sophie ein, „wir sind aus einem bestimmten Grund vorbeigekommen. Wenn Ihr also nichts dagegen habt... ?"
    „Mir wäre es lieber, ihr würdet euren geistreichen Small Talk fortsetzen", murmelte Jessica aus einer Ecke des Raumes. Die kurze Zeit im oberen Stockwerk hatte sie dazu genutzt, ihren kürbisfarbenen Lippenstift aufzufrischen.
    Liam ignorierte ihren höhnischen Kommentar. „Um die Wahrheit zu sagen, geht es um mich. Und um mein Alter. Sophie ist. . nun, ihr wisst ja. Aber ich werde nicht gerade jünger. Wir dachten daran, dass sie mich wandeln könnte, und wollten wissen, äh . . was Ihr davon haltet."
    Zuerst verstand ich nicht, wovon er sprach. „Dich wandeln? In was denn? In einen
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