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0493 - Eine weint um Killer Jack

0493 - Eine weint um Killer Jack

Titel: 0493 - Eine weint um Killer Jack
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hatte.
    Ich fuhr zum Times Square und betrat das große Schallplattengeschäft Studio Five. Es war ein Selbstbedienungsladen, aber es gab etwa ein halbes Dutzend Verkäufer und Verkäuferinnen, die die Kunden berieten und die die Platten in den Vorführkabinen auflegten.
    Ich sprach zunächst mit dem Geschäftsführer. Ich zeigte ihm Jack Spazellis Bild. »Kennen Sie den Mann?«
    »Nein«, erwiderte der Geschäftsführer zögernd. »Natürlich bin ich nicht völlig sicher. Wir fertigen täglich mindestens tausend Kunden ab. Da kann man unmöglich jedes Gesicht im Gedächtnis behalten.«
    »Der Mann ist ein Liebhaber klassischer Musik. Er bevorzugt Opernplatten.«
    »Ich rufe Miß Leigh herein. Vielleicht kann sie Ihnen helfen. Miß Leigh betreut unsere klassische Abteilung.«
    Miß Leigh war schlank und hübsch. Sie trug ein Mini-Röckchen und entsprach in ihrer äußeren Aufmachung eher einem Jazz-Fan, aber sie erwies sich als ein kluges, gebildetes und aufgewecktes Mädchen.
    »Ja, den Mann kenne ich!« sagte sie, nachdem sie einen Blick auf das Bild geworfen hatte. »Er kauft sehr oft bei mir.«
    »Wann war er das letzte Mal hier?«
    »Vor einer Woche.«
    »Kommt er regelmäßig zu Ihnen?«
    »Zweimal im Monat, würde ich sagen.«
    »Kommt er stets allein?«
    »Nicht immer. Er war schon zweimal in Begleitung einer sehr attraktiven jungen Dame hier.«
    »Würden Sie die Dame wiedererkennen?« fragte ich. »Können Sie sie beschreiben?« Miß Leigh nickte und entwarf mit wenigen Sätzen das Bild eines goldblonden Mädchens mit grünen Augen. Die Beschreibung paßte haargenau auf Helen Londy.
    Ich erklärte dem Geschäftsführer, worum es ging, und fragte Miß Leigh, ob sie bereit sei, für die Aufklärung eines Verbrechens einen Beitrag zu leisten. Miß Leigh war Feuer und Flamme. Der Geschäftsführer gab sein Okay. Zehn Minuten später fuhr ich mit Miß Leigh zur zehnten Avenue. Unterwegs besorgte ich mir noch schnell einen Haussuchungsbefehl. Die Aussage Miß Leighs rechtfertigte jetzt den Schritt.
    Miß Leigh klingelte wenig später an Helen Londys Wohnungstür. Jack Spazellis Ex-Verlobte öffnete. Miß Leigh überreichte ihr mit einem Lächeln zwei Schallplatten. »Die soll ich hier abgeben, Miß.«
    Helen Londy war erstaunt. »Von wem?«
    »Der Herr hat seinen Namen nicht genannt. Er sagte, Sie wüßten schon Bescheid.«
    »Oh, vielen Dank.« Helen Londy nahm die Platten entgegen und schloß die Tür. Drei Minuten später kletterte Miß Leigh zu mir in den Jaguar. »Sie war es«, sagte sie. »Das ist das Mädchen, das ich zweimal in Begleitung des Mannes in unserem Geschäft gesehen habe!«
    »Sie sind völlig sicher?«
    »Absolut. Es gibt keinen Zweifel.«
    »Vielen Dank, Miß Leigh. Sie haben mir sehr geholfen. Darf ich Sie jetzt mit dem Taxi nach Hause schicken? Ich habe noch eine Menge zu tun…«
    Miß Leigh lächelte mich traurig, aber doch verständnisvoll an. »Mir ist völlig klar, daß Sie Ihre kostbare Zeit nicht mit Chauffeurdiensten verplempern können. Wenn Sie mich noch einmal brauchen sollten, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.«
    Ich blickte ihr hinterher, als sie die Straße hinabging. Sie drehte sich noch einmal um und winkte. Sie war eines der wenigen Mädchen, bei denen der Mini-Rock nicht albern oder deplaciert wirkt. Ich winkte zurück. Dann stieg ich aus und schloß den Wagen ab. Wenig später stand ich vor Helen Londys Wohnungstür. Ich klingelte. Miß Londy öffnete. Sie lächelte, als sie mich sah, aber es war ein Lächeln, das sich auf den Mund beschränkte. Die Augen blieben kühl und wachsam.
    Wir setzten uns in das Wohnzimmer. Helen Londy trug diesmal ein schlichtes, aber sehr effektvolles Kleid aus dünnem schwarzen Jersey. »Sie kommen nochmals wegen Jack?« fragte sie.
    »Ja«, nickte ich. »Ich hätte gern seine Adresse.«
    Helen Londy hob ärgerlich die makellos geformten Augenbrauen. »Soll das ein Witz sein? Sie wissen genau, wo er zu finden ist! Im Jenseits!«
    »Dann muß er kürzlich Urlaub gehabt haben«, meinte ich spöttisch. »Er ist nämlich wiederholt gesehen worden, und zwar in Ihrer Begleitung!«
    Helen Londy blieb ganz ruhig. Sie musterte mich prüfend, ziemlich lange. Dann sagte sie: »Warum geben Sie es nicht auf, Mr. Cotton? Jack ist tot.«
    »Mag sein, daß Jack Spazelli für Sie tot ist«, sagte ich. »Sie nennen ihn jetzt möglicherweise Dick, Tom oder Harry. Für uns bleibt er Jack Spazelli. Für uns bleibt er ein Mörder. Für uns bleibt er der Mann,
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