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0495 - Die Schlucht der Echsen

0495 - Die Schlucht der Echsen

Titel: 0495 - Die Schlucht der Echsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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füsterte Gabriella leise.
    ***
    Der Atem von Ted Ewigks Gesicht kristallisierte zu weißen Reifschleiern. Trotz der Wärmeisolierung des Overalls fraß die Kälte sich über Kopf und Hände in seinen Körper. Er mußte sich beeilen, wenn er nicht allein aus Gründen des Selbsterhaltungstriebes alsbald wieder aufgeben wollte.
    Er konzentrierte sich darauf, die Kraft des Sternensteins zu wecken.
    Der Dhyarra-Kristall 13. Ordnung -der Machtkristall. Nicht nur ein Hoheitszeichen, das seinen Besitzer als den ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN auswies. Ted war es einmal gewesen, aber seine Bezwingerin, die ihm die - allerdings ohnehin ungeliebte - Herrschaft wieder abgenommen hatte, hatte es versäumt, seinen Machtkristall zu zerstören. Ted besaß ihn immer noch. Seitdem gab es zwei dieser Sternensteine, von denen es eigentlich immer nur einen einzigen im Universum geben durfte.
    Aber es war nicht nur Hoheits-Symbol, es war auch eine der stärksten Kräfte im Kosmos überhaupt.
    Dieser vergleichsweise winzige Kristall kann einen Planeten sprengen.
    Ted konnte sich nicht mehr erinnern, wer das einmal gesagt hatte. Aber frühere ERHABENE hatten Planeten gesprengt, hatten ganze Sonnensysteme verwüstet. Gegen die gewaltige Energie, die ein Machtkristall entfesseln konnte, waren selbst die stärksten anderen Kristalle der niedrigeren Ordnungen nichts anderes als bessere Spielzeuge. Der Dhyarra 3. Ordnung, den Zamorra besaß, war wie ein Streichholz im Vergleich zu einer Atombombe. Aber Zamorra besaß noch nicht die Reife, stärkere Dhyarras zu kontrollieren. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit hätte ihm selbst sein Dhyarra 3. Ordnung noch den Verstand aus dem Gehirn gebrannt. Aber Zamorras Bewußtsein war inzwischen stärker geworden; vielleicht würde er eines Tages sogar einen Kristall 4. Ordnung beherrschen können.
    Aber auch der war in nichts mit dem Machtkristall zu vergleichen.
    kann einen Planeten sprengen.
    Ted hatte diesen makabren Ehrgeiz nie entwickelt, hatte derartige Kräfte nie abfordern müssen. Deshalb wußte er nicht einmal, ob er, untrainiert für solche gigantischen Kräfte, das vollbringen konnte, was jetzt getan werden mußte.
    Die Kraft seiner Vorstellung dem Kristall bildhaft übertragen, mußte diese gewaltigen Energien entfesseln. Der Kristall selbst holte sie sich aus den Tiefen von Zeit und Raum. Er war selbst nur Katalysator. Der Geist des Benutzers vollbrachte die magische Tat; der Dhyarra war das Werkzeug, das Rohr, durch das die Energie floß, das Zielgerät, das den Brennpunkt schuf.
    »Ich muß es schaffen«, flüsterte Ted. »Ich muß es einfach schaffen!«
    Er konzentrierte sich auf die bildhafte Vorstellung, versuchte alles andere fortzudrängen. Vorhin, bei den Autofenstern, war es einfach gewesen. Er hatte die Brown’sehe Molekularbewegung beschleunigt. Er hatte den Machtkristall animiert, die Atome im Glas schneller schwingen zu lassen. Das erzeugte Wärme, Hitze. Das Eis war abgetaut. Die Atome würden mit der Zeit wieder langsamer schwingen, das Glas sich abkühlen, sobald der atomare kinetische Impuls sich durch die Reibung der Moleküle gegeneinander aufgezehrt hatte.
    Ted Ewigk hatte sich nie gefragt, woher die Dhyarra-Kristalle ihre Energien wirklich bezogen. Er fragte sich auch jetzt nicht danach. Vielleicht wollte er es auch überhaupt nicht ergründen. Vielleicht erlosch in einem entfernten Winkel des Universums eine kleine uralte Sonne, wenn mit der Energie eines Machtkristalls ein Planet gesprengt wurde. Vielleicht war irgendwo überraschend eine Feuersbrunst erloschen, oder ein schwankender Baum nicht umgestürzt, als Ted die Autofenster erwärmte. Vielleicht beruhigte sich ein über dem Meer tobender Orkan zur harmlosen Flaute. Vielleicht.
    Zur Sache! Konzentriere dich! rief Ted sich selbst zur Ordnung. Er durfte seine Gedanken nicht abschweifen lassen.
    Er stellte sich vor, daß mitten in dem mächtigen Eisblock eine winzige Sonne entstand. Heiß wie das Tagesgestirn am Himmel, jedoch millionenmal kleiner. Gerade so groß, um das Kältereservoir an dieser Stelle aufzuzehren. Ein kleiner atomarer Feuerball, ein Fusionskern, der keine Strahlung hinterließ, nur unbändige Hitze.
    Die Mini-Sonne mußte zünden! Mußte zünden! An nichts anderes durfte Ted mehr denken. Verdammt, das war doch schließlich nur Wasser! Daß es gefroren war, spielte keine Rolle. Es ließ sich trennen in Wasserstoff und Sauerstoff. Die Moleküle verändern. Helium…
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