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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu schließen waren, stand wohl nicht in der Gebrauchsanweisung. Immerhin war das Hemd gerade lang genug, um bei vorsichtiger Bewegungsweise Nicoles Blößen einigermaßen zu verdecken. Zamorra fand, daß sie weit weniger erotisch ausgesehen hätte, wenn sie völlig nackt erschienen wäre.
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie störe«, sagte Flambeau. »Aber ich war gerade in der Nähe. Besuchte einen anderen Klienten. Da dachte ich mir, ich könnte Ihnen die Informationen persönlich mitteilen.«
    »Was-ist denn so wichtig?« fragte Nicole. Sie ließ sich in einem Sessel nieder und schlug die langen Beine übereinander.
    »Zwei Dinge«, sagte Flambeau, der blonde Endzwanziger, und sog an seiner Pfeife. Nicole schnupperte. »Riecht gut«, stellte sie fest. »Was ist das für ein Tabak?«
    »Die Mischung nennt sich ›Indian Summer‹«, erklärte Flambeau. »Die eine Sache, die Sie beide vermutlich brennend interessieren wird, habe ich eben selbst erst durch Zufall mitbekommen, weil ich unten im Dorf Station machte. Mostache oder so ähnlich schimpft sich der Wirt, dessen-Toilette ich benutzen mußte.«
    Zamorra warf einen Blick auf die Armbanduhr, die er - entgegen seinen Gewohnheiten, wenn er »zeitlos« im Château lebte - angelegt hatte. »Um diese Zeit hat Mostache unmöglich schon geöffnet.«
    »Die Polizei, dein Freund und Helfer, macht’s möglich«, sagte Flambeau. »Ein Todesfall. Jemand hat Mord geschrien, also ist die Mordkommission aus Lyon angereist, um den Unfall zu untersuchen.«
    Zamorra schloß die Lider. »Wann ist das passiert?« fragte er leise. Er kannte die Menschen im Dorf alle. Einige waren Pächter der zum Château gehörenden Ländereien. Aber Zamorra war alles andere als der Großgrundbesitzer, dem nur an den Abgaben gelegen war. Er half, wo Hilfe gebraucht wurde, und er fühlte sich sehr eng mit den Menschen aus dem Dorf verbunden. Er war längst einer von ihnen geworden.
    »In der vergangenen Nacht, wie ich hörte«, sagte Flambeau. »Die Aussagen sind widersprüchlich. Er soll mit einer Schrotflinte niedergeschossen worden sein. Er soll von einem Wolf gerissen worden sein. Von einem Wolf, Zamorra. Halten Sie sich fest - ein Wolf! Wölfe gibt’s hier doch gar nicht.«
    »Da wäre ich mir gar nicht so sicher«, murmelte Zamorra, der an Fenrir dachte. »Was wissen Sie, Christopher?«
    »Nicht mal genug für die Gerüchteküche«, erwiderte der Anwalt.
    »Wer ermittelt?«
    »Pierre Robin schimpft er sich«, sagte Flambeau. »Er ist Chefinspektor. Wenn Sie mich fragen, Zamorra - der Mann ist ein Verrückter. Mit einem solchen Polizisten habe ich noch nie zu tun gehabt.«
    Zamorra winkte ab. »Den kennen wir. Robin ist in Ordnung.«
    »Wenn Sie meinen. - Ich wollte Sie auch nur davon in Kenntnis setzen, weil ich es selbst zufällig mitbekam und mir dachte, es könnte Sie interessieren.«
    »Wobei sich die Frage erhebt, warum unser Freund Pascal Lafitte uns noch nicht angerufen hat«, warf Nicole ein.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Pascal dürfte zur Arbeit sein. Immerhin hat er im Gegensatz zu uns einen festen, chronisch unterbezahlten Job. Außerdem wissen wir nicht, ob er nicht über DFÜ oder Fax eine Nachricht geschickt hat, weil von uns’ beiden heute noch keiner in meinem Arbeitszimmer war. Und Mostache, falls du ihn erwähnen möchtest, hat sicher auch andere Dinge zu tun.«
    Nicole winkte ab.
    Zamorra sah Flambeau an. »Sie haben da noch etwas anderes«, erinnerte er sich. »Das, weshalb Sie eigentlich hergekommen sind. Was so wichtig gewesen sein soll, daß es nicht warten konnte.«
    »Ich denke schon, daß es wichtig ist«, erwiderte der kurzhaarige Anwalt. »Erinnern Sie sich daran, was ich Ihnen vor ein paar Monaten andeutete?«
    Zamorra nickte.
    Flambeau war mit der recht unfrohen Botschaft gekommen, daß ein Unbekannter gegen Zamorra ermittelte. Damals hatte er nicht genau sagen können, ob regionale Polizei oder Interpol oder etwa ein Geheimdienst dahinter steckte. Auf jeden Fall war jemand dahintergekommen, daß es weltweit eine ganze Menge seltsamer Kriminalfälle, teilweise Morde, gab, deren Akten als »unerledigt« geschlossen worden waren. Und in jeder dieser Rätsel-Akten tauchte auch der Name Zamorra auf.
    Natürlich war klar, weshalb die Akten als ungelöste Fälle abgeheftet worden waren. Für die Justiz, ganz gleich in welchem »zivilisierten« Staat der Erde sie beheimatet war, gab es offiziell weder Dämonen noch Magie. Die ermitttelnden Polizisten, mit denen
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