Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0496 - Das Knochenhaus

0496 - Das Knochenhaus

Titel: 0496 - Das Knochenhaus
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ort?«
    »Natürlich.«
    »Und wo befindet er sich?«
    »Das weiß ich nicht genau.«
    Ich holte tief Luft. »Miß Mayotte, so können Sie nicht mit mir reden. Ich komme mir allmählich auf den Arm genommen vor. Sagen Sie mir, wo sich Ihr Bruder befindet.«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung.« Sie schaute mich sehr ernst an. Ich wußte nicht, ob sie log oder die Wahrheit sagte. In ihren dunklen Augen jedenfalls war nichts dergleichen zu erkennen.
    »Nun gut, gehen wir einmal davon aus, daß Sie den Ort nicht kennen, aus welchen Gründen auch immer. Wie aber kam Ihr Bruder dazu, sich mit dem Gebiet zu beschäftigen? Wer sind Sie und Ihr Bruder?«
    »Weise Menschen.«
    »Das glaube ich Ihnen gern, streite es auch nicht ab. Nur reicht mir die Antwort nicht.«
    Sie antwortete wieder mit ihrer tiefen, etwas rauchig klingenden Stimme. »Wir gehören zu einem Volk, das jahrhundertelang verfolgt wurde und auch jetzt noch vielen Repressalien ausgesetzt ist, denn wen die Menschen nicht einordnen können, den verachten, vertreiben oder töten sie, obwohl sie wissen, daß unsere Kenntnisse über gewisse Dinge einfach enorm sind. Wissen Sie jetzt, zu welchem Volk ich gehöre?«
    »Das ist nicht schwer zu erraten. Sie leben in einem Wohnwagen. Ich würde Sie als Landfahrer bezeichnen. Zigeuner sagt man auch.«
    »Es stimmt. Haben Sie etwas gegen Zigeuner?«
    »Nein. Ich habe großen Respekt vor Ihnen. Vor Ihrer Kultur, vor Ihrem Wissen, und ich bewundere die Gastfreundschaft dieses Volkes. Das ist nicht bei allen Menschen so.«
    »Weiß Gott nicht.« Sie schaute mich an. »Ich sehe, daß Sie ehrlich mir gegenüber sind.« Sie sprach mich einmal mit du und dann wieder mit Sie an. »Ehrlichkeit ist wichtig, hat mein Bruder immer wieder betont.«
    »Wobei wir beim Thema wären. Ihr Bruder. Was ist mit ihm? Was soll ich tun?«
    »Warten.«
    »Auf ihn?« Ich lächelte dünn.
    »Bis er zurückkehrt und Ihnen berichten kann, ob er es geschafft hat oder nicht.«
    »Und wenn nicht?« fragte ich.
    »Werden wir es schon merken.«
    Ich legte meine Stirn in Falten. »Halten Sie mich nicht für dumm, Maya, aber da komme ich nicht mit. Woran wollen Sie merken, ob er es geschafft hat oder nicht? Wenn ihm etwas passiert ist, können wir warten, bis wir alt und grau sind.«
    »Eben nicht«, widersprach sie. »Es ist Ihr Fehler, daß Sie unser Volk und dessen Fähigkeiten nicht richtig kennen und einzuschätzen wissen, John. Wenn er keinen Erfolg hat, bekomme ich, seine Schwester, Bescheid.«
    »Durch wen?«
    »Telepathie. Haben Sie vergessen, welche Fähigkeiten unser Volk noch besitzt? Wir haben im Laufe der Jahrhunderte der Natur vieles abgeschaut. Es sind ihre Kräfte, die wir uns zu eigen gemacht haben, mit denen auch wir umgehen können. Zwischen meinem Bruder und mir existiert eine Verbindung. Der eine merkt, wenn es dem anderen schlechtgeht oder wenn er sich in Gefahr befindet.«
    »Gut, das nehme ich so hin.«
    »Sie müssen es auch, und ich weiß das. Sonst hätte sich mein Bruder nicht mit Ihnen in Verbindung gesetzt. Er weiß, daß Sie das Kreuz haben. Ist es Ihnen damals nicht von einer Angehörigen unseres Volkes übergeben worden?«
    »Ja, das war Vera Mönössy.«
    »Richtig. Auch wir haben sie gekannt. Wir wußten, daß sie etwas Ungewöhnliches in Verwahrung hat, haben aber nie direkt darüber gesprochen. Auch gab sie auf Fragen keine Antworten und erklärte uns nur, daß sie den Gegenstand einem Würdigen übergeben wird, wenn die Zeit dafür reif ist.«
    »Das war ich.«
    »Deshalb hat mein Bruder dich auch ausgesucht. Er hat lange geforscht, bis er dich fand. Wir sind tatsächlich Landfahrer und immer unterwegs gewesen.«
    »Hängt sein Verschwinden oder dieser Fall, der ihn beschäftigt, mit meinem Kreuz zusammen?«
    »Das kann ich nicht sagen. Eric hat mir nicht viel erzählt. Er ist ein sehr schweigsamer Mensch. Er wollte auch nicht länger warten. Auf dem Stuhl, wo du sitzt, da hat auch er gesessen. Plötzlich sprang er hoch und sagte: Ich gehe jetzt. Ich muß gehen. Ich kann nicht länger warten.«
    »Hat er sonst noch einen Grund genannt?«
    »Nein. Er verschwand. Vielleicht hat er etwas gespürt und Kontakt bekommen.«
    Maya konnte mir viel erzählen. Mir gefiel einiges nicht an ihrem Bericht. »Hat er wirklich nichts von seinem Ziel berichtet?«
    Die dunkelhaarige Zigeunerin vor mir hob die Schultern. »Ich weiß nur, daß es ein Haus ist.«
    »Immerhin etwas. Eine Spur. Ist es ein besonderes Haus?«
    »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher