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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie ihn zu beruhigen. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Unfall verursacht. Wer bei uns die Autos gleich reihenweise verschrottet, ist Zamorra!«
    »Wie unglaublich erleichternd«, seufzte Robin. Nicole grinste schelmisch. Natürlich war auch Zamorra ein guter Fahrer - die Fahrzeuge, die unter seinen Händen zerstört worden waren, hätte auch Nicole nicht retten können, weil dämonische Kräfte für die Zerstörung verantwortlich gewesen waren.
    Trotzdem wurde es Robin etwas mulmig, als Nicole im Rückwärtsgang die Lichtung ansteuerte - immer noch ohne Licht; einen Rückfahrscheinwerfer besaß der Wagen nicht. Die Herstellerfirma hatte zwar bei Lieferung den üblichen Behördenrabatt eingeräumt, der den Wagen bis zu 25 % billiger werden ließ, dafür aber auch gehörig abgespeckt, was die Ausstattung anging. Daß er vier Räder, ein Lenkrad und einen Motor hatte, war fast schon als kleines Wunder zu bezeichnen.
    In diesem Fall war Nicole über das Fehlen des Rückfahrscheinwerfers froh, der den Wagen durch sein Aufleuchten hätte verraten können, nur beging sie dabei einen Denkfehler. Unbemerkt konnte sie allein deshalb nicht bis zur Hütte gelangen, weil der Motor alles andere als lautlos arbeitete.
    Wie eine Rakete jagte sie den Wagen trotz der ungünstigen Bedingungen auf die Hütte der rothaarigen Einsiedlerin zu und ahnte nicht, was dort inzwischen geschehen war…
    ***
    Fenrir spürte das kurze Zögern des Dämons. Für wenige Augenblicke wich der unheimliche Druck von ihm, der ihn zwang, dem meneur des loups zu folgen.
    Das war die Chance, auf die der Wolf gewartet hatte!
    Er sammelte alle Willenskraft, über die er noch verfügte, und hetzte los.
    Ein blitzartiger Sprung brachte ihn in den Rücken des Schwarzblütigen, und im gleichen Moment schnappte er auch schon zu. Seine Fänge gruben sich in den Nacken des Dämons. Er hörte Knochen krachen, vernahm einen Schrei, schmeckte schwarzes Blut und spie es hustend aus. Sofort hetzte er weiter, verschwand in der Dunkelheit.
    Er wußte nicht, ob er den Dämon hatte töten können. Wahrscheinlich war es ihm nicht gelungen, wahrscheinlich würde die Verletzung sehr schnell ausheilen. Aber Fenrir war plötzlich wieder frei von dem diabolischen Zwang, er war wieder Herr seines eigenen Willens. Und er konnte tun, was ihm bislang verwehrt gewesen war: zu Naomi laufen und sie beschützen. Und wenn er sie dazu aus der Hütte fort und in Zamorras Château schleifen mußte - was er sich durchaus zutraute!
    Die Fessel war gerissen. Der Wolf rannte.
    ***
    Es war Professor Zamorra, als habe ihm jemand den Teppich unter den Füßen weggezogen. Einige der Kräuter, die er für die Behandlung des Lykanthropen benötigte, mußten möglichst unversehrt sein, um mit einer bestimmten Flüssigkeit in Verbindung gebracht zu werden. Zwei der pulverartigen Substanzen durften sich auf keinen Fall mit eben dieser Flüssigkeit vermischen. Und genau das war geschehen - der über die Tasche rollende Wagen hatte das Fläschchen zerstört, alles war ein zermanschter Brei, mit Glasscherben vermengt. Völlig unbrauchbar.
    Ohnmächtiger Zorn erfaßte Zamorra, aber ebenso schnell begriff er auch, daß er diesen Zorn auf einen Unschuldigen richtete. Der Fahrer des Wagens hatte ja nicht ahnen können, was er da zermalmte, und selbst wenn er es geahnt hätte, hätte er kaum anders reagieren können.
    Verdammtes, elendes Pech!
    »Schlimm?« fragte der junge Polizist, der hier nichts mehr zu tun hatte. Im Krankenhaus war man auf den Vorfall und das kurze Aufflackern von Feuer aufmerksam geworden. Es wimmelte von Menschen, die jetzt den erlösten Roland mit einer Decke vor den Blicken neugieriger Passanten abschirmten. In der Nähe ertönte eine Polizeisirene. Kollegen des jungen Beamten, vom Pförtner gerufen, kamen, um den »Unfall«, aufzunehmen.
    »Nein, gar nicht schlimm«, murmelte Zamorra bitter. »Nur absolut katastrophal. Kommen Sie, Monsieur, bringen Sie mich zur Intensivstation.« Er sah in Richtung des nahenden Polizeiwagens. »Ich habe keine Lust, jetzt auch noch stundenlang Rede und Antwort zu stehen. Und - wenn’s irgendwie geht, lassen Sie den Unglücksraben von Autofahrer zufrieden. Durch seine Flucht hat er sich zwar mehr als unkorrekt verhalten, aber hätten Sie und ich anders reagiert?«
    »Ich denke schon!« sagte der junge Beamte schneidend. »Fahrerflucht ist ein kriminelles Delikt.«
    »Im Normalfall«, erwiderte Zamorra. »Ich fühle mich nicht geschädigt,
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