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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin
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diesem Augenblick nicht sagen. Dann setzte ich hinzu: »Vom Federal Bureau of Investigation. Ich hätte gern Mr. Kushman gesprochen.«
    Miß van Myen neigte den Kopf. »Mr. Kushman erwartet Sie, Mr. Cotton. Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
    Ich erwiderte nichts. Was hätte ich auch sagen sollen? Daß ich überrascht war? Von dem Empfang und der Bereitwilligkeit, mit der mich Mr. Kushman sprechen wollte? Ja, daß er meinen Besuch sogar erwartet hatte?
    Wir durchquerten zwei aneinandergrenzende Räume, die genauso elegant eingerichtet waren wie das Empfangszimmer. Angestellte sah ich nicht. Es herrschte die wohltuende Ruhe eines Sanatoriums.
    Dann kamen wir in das Chefzimmer. Es unterschied sich von den anderen nur in der Größe und durch die Dicke der Teppiche. Vielleicht war auch die Einrichtung um Nuancen antiker und wertvoller.
    »Mr. Cotton vom FBI«, meldete mich Miß Marilyn an. Sie nickte mir noch einmal zu, drehte sich um, wobei sich ihre Hüften um keinen Zoll aus der Körperachse bewegten und verließ das Zimmer.
    Jetzt erst hatte ich Gelegenheit, den Besitzer all dieser Kostbarkeiten zu bewundern. Der erste Eindruck war nicht ungünstig. Er mochte ungefähr 50 Jahre alt sein, war sehr elegant gekleidet, ohne deshalb wie ein Dandy zu wirken. Leider war er kaum fünf Fuß hoch, was ihn dazu verführte, hochhackige Schuhe zu tragen.
    Ich konstatierte als erstes: Der Mann ist eitel.
    Sein Gesicht war scharf geschnitten, der schmallippige Mund über dem ausgeprägten Kinn verriet Energie und Zynismus.
    Gemessen kam er auf mich zu. »Kushman«, stellte er sich vor. »Bitte nehmen Sie Platz, Mr. Cotton!«
    Wir setzten uns an einen runden Konferenztisch, um den mehrere schwere englische Sessel gruppiert waren.
    »Darf ich Sie um Ihre Legitimation bitten, Mr. Cotton?«
    Ich reichte sie ihm.
    Er warf nur einen kurzen Blick darauf und gab sie sofort zurück. »Sie besuchen mich sicher wegen des Vorfalls im Majestic.«
    »Ja«
    »Ich muß gestehen, daß ich so gut wie nichts darüber weiß. Mr. Doolan, der Geschäftsführer, rief mich lediglich an und teilte mir das Geschehene mit. Sie müssen wissen, Mr. Cotton, daß der Salon Majestic nur ein kleines Unternehmen von vielen ist. Ich habe das Geschäft damals gekauft, weil mir einfach die Gediegenheit und die Tradition dieses alten Salons gefielen. Von der Materie selbst verstehe ich nichts.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen. Dafür haben Sie Ihre Angestellten.«
    »Richtig«, nickte er. Er schob mir ein aus Sterlingsilber getriebenes Zigarettenkästchen zu.
    Ich bediente mich. Es waren handgemachte ägyptische Zigaretten.
    Dann fuhr er fort: »Ich dachte mir, daß sich das FBI mit dieser Angelegenheit beschäftigen würde. Sicher ist Mr. Nino Fergolini in Ihrer Dienststelle kein Unbekannter.«
    Er schien eine Bestätigung von mir zu erwarten, aber ich ging darüber hinweg. Statt dessen stellte ich eine Gegenfrage: »Kennen Sie ihn, Mr. Kushman?«
    »Nein«, lächelte er, »nicht persönlich. Ich weiß natürlich, wer er ist. Mr. Doolan pflegt mich über Prominente, die das Geschäft besuchen, laufend zu unterrichten.«
    Im Augenblick wußte ich nicht, wo ich ansetzen sollte. Er hatte eigentlich schon vorweggenommen, wonach ich ihn fragen wollte. Vor allem die Tatsache, wie er als Makler zu einem Friseursalon kam.
    Vielleicht irritierte ihn das stumme Fixieren, jedenfalls klang seine Stimme etwas gekünstelt, als er weitersprach.
    »Ich bin Geschäftsmann, Mr. Cotton. Für mich existieren nur die Bilanzen und die Summen unter dem Strich. Der Majestic ist eine Goldgrube, um eine unausgesprochene Frage von Ihnen zu beantworten. Vielleicht 30 Prozent der High Society zählen zu meinen Kunden.«
    »Und Mr. Doolan?«
    »Wie meinen Sie?«
    »Ihr Geschäftsführer! Sind Sie mit ihm zufrieden?«
    »Sehr! Er ist eine ausgezeichnete Kraft. Natürlich in dem Rahmen, der ihm von mir gesteckt wurde.«
    »Sie werden ihn sehr vermissen, Mr. Kushman. Mr. Doolan ist tot.«
    Ich hatte meine Gründe, weshalb ich ihm davon erzählte. Mich interessierte seine Reaktion. Und die war allerdings merkwürdig.
    Er öffnete den Mund, als ob er »ermordet?« fragen wollte, schloß ihn aber wieder und sagte mit gespielter Erschütterung: »Nein, das — das kann ich nicht glauben.«
    »Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?«
    Er zuckte die Achseln. »Heute mittag. Vielleicht auch etwas früher.«
    »Und da erzählte er Ihnen von dem Anschlag auf Fergolini. Sonst nichts?«
    »Nein,
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