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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin
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einigen Führern der Cosa Nostra nicht. Sie hatten Angst, daß er sich eines Tages zum unumschränkten Herrscher dieser größten Geheimorganisation der Gangster aufschwingen würde.
    Ja, sie fürchteten ihn. Denn Fergolini war schlau, und er war hart und brutal, wenn es um seinen Vorteil ging.
    Was hatte er nun davon? Er besaß Millionen Dollar, sehr viel Grundbesitz, eine Luxusjacht, zwei Flugzeuge und eine Ranch in Texas. Aber wann konnte er die Ranch besuchen? Wann traute er sich in eins seiner Flugzeuge? Die Angst nagelte ihn fest. Bis jetzt war er in seiner Burg, einer äußerst feudalen Villa, absolut sicher gewesen.
    Diese Gewißheit hatte ihn verlassen. Man wollte ihn beseitigen. Und wenn das Syndikat einen Beschluß faßte, dann pflegte es ihn auch durchzuführen. Denn daß hinter dem Anschlag seine eigenen Gesinnungsgenossen standen, darüber gab es bei Fergolini keinen Zweifel.
    Er wollte ihnen ein Schnippchen schlagen, wollte seinerseits zum Angriff übergehen. Um diesen Entschluß ausführen zu können, hatte er sich das Apartment gemietet. Von hier aus wollte er sein New Yorker Reich regieren.
    Er drehte sich um, ging zum Schreibtisch und drückte auf einen Klingelknopf.
    Gleich darauf kamen Mac und Rick herein, die als einzige jederzeit Zutritt hatten. Die beiden Riesen würden für ihn durchs Feuer gehen. Für sie war er der Größte.
    »Boß?« fragte Mac.
    »Schickt mir Beaumont herein!«
    »Willst du allein mit ihm sprechen?«
    »Ja, allein, Mac«, sagte Fergolini merkwürdig sanft.
    Die Leibwächter tappten hinaus.
    Und dann kam Beaumont. Er war in allem das genaue Gegenteil seines Bosses, mittelgroß, schlank und feingliedrig wie eine Frau. Wer einen Blick dafür besaß, hätte ihn für einen Tänzer gehalten. Diesen Beruf hatte Beaumont auch ausgeübt, ehe Boro ihn in seinen Verein geholt hatte.
    Beaumont war Mädchen für alles, er hörte das Gras wachsen, schaffte auch Unmöglichkeiten, vor denen andere verzweifelt wären, und war überhaupt unentbehrlich für Fergolini.
    »Setz dich, Beaumont, wie sieht es aus?«
    »Nicht gut, Boß, soviel konnte ich bereits erfahren«, antwortete der Tänzer mit einer weichen, hohen Stimme. »Collins von der Detroiter Geschäftsstelle hält sich im Waldorf auf. Er ist gestern mit Bardino aus Chicago zusammengetroffen.«
    »Und? Was ist dabei herausgekommen?«
    »Mit dem Anschlag scheinen sie direkt nichts zu tun zu haben. Aber er kam ihnen nicht ungelegen. Man hat dich zum Tode verurteilt, Boß. Einstimmig. Wer den Mord ausführen soll, wußten sie anscheinend nicht. Jedenfalls wurde nicht darüber gesprochen.«
    Fergolini war bei dem Wort »Mord« einen Schein blasser geworden. Er vertrug es nicht, wenn in dieser nüchternen Art von ihm gesprochen wurde. Am wenigsten vertrug er es von Beaumont.
    Er blickte ihn scharf an. Vielleicht steckte er auch bereits mit der Gegenseite unter einer Decke? Vielleicht erhoffte sich Beaumont von seinem Tod eine Verbesserung seiner Position?
    »Weiter«, forderte Fergolini barsch. »Was wurde noch beschlossen?«
    »Die Rauschgiftzentrale soll von New York nach Washington verlegt werden. Auch der Waffenhandel wird dezentralisiert. Es sind Veränderungen im Gange, die uns in New York später oder früher lahmlegen müssen. Du bist zu mächtig - Collins sagte: ›zu eigenmächtig geworden‹.«
    »So, bin ich das?« knurrte Fergolini. Und dann brach er los: »Seid ihr nicht alle sehr gut dabei gefahren? Habt ihr nicht alle sehr gut verdient? Überdurchschnittlich gut verdient? Zehnmal mehr als die anderen in Chicago, Detroit, San Francisco und Los Angeles? Habe ich sie nicht alle an der Strippe? Die Transportarbeitergewerkschaft, die Hafen- und Dockarbeiter? Die Buchmacher, das gesamte Vergnügungsviertel, die Wäschereien, die…« Er überschlug sich vor Wut. »Alle bezahlen sie — und zwar pünktlich. Ihr braucht nur zu kassieren. Ihr macht euch nicht mal die Finger schmutzig. Und wenn wirklich einer ausbrechen will, dann haben wir ihm noch immer rechtzeitig die Flügel gestutzt. Wo, frage ich dich, hat die Cosa Nostra so eine Macht wie in New York? In Washington vielleicht? Oder in Philadelphia? Los, raus mit der Sprache! Ich will deine Meinung hören!«
    Beaumont schwieg. Er wußte, daß sich Fergolini beruhigen würde. Ihm jetzt etwas zu entgegnen, wäre das dümmste gewesen, was man überhaupt tun konnte.
    Fergolini trat wieder ans Fenster. Draußen begann es, dunkel zu werden. Überall flammten riesige Neonlichter
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