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05

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Titel: 05
Autoren: Nur über meine Leiche
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knielanger schwarzer Rock, weißes Designer-T-Shirt und wohlgeformte nackte Beine. Alles in allem eine Sexbombe, die zwar untot war, dafür aber ihre kessen Brüste auf ewig behielt.
    „Was wünscht Ihr Euch zum Geburtstag, Majestät?", fragte sie 5
    mich, während ich neidisch ihre alterslosen Melonen anstarrte. Ihre Aufgabe war es, den Trauzeugen für Eric zu spielen, den sie vor Jahrzehnten zu einem Vampir gewandelt hatte. Anstatt sein Blut zu saugen, beschränkte sie sich inzwischen darauf, die Morgenausgabe des Wall Street Journal glatt zu streichen, den Tee nach seinen Wünschen zuzubereiten und überall Papiersta-pel aufzutürmen, die er durchsehen konnte. „Ein paar hübsche Schuhe, nehme ich an."
    „Du nimmst falsch an", entgegnete ich. „Ich wünsche mir Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen."
    „Gibt es einen Laden im Einkaufszentrum, der so etwas verkauft?", fragte Jessica unschuldig. „Oder vielleicht einen Stand in den Gängen, neben dem Porträtzeichner und dem Typen, der die T-Shirts mit den markigen Sexsprüchen verkauft?" Ungeniert versuchte sie einen Blick auf die Notizblätter zu erhaschen, die Tina auf dem Marmortresen ordentlich nebeneinanderlegte.
    „Das ist wahrscheinlich das Einzige, was sie nicht verkaufen", sagte ich. „Tina, Jessica, ich kenne euch. Ich weiß, dass ich gesagt habe, ich wolle keine Party, und dass ihr genau deswegen eine schmeißen werdet. Aber meinetwegen könnt ihr weiter so tun, als sei das nicht so. Dann eben keine Party.
    Stattdessen schlage ich vor, wir gehen in uns und beten für den eben er-wähnten Weltfrieden und Harmonie auf Erden. Oder, falls das nicht klappt, klaut mir eine superteure Geburtstagskarte bei Bloomingdale's."
    „Oder vielleicht ein Paar der neuen Prada-Slipper", fügte Jessica hinzu.
    „Nein, ich habe die Nase voll von Slippern. Der Frühling ist da, und ich habe Lust auf Riemchensandaletten." Was nicht sehr schlau war, denn die konnte ich nicht mit Söckchen tragen, und neuerdings waren meine Beine und Arme schlecht durchblutet. Aber trotzdem. Ich hatte genug vom Winter, und wir lebten
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    leider in Minnesota - wir würden uns noch eine ganze Weile gedulden müssen, bis das Wetter besser wurde.
    „Na klar", sagte Jessica, „als hättest du nicht genug Riemchensandaletten."
    „Warum nimmst du nicht eines der Paare, die ich schon habe, und schiebst es dir in deinen süßen schwarzen Arsch?", schlug ich mit zuckersüßer Stimme vor.
    „Nun, Miss Taylor, warum nimmst du nicht deine entzückende weiße Nase und ..."
    Tina unterbrach unsere Zankerei. „Majestät, gibt es überhaupt Designerschuhe, die Ihr nicht mögt?"
    Garrett räusperte sich, während er ein neues Muster zu stricken begann. „Sie mag keine Rickard-Shah-Sandaletten. Vor allem nicht die goldfarbenen Modelle."
    „Das stimmt", bestätigte ich. „Die sehen alle aus wie aus dem Kostümfundus für Boogie Nights. Wir leben doch nicht mehr in den Siebzigern! Ich würde zweihundert Dollar bezahlen, um sie nicht tragen zu müssen."
    „Nicht nötig." Eric Sinclair tat, als würde er nicht bemerken, wie ich kurz aufschrie und Jessica zusammenzuckte. Er war schlimmer als Tina. Wo sie lautlos schwebte, teleportierte er sich wie ein Alien. Ein hochgewachsener, breitschultriger, dunkelhaariger, dunkeläugiger, äußerst attraktiver Alien.
    „Du besitzt Tausende von Sandaletten."
    „Gar nicht wahr. Lass mich in Ruhe und lies deine Zeitung."
    Sinclair stand hinter mir und warf einen Blick auf meinen Schreibblock.
    „Gästeliste?", fragte er. „Aber du willst doch gar keine Party."

    „Da hast du verdammt recht, das will ich auch nicht!" Ich schlug den Block zu.
    Und das wollte ich auch wirklich nicht. Glaubte ich zumindest. „Wir oft muss ich das noch wiederholen?"
    Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich kann mich selbst hören. Und ich bin mir meiner selbst und meiner kleinen Ticks und nervigen Macken bewusst.
    Aber egal, wie schlimm ich mich in meinen eigenen Ohren anhöre, ich kann nichts dagegen tun. Meine Lage ist nicht einfach. Sie wären erstaunt zu hören, wie oft meine Wünsche nicht beachtet werden, auch wenn ich die sogenannte Königin der Vampire bin. Also muss ich mich bis zum Erbrechen wiederholen, damit ich gehört werde. In diesem Spiel bin ich zu unerfahren, um mich ruhig und unerschütterlich zu geben, so wie Sinclair. Ich bin auch nicht schlau, wie Tina. Oder reich, wie Jessica. Kein Geist, der durch Wände sehen kann, wie Cathie. Kein
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