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0495 - Die Schlucht der Echsen

0495 - Die Schlucht der Echsen

Titel: 0495 - Die Schlucht der Echsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bestritten, daß Orrac Gatnor von den Sümpfen uns auf einen falschen Weg geführt hat, auf den Weg des Mordens. Ihm ging es um persönliche Macht unter dem Deckmantel religiös-wissenschaftlicher Heilsforschung. Aber Gatnor besaß eine starke, überragende Persönlichkeit. Er hielt nicht nur die Priesterschaft zusammen, sondern auch die große Schar der Gläubigen. Als Gatnor in Ihrer Welt starb, Zamorra, verlor die Priesterschaft der Kälte jeden Einfluß, der unmittelbar auf Gatnors Wirken zurückzuführen war. Die Leute kamen seltener in die Tempel, sie unterstützten uns nicht mehr. Und damit entzogen sie sich zugleich unserem Einfluß. Norr und seinen Leuten, die ja eigens als Kontrolleure auf uns angesetzt gewesen waren, konnte das damals nur recht sein. Aber jetzt fehlt eine Ordnungsmacht, die eine immer stärker ausufernde Panik verhindert. Weil wir unseren Einfluß, unsere Macht verloren haben, können wir dem Volk keine Sicherheit mehr vortäuschen. Man glaubt uns einfach nicht mehr. Und es wird nicht mehr lange dauern, bis der Mob kreischend durch die Straßen tobt und in seiner Angst vor dem unaufhaltsamen Untergang mit Mord, Totschlag, Brand und Plünderung alles zerstört, was uns vielleicht noch zeitweise einen Halt geben könnte.«
    Zamorra nickte. »Aus Ihrer Sicht haben Sie wahrscheinlich sogar recht, Takkar. Mich hat immer gewundert, warum es keine reguläre Polizei gab, kein Militär. Nur kleine Sicherheitsgruppen oder Einzelkämpfer wie Reek Norr. Wo steckt er eigentlich? Lebt er noch?«
    »Sie werden ihn sehen«, versprach Takkar rasch.
    Sie überflogen den Wasserfall. Die Riesenechse stürzte sich durch die Flut hinab in die wasserschäumende Schlucht. Plötzlich flimmerte die Luft stärker.
    »Wir müssen abdrehen!« schrie der Pilot.
    »Dann tun Sie es«, sagte Takkar. »Bei den drei Göttern - wir werden eine Menge Zeit verlieren. Erfahrungsgemäß dehnen sich die Zonen erhöhter Entropie rasch über eine unglaublich große Fläche aus. Vermutlich werden wir meilenweit zurückfliegen müssen, ehe wir die Zone umrunden können. Ich hatte gehofft, wir würden es vorher schaffen, durchzukommen…«
    Der Schweber begann zu rucken und zu rütteln.
    Vor ihnen berührten sich zwei Dimensionen. Von einem Moment zum anderen sah Zamorra die Erde. Genauer gesagt - einen winzigen Teil davon.
    Er wurde Zeuge eines Austausches…
    ***
    »Da ist er!« entfuhr es Gabriella Pacoso. Der Dienstwagen stoppte gut hundert Meter hinter dem anhaltenden Taxi. Ein Mann mit einem im Mondlicht unverkennbaren Reptilkopf stieg aus, lief einige Meter die Straße entlang und verschwand dann in einer Toreinfahrt. Er bewegte sich auf eine eigentümlich gleitende Weise.
    »Unfaßbar! Und das ist wirklich keine Maske?« stieß der Fahrer des Dienstwagens hervor.
    Das Taxi fuhr wieder an. Es wendete. Raffael Re stieg aus. Der Fahrer schaltete das Blaulicht ein, und Re gab dem Taxifahrer das unmißverständliche Zeichen, beim Lancia zu stoppen. Der Fahrer des gelben Fiat Regata hielt an und kurbelte die Scheibe herunter.
    »Wissen Sie, wen Sie da soeben gefahren haben, signore?«
    »Natürlich. Den Mann, dem die Bonzenvilla da hinter dem Wald gehört. Dieser Teodore Eternale. Ja, so hat er sich genannt.«
    »Sie haben also nichts weiter als einen Menschen in ihm gesehen?«
    »War das vielleicht ein Hund? Oder ein Elefant? Aber nein, der würde nicht in mein Taxi passen. Hat der Mann was ausgefressen, vielleicht eine Bank überfallen oder die letzte Ehrenjungfrau der Stadt verführt? Ich will doch nicht hoffen, daß ich der Mittäterschaft bezichtigt werde, Capitano.«
    Re schüttelte den Kopf. »Wo und unter welchen Umständen haben Sie ihn aufgenommen?«
    »Er stand am Straßenrand und winkte. Wollte nach Hause gefahren werden. Zum ›Palazzo Eternale‹. Na, und das ist doch diese Villa. Wo das war? Moment, ich muß nachdenken! Also, verflixt noch mal, mir liegt’s auf der Zunge, aber ich krieg’s nicht rüber… ist das wirklich wichtig?«
    »Nicht sehr«, sagte Re. »Hat er gesagt, ob er heute noch einmal ein Taxi benötigt? Vielleicht so eine Art mündlicher Vorbestellung?«
    »Nein. Warum auch? Er ist hier doch zu Hause.«
    »Ja, sicher«, sagte Re gedehnt. »Es ist in Ordnung, fahren Sie weiter. Ich wünsche Ihnen gute Geschäfte, signore.«
    Der gelbe Fiat raste davon. Re stieg wieder in den Fond des Lancia.
    »Er hat dem Fahrer die Erinnerung genommen. Der Mann hält ihn für Ted Ewigk, oder Teodore Eternale, wie
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