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0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

Titel: 0491 - Ein Toter läuft um sein Leben
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bin Jack Fulton, falls dir das etwas sagen sollte. Ich bin lange genug herumkommandiert worden. Damit ist es jetzt vorbei. Sage mir lieber, was es gegeben hat.«
    »Der Kerl hat den Verstand verloren!« sagte einer der Burschen erstaunt.
    Der Bursche im Sporthemd lachte plötzlich. »Meinetwegen kann er ein bißchen Samariter spielen.« Er trat auf mich zu und schob die Daumen in den Gürtel der Hose. »Nur vor einem möchte ich dich warnen. Du wirst nicht zur Polizei gehen, hörst du? Das würde dir nämlich eine Menge Ärger bringen!«
    »Wofür haltet ihr mich?« fragte ich. »Zur Polizei gehen! Das muß sich einer anhören!«
    »Stammst du aus dieser Gegend?« wollte ein anderer von mir wissen.
    »Ich wohne erst seit heute in dieser noblen Straße«, erwiderte ich grinsend. »Kleine Anschriftenänderung. Gestern war ich noch im Ashfield Jail zu erreichen.«
    »Ein Knastbruder!« sagte der Mann mit dem Sporthemd. Die drei Burschen lachten nicht. Sie starrten mich nur an. Dann machten sie wie auf Kommando kehrt und marschierten davon. Ich hatte mir ihre Gesichter genau eingeprägt.
    Ich bückte mich, um dem jungen Mann auf die Beine zu helfen, aber er stieß mich zurück. »Verschwinden Sie! Lassen Sie mich allein!« würgte er hervor.
    Ich schüttelte den Kopf. »Reden Sie keinen Unsinn! Sie haben sich prächtig gehalten. Aber gegen diese Übermacht hatten sie einfach keine Chance. Die Kerle haben tief geschlagen, ich habe es gesehen!«
    Der junge Mann hob den Kopf. Er blinzelte mich an. »Soll ich mich für diese scharfe Beobachtung bei Ihnen bedanken?« fragte er bitter. »Warum sind Sie mir nicht zu Hilfe gekommen?«
    »Es war schon zu spät.«
    Er quälte sich auf die Beine und lehnte sich schweratmend gegen eine Ziegelwand. Er blutete aus dem Mund und aus der Nase. »Ich habe mich prächtig geschlagen!« äffte er mich bitter nach. »Aber ich hatte keine Chance, das stimmt. Ich werde das ändern. Diese Runde ging an die anderen. Die nächste Runde diktiere ich! Wenn die Gangster glauben, daß sie mich eingeschüchtert haben, dann sind sie auf dem Holzweg!«
    »Worum ging es denn?« fragte ich, aber er antwortete nicht.
    Er zog seinen Krawattenknoten straff. Das half freilich nur wenig, um sein ramponiertes Aussehen zu verbessern. Der Kragen seines Oberhemdes war blutbefleckt, und der rechte Jackettärmel war aus den Nähten geplatzt, von den Markierungen des Gesichtes ganz zu schweigen. Er gab keine Antwort. Er holte ein Taschentuch aus dem Anzug und tupfte sich die Nase und die aufgeplatzten Lippen ab.
    »Warum antworten Sie nicht?« fragte ich. »Ich meine es doch nur gut!«
    »Lassen Sie mich allein!«
    Ich zuckte die Schultern und machte kehrt. Ich verließ das Alley und wartete dann auf den jungen Mann. Er kam drei Minuten später aus dem Alley. Mit gesenktem Kopf schritt er die Straße hinab. Ein paar Leute schauten ihm erstaunt hinterher. Der junge Mann ging eine Kellertreppe hinab. Sie führte in die Sattlerwerkstatt des alten Lindsay.
    ***
    Als ich mein Zimmer in Mrs. Raggards Wohnung betrat, war Lucille darin. Ich sah, daß sie ein paar Veränderungen vorgenommen hatte.
    Auf dem Tisch lag eine neue Tischdecke, und ein paar kitschige Öldrucke waren gegen einige freundliche Aquarelle eingetauscht worden. »Ich dachte, es könnte nicht schaden, die alten Schinken abzunehmen«, meinte Lucille leicht verlegen. »Wenn Sie schon hier wohnen, sollen Sie sich auch wohlfühlen.«
    »Ich habe schon die Reklametrommel geschlagen«, sagte ich und legte die Tabakpäckchen auf den Tisch. »Der Trödler und der Tabakwarenfritze haben mir versprochen, nach einem Zimmer Ausschau zu halten.«
    Lucille musterte mich prüfend. »Sie sehen ganz verändert aus!« meinte sie. »Mit dem Ausziehen hat es übrigens Zeit«, fuhr sie fort. »Ich hätte vorhin nicht so heftig werden dürfen!«
    Ich setzte mich an den Tisch und öffnete eines der Tabakpäckchen. »Eine sehr ruhige Gegend scheint das hier ja gerade nicht zu sein«, stellte ich fest und schnupperte an dem kräftigen Tabak. Dann berichtete ich, was sich in dem Alley ereignet hatte.
    Lucille nahm auf der anderen Seite des runden Tisches Platzt Ihre Züge wirkten plötzlich hart und verbittert. »Solche Dinge sind hier an der Tagesordnung«, meinte sie. »Sobald Tom und ich verheiratet sind, ziehen wir weg von hier!«
    »Ich weiß noch nicht einmal, worum es überhaupt ging«, sagte ich kopfschüttelnd. »Der junge Mann rückte nicht mit der Sprache heraus. Ich sah
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