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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Beine versagten. Aber noch war der sterbende Dämonenwolf stark genug, dem zitternden Fenrir den Weg zu versperren.
    Da endlich fand Nicole zu ihrer alten Ruhe zurück.
    Sie wußte, daß es nur noch eine einzige Chance gab.
    Was auch immer Zamorra mit dem Amulett vorhatte - es mußte warten. Nicole rief es zu sich, und im gleichen Moment, in dem es wieder in ihrer Hand erschien, schleuderte sie es dem meneur des loups entgegen.
    Er konnte der fliegenden Silberscheibe nicht mehr ausweichen.
    Merlins Stern berührte den Dämon. Im gleichen Moment entfaltete das Amulett unwillkürlich seine gesamte Kraft, schlug mit aller Macht zu. Der Dämon kreischte und begann zu rotieren. Silberne Flammen schlugen aus seinem Körper. Er schrie und tobte und sank allmählich in die Knie.
    Er starb! Der unheilvolle Bànn wich von Fenrir. Die wenigen noch lebenden, teilweise verletzten Wölfe verloren jäh an Kraft. Schußverletzungen, die sich bereits geschlossen hatten, öffneten sich wieder. Wölfe taumelten plötzlich und brachen zusammen.
    Naomi Varese atmete auf.
    »Es geht vorüber«, flüsterte sie unhörbar. »Die fremde Kraft weicht aus mir. Sie geht mit dem, der sie mir schenkte.« Doch der Dämon starb nicht schnell. Er wehrte sich zäh gegen seinen Tod. Das Amulett hatte sich in seinen Körper gefressen und begann ihn zu zersetzen. Sein Kreischen wurde zu einem schwachen Wimmern.
    Nicole sah Fenrir an. »Danke, mein Freund«, sagte sie leise. »Du hast mir das Leben gerettet.« Ich habe dir zu danken, gab Fenrir zurück.
    Naomi Varese lehnte sich im Sitz weit zurück und schloß die Augen. Ihr Körper fühlte sich ausgekühlt an. Es wurde Zeit, daß sie in ärztliche Behandlung kam. Starke Unterkühlung; möglicherweise bahnte sich eine Lungenentzündung an. »Nicole?« machte sich Robin bemerkbar.
    Sie wandte sich um, konnte ihren Blick nur zögernd von der winselnden Bestie wenden, die im langsamen Sterben mehr und mehr von ihrem menschlichen Äußeren verlor und zu einem unbeschreiblichen Ungeheuer wurde. »Ja, Pierre?«
    Er hielt ihr den Hörer des Funktelefons entgegen. »Dein Chef«, sagte er. »Er ruft vom Krankenhaus aus an. Er sorgt sich um uns, weil du ihm, wie er sagte, das Amulett zwischen den Fingern weggezogen hast. Er will wissen, ob wir überhaupt noch leben.«
    Nicole nahm den Hörer. Sie war froh, noch am Leben zu sein, und Zamorras Stimme hören zu können. Noch während sie sprach, kam ihr ein Gedanke. »Zamorra, hast du den Pathologen heilen können?«
    »Nein«, erwiderte er. »Das ist leider eine üble Geschichte. Hier hat es Ärger gegeben, meine Hilfsmittel sind unbrauchbar.«
    »Als wenn ich es geahnt hätte«, flüsterte Nicole. »Wir müssen sowieso zur Klinik, um Naomi versorgen zu lassen. Zamorra, sie kann Werwolfbisse heilen! Der meneur des loups hat ihr diese Fähigkeit geschenkt!«
    »Nein«, flüstere Varese. Ihre Zähne schlugen aufeinander. Sie fror immer stärker.
    Nicole sah sie verblüfft an. »Nein?«
    Sie schüttelte mühsam den Kopf. »Er sagte es mir«, brachte sie stockend hervor. »Sein Geschenk würde solange in mir wirken, wie er lebt - und er stirbt doch jetzt.«
    Nicole wurde blaß. »Ausgerechnet«, entfuhr es ihr. Sie drehte sich zu dem Dämon herum. Noch war ein Funke Leben in ihm, aber das Amulett fraß weiter an ihm, verzehrte seine dämonische Kraft allmählich…
    »Wir kommen, Zamorra! So schnell es geht«, stieß Nicole hervor. »Ende, wir haben jetzt alle Hände voll zu tun!« Sie rief das Amulett aus dem Körper des sterbenden Dämons und hoffte inständig, daß er noch lange genug leben würde.
    »Wagenheber und Ersatzrad, Pierre! Schnell! Schnell! Es geht um Minuten, vielleicht sogar um Sekunden! Wir müssen so schnell nach Lyon wie noch nie zuvor!«
    ***
    Das Leben des Dämons verlosch endgültig in jenem Moment, als Naomi Varese, von Nicole und Zamorra gestützt und vor Schüttelfrost zitternd, mit ihren Händen das Werwolfopfer berührte. Mehrere Tage warteten sie voller Unsicherheit, aber dann besserte sich der Zustand des Mannes wieder. Sie hatten es noch rechtzeitig geschafft.
    Naomi Varese blieb lange in der Klinik. Ihr Körper war geschwächt, und ihr Lebenswille war auch nicht mehr sehr ausgeprägt. Die Geschehnisse, die sie hatte miterleben müssen, hatten sie schwer erschüttert. Sie, die zwanzig Jahre lang vor einem magischen Fluch zu flüchten versucht hatte, war hier mit noch schlimmerem Terror konfrontiert worden.
    Aber sie schaffte es. Sie wurde
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