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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen
Autoren: Marion Chesney
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du, was Diener denken. Mach dir keine Sorgen. Die guten
Geister in der Clarges Street werden keinen Grund haben, sich über meine
Behandlung zu beklagen.«
    Aber als Emily eine Stunde später in der
Clarges Street 67 im vorderen Salon stand, war ihr Mund hart gespannt. Im Kamin
brannte kein Feuer, und die Schonbezüge lagen noch auf einem Haufen in der
Ecke, in die sie Rainbird am Morgen geworfen hatte.
    Sie klingelte und wartete. Und
wartete.
    Nach zehn Minuten zog sie noch
einmal wütend an der Klingelschnur.
    Rainbird kam gemächlich
hereingeschlendert, stellte sich vor sie hin und sah sie mit Augen, die vor
Unverschämtheit geradezu glitzerten, an.
    »Sie ha-a-aben gel-äu-tet?« fragte
er schließlich gedehnt.
    »Nehmen Sie Ihre Hände aus den
Taschen, wenn Sie mit mir sprechen«, sagte Emily, die rot vor Wut wurde.
»Unsere Koffer stehen immer noch in der Halle. Lassen Sie sie in unsere Zimmer
hinauftragen. Wir nehmen die Schlafzimmer im zweiten Stock, für den Fall, dass
das große im ersten Stock in einen Salon umgewandelt werden muss. Machen Sie
Feuer hier, und in den anderen Zimmern ebenfalls. Aber ein bisschen sprunghaft!
Und servieren Sie uns auf der Stelle Tee!«
    Rainbird sprang hinaus, während
Emily ihm wütend nachschaute.
    »Meine Liebe«, brachte Mr.
Goodenough mit vor Angst bebender Stimme mühsam hervor, »solche unverhohlene
Frechheit weist doch, fürchte ich, darauf hin, dass sie unsere niedrige
Herkunft erraten haben.«
    »Quatsch!« entgegnete Emily ohne
Umschweife.
    Sie warteten ungeduldig, während
Joseph betont langsam beim Entfachen des Feuers herumhantierte. Er legte jedes
Kohlenstück einzeln und vorsichtig mit der Zange in den Kamin.
    Rainbird kam mit dem Teetablett
herein und stellte es mit einem so lauten Knall auf einem Konsoltischchen ab, dass
das Silber gegen das Porzellan klirrte.
    Aber Emilys Miene hellte sich auf.
Denn die Auswahl an Gebäck sah wirklich verlockend aus. Ihr Magen fing sehr
undamenhaft zu knurren an.
    Rainbird wollte mit einem Sprung das
Zimmer verlassen.
    »Halt!« rief Emily. »Können Sie
nicht wie ein anständiger Mensch aus dem Zimmer gehen?«
    Rainbird sah sie beleidigt an. »Sie
haben mir befohlen, zu springen, Madam«, sagte er vorwurfsvoll, »und deshalb
springe ich.«
    »Wenn ich meinen Tee getrunken
habe«, sagte Emily mit gespieltem Gleichmut, »wünsche ich, dass Sie und die
übrigen Diener sich hier versammeln. Diese Unverschämtheiten müssen sofort
aufhören.«
    »Unverschämtheiten?« fragte
Rainbird, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den
Türpfosten. »Ich —« Er brach ab, weil es an der Haustür mehrmals klopfte.
    Er eilte hin, um aufzumachen.
    Der Earl of Fleetwood stand auf der
Schwelle.
    »Ich will mir das Haus doch noch
einmal ansehen«, sagte er und ging an Rainbird vorbei.
    »Das Haus ist bereits vermietet«,
rief Rainbird, aber Lord Fleetwood hatte schon den vorderen Salon betreten.
    Er blieb wie vom Donner gerührt
stehen, als er die wunderbare Erscheinung in Gestalt von Emily vor sich
erblickte.
    Emily schaute ihn an — ihre Augen
wanderten von seinem schönen, klugen Gesicht zu seinem eleganten Anzug, der großen
Schmucknadel, die in seiner Halsbinde glitzerte, und dann hinunter zu den
Stiefeln, bei deren Anblick sogar Beau Brummell grün vor Neid geworden war.
    »Entschuldigen Sie, Madam«, sagte
der Earl. »Heißt das, dass das Haus vermietet ist?«
    »Ja«, sagte Emily atemlos. »An
mich.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Stellen Sie sich erst einmal selbst
vor«, fuhr Emily ihn an, die die Aufmüpfigkeit der Diener aus dem Gleichgewicht
gebracht hatte.
    Er zog die dünnen Brauen in die Höhe
und sah sie hochmütig an. »Mein Name ist Fleetwood.«
    »Earl of«, flüsterte Mr.
Goodenough unhörbar.
    »Nun, Lord Fleetwood, ich
bin Miss Emily Goodenough, und das ist mein Onkel, Mr. Benjamin Goodenough.«
    »Zu Ihren Diensten, Miss
Goodenough. Wann haben
Sie beschlossen, das Haus zu nehmen?«
    »Heute, Mylord.«
    »Und sind Sie zufrieden damit?«
    »Nicht ganz«, sagte Emily mit einem
unheilverkündenden Blick auf Rainbird, der merkwürdigerweise den Kuchen nicht
aus den Augen ließ. »Ich finde, dass es der Dienerschaft an Respekt fehlt.
Bitte setzen Sie sich doch, Mylord.«
    Lord Fleetwood nahm Platz. »Ich
gestehe, dass ich die dienenden Klassen auch nicht mag, Miss Goodenough«,
sagte er. »Ich finde, alle Diener neigen zu klatschhaftem Wesen und unverschämtem
Benehmen.«
    Rainbird nahm den Kuchenteller
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