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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra meist recht gut zurechtgekommen war, mußten ihre Berichte also entsprechend verbiegen, weil ihnen sonst niemand geglaubt hätte.
    Und dieses Verbiegen war offenbar jemandem sauer aufgestoßen.
    Zamorra hatte Flambeau damals gebeten, nachzuforschen, wer hinter den heimlichen, offenbar verdeckt geführten Ermittlungen steckte, von denen er selbst nicht einmal etwas bemerkt hatte.
    »Ich kann Ihnen jetzt einen Namen nennen«, eröffnete Flambeau. »Den Namen des Mannes, der gegen Sie ermitteln läßt.«
    »Und wie heißt der Typ?«
    Flambeau setzte die Pfeife ab.
    »Odinsson«, sagte er.
    ***
    »Wo um Himmels willen hast du gesteckt?« fragte Naomi Varese. Sie drückte den kantigen Wolfskopf an sich und kraulte das Nackenfell. »Du siehst unmöglich aus, Fenrir. Völlig verzottelt. Hast du dich im Schlamm gewälzt?«
    Der Wolf befreite sich aus der Umarmung und schüttelte sich heftig. Dann machte er eine deutliche Kopfbewegung, die Naomi als Verneinung zu erkennen gelernt hatte. Womit sie immer noch Schwierigkeiten hatte, war, sich mit ihm so zu verständigen, daß er nur mit »ja« oder »nein« zu antworten brauchte, beziehungsweise mit den entsprechenden Bewegungen. Auf ein »wo bist du gewesen« konnte er ihr keine erschöpfende Auskunft erteilen. Auf »warst du im Wald« schon eher, oder auf entsprechende andere konkrete Fragen. Auf diese Weise hätte sie seinen Weg mit ziemlicher Exaktheit nachvollziehen können. Noch einfacher wäre es gewesen, sie hätte eine Landkarte vor ihm ausgebreitet und dabei fragend mit dem Zeigefinger Kreise gezogen, bis er zustimmend nickte. Aber auf diese Idee kam sie nicht.
    Die Unteihaltung mit Professor Zamorra und seiner Gefährtin oder den Silbermond-Druiden und Merlin war da wesentlich einfacher, da es sich um Telepathen handelte, die entweder Fenrirs Gedankenbilder direkt »abfragen« oder denen er sie zusenden konnte. Naomi, die ehemalige Unglücksbringerin, besaß diesen Sondersinn nicht, und irgendwie vermochte sie sich auch nicht daran zu gewöhnen, daß sie einerseits einen intelligenten »Gesprächspartner« vor sich hatte, der ihre eigenen Gedanken lesen konnte, der aber andererseits nicht in der Lage war, sich durch Sprache mit ihr zu verständigen.
    So konnte er ihr auch nicht mitteilen, was er gesehen hatte - genauer gesagt, wen. Sie spürte zwar, daß mit Fenrir eine Veränderung vor sich gegangen war, und er las die Angst vor dem fremden Wolf in ihr, der die Lichtung mit der kleinen Hütte beobachtet hatte. Aber weder konnte er Naomi beruhigen noch ihr vom Herrn der Wölfe erzählen, der aus den Schwefelklüften gekomen war, um wieder einmal über die Erde zu wandeln und seine getreuen grauen Gefährten um sich zu sammeln.
    Für Naomi Varese mußte die Unsicherheit bleiben. Aber vielleicht war es gut, wenn Fenrir zum Château Montagne hinüber trabte, um Professor Zamorra vom Erscheinen des meneur des loups in Kenntnis zu setzen. Vielleicht konnte der Dämonenjäger etwas tun, ehe der Schwarzblütige Fenrir unter seinen Bann zwang.
    Aber dazu mußte Fenrir seine zweibeinige Freundin wieder allein lassen. Und niemand konnte sagen, was der meneur in der Zwischenzeit tun würde…
    ***
    »Odinsson?« murmelte Zamorra betroffen und wechselte einen schnellen Blick mit Nicole. »Sind Sie sicher, daß Sie den richtigen Namen haben?«
    Flambeau nickte. »Sie sehen beide ziemlich bestürzt aus. Kennen Sie den Mann etwa?«
    Zamorra nickte. »Ja - aber er ist schon lange tot.«
    »Vielleicht ist es nur eine Namensähnlichkeit«, gab Flambeau zu bedenken und sog wieder an seiner Pfeife.
    »Konnten Sie auch seinen Vornamen herausfinden?«
    Der Anwalt schüttelte langsam den Kopf. »Tut mir leid, Zamorra. Ich habe bisher nur den Namen Odinsson herausfinden können, und das war schwierig genug. Ich weiß auch jetzt noch nicht, in welcher Funktion er tätig ist, ob er Polizist ist, zur Staatsanwaltschaft gehört oder zum Geheimdienst. Aber er muß eine Menge Einfluß besitzen, und er will Ihnen auf Teufel-komm’-raus am Zeug flicken. Sie sollten darauf vorbereitet sein, daß Sie in Zukunft einen Haufen Schwierigkeiten bekommen können. Er hat sicher die Möglichkeiten dazu.«
    Nicole schürzte die Lippen. »Einfluß, Macht - das würde zu ihm passen, nicht wahr? Aber wenn er es wirklich ist, warum ist er dann gegen uns? Damals hat er uns geholfen, wo er nur konnte. Nein, ich kann nicht glauben, daß es der Odinsson ist, den wir kannten. Außerdem war ich dabei, als er
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