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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin
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sonst nichts.«
    »Sprach er von Drohungen?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Warum sollte er auch? Mr. Doolan war Junggeselle. Ein sehr solider Junggeselle, möchte ich hinzufügen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er Feinde besaß.«
    Mich wunderte, wie ihm das »war« über die Lippen ging, wenn er von Doolan sprach. Und noch etwas! Er fragte nicht nach der Todesursache. Merkwürdig, allgemein ist das die erste Reaktion.
    Auf einmal hatte ich das Gefühl, daß ich das Gespräch beenden, aufstehen und gehen sollte. Gefühle passen nicht zu einem Special Agent des FBI: Trotzdem leiste ich mir welche. Und bisher war ich damit ausgezeichnet gefahren.
    »Vielen Dank, Mr. Kushman. Wenn wir noch etwas wissen wollen, werden wir Sie benachrichtigen. Es ist möglich, daß Sie den Toten identifizieren müssen.« Er blickte mich ziemlich verwirrt an. Mein Aufbruch kam sehr überraschend. Und auf einmal schien ihm auch einzufallen, was ich bisher vermißte: »Wie — wie kam er ums Leben, Mr. Cotton?«
    »Darüber kann ich Ihnen nichts sagen. Der Befund liegt noch nicht vor. Wir benachrichtigen Sie, Mr. Kushman. Guten Tag!«
    Ich deutete eine Verbeugung an und verließ das Zimmer.
    ***
    Fergolini inspizierte die Räume. Jede Einzelheit interessierte ihn, vor allem Türen und Fenster.
    Handwerker schafften mit Hochdruck. Überall wurde gehämmert, geschweißt und gesägt. Nichts durfte übersehen werden, schließlich stand das Leben des Cosa-Nostra-Führers auf dem Spiel.
    Die neue Behausung Fergolinis glich einer Festung. Vor den Fenstern wurden Stahlläden eingelassen, die nur von einem Punkt der Wohnung aus bedient werden konnten. Decken und Fußböden wurden verstärkt, die Türen durch neue sprengstoffsichere ersetzt.
    Die beiden Privaträume des Gangsterführers waren nur zu erreichen, wenn man die Vorzimmer durchquerte. Und hier saß seine Leibwache, die durch vier weitere vertrauenswürdige Revolvermänner verstärkt werden sollte.
    »Zufrieden, Boß?« fragte Boro, der für die Sicherheitsmaßnahmen verantwortlich war.
    Fergolini betrachtete den drahtigen Burschen, dem er absolut vertraute. Er hatte ihn aufgelesen, als Boro fünf Jahre alt war. Seitdem glaubte er, Anspruch auf seine Person zu haben. Und dieser Anspruch war bei Fergolini absolut.
    »Ich sollte dir nicht mehr trauen, Boro«, sagte er. »Der vergiftete Schnaps sollte mich warnen!«
    »Ich werde die Panne ausmerzen, Boß.«
    »Okay, dann bring mir die Burschen, die mich erledigen wollen! Ich schenk’ dir ein Haus in Painton, wenn du das schaffst!«
    »Ich werde es schaffen«, sagte der Kleine. »In einer Woche kannst du umziehen.«
    »Großmaul!« bellte Fergolini geringschätzig und wandte sich ab.
    Boro blickte ihm mit brennenden Augen hinterher.
    »Na, Boro«, feixte Mac, der riesige Leibwächter. »Du hast dir allerhand vorgenommen. Aber so ’n Haus zieht schon, was? Da draußen wohnen die Bonzen, da soll’s auch nette Miezen geben.«
    Boro gab ihm keine Antwort und verließ das Zimmer. Er ging in die Küche, die extra für den Bedarf Fergolinis eingerichtet worden war. Sie glich mehr einem chemischen Laboratorium, denn alle Speisen, die der Boß zu sich nahm, mußten vorher geprüft werden. Für diesen Job war ein Nahrungsmittelchemiker engagiert worden, der alles auf Gifte zu untersuchen hatte.
    Nach menschlichem Ermessen mußte Fergolini absolut sicher sein. Nicht umsonst hatte er ein Apartmenthaus für seinen Aufenthalt gewählt, das außer ihm noch von 45 Mietern bewohnt wurde. Er wollte dadurch einem großangelegten Sprengstoffanschlag entgehen. Denn ein Wohnhaus in die Luft zu sprengen — ganz abgesehen von den Schwierigkeiten —, das würden sich auch die abgebrühtesten Gangster überlegen.
    Das Haus stand in der 14th Street mitten im Geschäftsviertel Manhattans. Die Fenster gingen zum Union Square hinaus und ließen nach Norden den Blick zum Broadway offen. Eine amüsante Gegend. Wenn sich Fergolini in den nächsten Tagen auch nicht auf die Straße traute, so hatte er doch eine interessante Aussicht.
    Er stand am Fenster. Unten fuhren die Fahrzeuge wie winzige Spielzeugautos in langen Schlangen über den Union Square. Fergolini hätte viel darum gegeben, wenn er unerkannt in einem der Wagen gesessen hätte, um sich wie jeder normale Mensch in das Verkehrsgetriebe einreihen zu können.
    Nino Fergolini hatte Sorgen, große Sorgen. Und nicht erst seit dem Mordanschlag. Schon lange rechnete er damit. Er war zu mächtig geworden. Das paßte
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