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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kanadischen Küste zurückgekehrt, wo die ULYSSES, das Forschungsschiff des internationalen Möbius-Konzerns, eine neue Unterwasser-Ortungstechnik erprobte. Das aber war nicht das eigentliche Problem gewesen, weswegen Zamorra und Nicole um Hilfe gebeten worden waren. Eine Nixe hatte für rätselhafte Todesfälle gesorgt, und Zamorra hatte der Nixe ihren Seelenfrieden gegeben und damit für ein Ende des magischen Mordens gesorgt. [2]
    Aber jetzt befanden sie sich wieder im Château Montagne. Und taten nichts anderes, als ihr Leben zu genießen. Schließlich konnte es jederzeit von einem Moment zum anderen zu Ende sein. Sie lebten beide gefährlich. Sie bekämpften die Mächte der Finsternis, die Dämonen der Hölle, der schwarzen Familie. Sie standen als Todfeinde auf deren Abschußliste. Und jede Minute, die sie im Schutz weißmagischer Abwehr in Ruhe verbringen konnten, nutzten sie.
    Nichts tun, an nichts denken. Nur den Augenblick genießen, in wilder, ekstatischer Leidenschaft. Nur füreinander dasein, in bedingungsloser Hingabe von Körper und Seele.
    Für die Vertreibung aus dem Paradies sorgte Raffael Bois, der gute Geist von Château Montagne, wie er auch genannt wurde. Trotz seines hohen Alters war der Mann die Zuverlässigkeit in Person und weigerte sich beständig, sich pensionieren zu lassen. »Mein Beruf ist meine Berufung. Ruhestand ist Stillstand, und Stillstand ist Tod«, pflegte er glaubwürdig zu versichern. Ohne ihn war Château Montagne überhaupt nicht vorstellbar.
    Raffael war allgegenwärtig. Ganz gleich, zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Schlaf schien er weder zu kennen noch zu brauchen. Die Wünsche seiner Herrschaft schien er durch Hellsehen zu erfassen. Und normalerweise pflegte er Zamorra und seine Lebensgefährtin auch nicht zu stören, wenn die beiden allein sein wollten.
    Es gab nur wenige Ausnahmen.
    Raffael meldete sich dezent über die Sprechanlage, über die jeder bewohnte Raum des Châteaus zu erreichen war. Er tat es einfühlsam wie selten; er spielte sanfte, einschmeichelnde Musik ein, ehe er sich selbst bemerkbar machte. »Monsieur Zamorra?«
    Nicole hatte sich schon vorher aus Zamorras Armen gelöst; das Aufklingen der Muusik war eine liebenswerte Vorwarnung gewesen. Dennoch war sie enttäuscht und sie konnte Zamorra deutlich ansehen, daß er genauso fühlte. Während er sich seufzend erhob, setzte sie noch einmal das Weinglas an die Lippen und empfand es nur als schalen Ersatz für den soeben entschwundenen Genuß. »Was ist denn, Raffael?« hörte sie Zamorra fragen.
    »Besuch aus Lyon, der sich vermutlich nicht abwimmeln läßt. Verzeihen Sie vielmals, daß ich Sie zu stören wage. Aber der Grund des Besuches von Monsieur Flambeau erscheint mir als äußerst wichtig.«
    »Flambeau?« murmelte Nicole. Christopher Flambeau aus Lyon war Zamorras Rechtsvertreter. Wenn der unangemeldet hereinschneite, was selten genug geschah, gab es meistens ein Problem.
    »Bewirten Sie ihn und bitten Sie ihn um einige Minuten Geduld«, sagte Zamorra. Es knackte; Raffael hatte die Verbindung gelöscht. Zamorra kehrte zurück und ließ sich wieder neben Nicole auf dem weichen Fell nieder. »Schei… benkeister«, maulte sie. »Der Junge nervt. Du hättest ihn wegschicken sollen. Oder Raffael hätte behaupten sollen, wir wären nicht da.«
    »Geht schlecht. Er dürfte deinen Cadillac und meinen BMW gesehen haben und weiß daher, daß wir hier sind. Die Garage ist gestern offengeblieben,, erinnerst du dich?«
    »Mühsam«, erwiderte Nicole. »Wir müssen uns jetzt also anziehen, wie?«
    Zamorra lächelte. »Du kannst ja bleiben, wie du bist. Flambeau wird sich über deinen aufregenden Anblick sicher nicht grämen.«
    »Soweit kommt’s noch«, erwiderte sie mißmutig. »Er ist unser Anwalt, aber ich nicht sein Lustobjekt.«
    Zamorra hob die Brauen. »Das sind ja ganz neue Töne. Ich erinnere mich dumpf, daß du bei anderen Gelegenheiten nichts dagegen hattest, vor noch fremderen Personen teilweise oder völlig nackt aufzutreten.«
    »Es kommt auf die Situation an«, erwiderte sie. »Und auf den Grad der Fremdheit oder Bekanntschaft. Flambeau hängt irgendwo dazwischen. Los, mach dich landfein. Ich komme nach. Muß erst einmal nachsehen, ob ich überhaupt etwas anzuziehen habe.«
    Offenbar hatte sie trotz überquellender Kleiderschränke nichts Brauchbares; als sie sich etwas später zu Zamorra und Flambeau gesellte, trug sie eines von Zamorras Hemden und sonst nichts. Wie die vier obersten Knöpfe
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