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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen
Autoren: Marion Chesney
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und
ging rasch auf die Tür zu.
    »Stellen Sie sofort den Teller hin«,
sagte Emily ärgerlich. »Und gehen Sie, Rainbird. Wir sprechen uns später.«
    Rainbird stellte den Kuchenteller
langsam wieder auf das Tablett, während Emily sich einen Stuhl an den Tisch
heranzog und Lord Fleetwood fragte, ob er Zucker und Milch wolle.
    Der Butler rannte in die Küche
hinunter. »Angus«, klagte er, »Lord Fleetwood ist zu Besuch gekommen, und sie
will ihm die Kuchen anbieten. Was hast du in den Teig getan?«
    »So viel Curry, dass ihm Hören und
Sehen vergeht«, sagte der Koch.
    »Wir müssen verhindern, dass er
davon isst«, schrie Mrs. Middleton.
    »Warum?« fragte der Koch ungerührt.
»Ich mag ihn auch nicht.«
    »Fleetwood gehört zu den Spitzen der
Gesellschaft, du Tölpel!« brüllte Rainbird ihn an. »Auf dem Haus liegt
angeblich
    ein Fluch, und jetzt kommt noch das
Gerücht dazu, dass die Diener versuchen, ihre Herrschaften zu vergiften. Ich muss
mir etwas einfallen lassen.«
    Einen Stock höher bot Emily dem Earl
die Platte mit der reichen Auswahl an Kuchen an. »Danke, Miss Goodenough«,
sagte er, »aber sie sehen so köstlich aus, dass ich meine, Sie sollten zuerst
wählen.«
    Aber Emily war der Appetit
vergangen. Mr. Goodenough hatte etwas der Art gemurmelt, dass er seine Koffer
auspacken müsse, und war hinausgegangen, so dass sie allein mit diesem
furchteinflößenden Mitglied des Hochadels zurückgeblieben war. Als sie sah, wie
ein überraschtes Staunen über das Gesicht des Earl flog, fiel ihr ein, dass es
dem guten Ton widersprach, ein junges Mädchen ohne Anstandsdame mit einem Herrn
allein zu lassen.
    »Nein, danke«, sagte sie.
»Vielleicht später.«
    Der Earl wählte ein großes Kuchenstück,
das aus Schokolade und Creme zu bestehen schien, und führte es zum Mund.
    In diesem Augenblick hörte man von
der Straße lautes Geschrei. Der Earl sprang auf. Vor dem Fenster bäumten sich
seine Pferde auf und drohten durchzugehen, während sich sein kleiner Lakai
verzweifelt an die Zügel klammerte.
    Er eilte aus dem Zimmer. Emily trat
ans Fenster und konnte daher bewundern, wie schnell es dem Earl gelang, die
völlig verschreckten Pferde zu beruhigen.
    Sie wandte sich um und wollte sich
wieder hinsetzen, stieß aber einen entsetzten Schrei aus, weil eine große Ratte
in das Zimmer gestürzt kam und dahinter in wilder Verfolgungsjagd der
Schnorrer, der Küchenkater. Sie sprang auf ihren Stuhl und raffte die Röcke.
Rainbird lief hinter dem Kater her, rumpelte gegen den Tisch, und das
Teeservice mitsamt den Kuchen flog durch die Gegend. Dave kam ebenfalls in den
vorderen Salon gerannt, packte die Ratte geschickt am Schwanz, raste wieder
hinaus — der Schnorrer hinter ihm her —, stieß die Haustür auf und warf die Ratte
hinaus.
    Unglücklicherweise traf sie den
zurückkehrenden Earl voll ins Gesicht, und der Küchenkater sprang unter
furchtbarem Kriegsgeschrei an ihm hoch.
    Der Earl riss sich die benommene
Ratte vom Gesicht und schleuderte sie in die Mitte der Straße, wo sie im
Rinnstein landete.
    Emily schrie immer noch, als er in
den Salon zurückkam. »Auf dem Haus liegt ein Fluch!« schrie Emily. »Wir müssen
hier weg. Hier können wir nicht bleiben.«
    Trotz des Schreckens und der
Aufregung konnte der Earl nicht umhin zu bemerken, dass ihre Fesseln, die unter
den geschürzten Röcken zu sehen waren, hinreißend schön waren.
    »Es war nur eine Ratte«, sagte er
besänftigend. Er half ihr fürsorglich von dein Stuhl herunter. »Was für eine
Verkettung von unglücklichen Umständen! Mein Lakai behauptet, ein rothaariger
Riese sei vor den Pferden auf und ab gesprungen und habe aus Leibeskräften
>Buh!< geschrien.«
    »Schuld sind diese gottverdammten
Diener«, sagte Emily bitter. »Die soll'n sich doch zum Teufel scheren.«
    Der plötzlich sehr abweisende
Gesichtsausdruck des Earl machte Emily zu ihrem Kummer klar, dass ihre
neuerworbene verfeinerte Redeweise schon wieder in die Vulgarität abgeglitten
war.
    Sie versuchte, sich
zusammenzunehmen. Sie sagte, sie würde um frischen Tee bitten. Aber das Gesicht
des Earl war zu einer undurchdringlichen höflichen Maske erstarrt. Er ließ ihren
Onkel grüßen, er bedauerte, dass das Haus vermietet sei, er versicherte ihr mit
ganz offensichtlich gespielter Liebenswürdigkeit, dass die Mieterin gar nicht
reizender sein könne, und ging unter Verbeugungen hinaus.
    Emily rannte hinauf, um Mr.
Goodenough ihr Herz auszuschütten, musste aber feststellen, dass er in
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