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0490 - Höllen-See

0490 - Höllen-See

Titel: 0490 - Höllen-See
Autoren: Jason Dark
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hinter der gebrutzelt wurde. Ein halbverstopfter Abzug schaffte es kaum, gegen den Geruch anzukämpfen. Vier Tische mit einer abwaschbaren Resopalplatte bildeten neben der entsprechenden Anzahl von Stühlen die Einrichtung des Lokals. Eine Tür führte in den Hinterraum und zu einer Toilette, die schon den Namen Stinkloch verdiente. Sie lag in einem Gang, wo auch der Nachschub stand. Kästen mit Chips und Getränken. Die Fischstäbchen hatten ihren Platz in einer Kühltruhe gefunden. Suko liebte bei gewissen Einsätzen die Dunkelheit. Deshalb hatte er sich auch in eine Ecke verzogen, wo das Licht kaum hinkam. Die nächste Lampe befand sich zwei Tische weiter. Sie war tagsüber sowieso nicht eingeschaltet worden.
    Betty und ihr Mann waren informiert. Der Lange hinter der Theke hieß Gulky. Er war das krasse Gegenteil seines Eheweibs. Hager, kaum ein Gramm Fett am Körper und auch knochig im Gesicht, so daß die übergroße Nase wie ein gebogener Zinken vorstand.
    Er arbeitete geschickt, bediente die Kunden schnell, und wer kam, ohne bezahlen zu wollen, ging meist freiwillig, wenn er nur damit drohte, ihm Betty auf den Hals zu schicken.
    Sie ließ sich Zeit. Suko wußte, weshalb sie den Laden verlassen hatte. Sie wollte einige Sätze mit seinem Freund John reden. Jetzt wartete der Inspektor auf ihre Rückkehr.
    Die Flasche mit Mineralwasser hatte er geleert. Aus ihrer Öffnung schaute noch der Trinkhalm hervor.
    »Noch eine?« rief Gulky hinter der Theke stehend.
    »Nein, vielleicht später.«
    »Okay.«
    »Wann kommt Betty zurück?«
    Der Mann lachte. »Keine Ahnung. Manchmal kriegt sie es in den Kopf. Dann bleibt sie Stunden weg.« Bei der Antwort schaufelte er Chips in die Tüte und steckte die Fischstäbchen daneben, bevor er das Ganze mit Mayonnaise beschmierte und es einem halbwüchsigen- Kunden reichte, der auf Rollschuhen den Laden »betreten« hatte.
    »Rede nicht so einen Unsinn, Lulatsch.« Betty stand in der Tür. Groß, breit, wuchtig. Sie hatte die letzten Worte ihres Mannes vernommen und schüttelte den Kopf.
    Gulky lachte. »Aber es stimmt, Süße.«
    Betty winkte ab. »Meinetwegen.« Sie holte tief Luft und wedelte mit der rechten Hand vor ihrem Gesicht herum. »Ein Gestank ist das hier, widerlich. Wie oft habe ich dir gesagt, Gulky, daß du den Abzug nachsehen sollst. Das Ding ist verstopft wie ein Soldaten-Lokus.«
    Suko mußte lächeln. Manche Menschen hatten eben einen besonderen Humor. Betty walzte auf ihn zu, nicht ohne zuvor eine Flasche mit Tequila zwischen ihre wulstigen Finger geklemmt zu haben.
    Sie ließ sich ächzend auf einen Stuhl mit einer viel zu schmalen Sitzfläche fallen und stellte die Flasche vor sich auf den Tisch. »Nimmst du auch einen Schluck?« Betty sagte fast zu jedem du.
    »Nein, danke.«
    »Aber ich brauche den Schnaps. Wenn man hier immer steht und das verdammte Zeug einatmet, dreht es einem sonst den Magen um.«
    Suko nickte. »Verstehe.«
    Betty lachte breit, zog den Korken aus der Flasche und setzte die Öffnung an ihre dicken Lippen.
    Sie kippte die Flasche und trank die Flüssigkeit wie Wasser.
    Als sie absetzte, war das Gefäß zu einem Drittel leer. »Braucht man da nicht Salz zu?« fragte Suko.
    »Es geht auch ohne.«
    In der Ecke gegenüber hockte ein Mann und schlief. Der Kopf lag auf seinen Armen. Er mußte den Schnaps gerochen haben, hob das bärtige Gesicht an und begann zu schnuppern. »Ich rieche etwas«, sagte er, »und das tut verdammt gut.«
    Betty drehte sich um. »Wenn du nicht deine Klappe hältst, kannst du draußen zwischen den Mülltonnen und Ratten weiterschlafen.«
    »Sei doch nicht so gemein.«
    »Penn weiter, Abel.« Betty wandte sich an Suko. »Ein schrecklicher Kerl. Wenn ich nicht so ein weiches Herz hätte, wäre er schon längst rausgeflogen, aber er ist ja nicht schuld an seinem verdammten Schicksal. Früher war er mal Lehrer, dann entließen sie ihn. Aus Verzweiflung griff er zur Flasche. Jetzt hilft er uns hin und wieder dabei, die Bude hier zu reinigen, obwohl man gegen den Dreck kaum ankommt. Dafür kann er dann in der Laube schlafen.«
    »Im Garten?«
    »Ja, natürlich.«
    Suko hatte sich diesen Garten angesehen. Er kannte auch die Laube, mehr ein Rattenverschlag. Der Garten selbst war nur ein Unkrautfeld, gepflegt wurde er nicht. Eine alte Mauer trennte ihn vom nächsten Grundstück, auf dem einige barackenähnliche Häuser standen, die von Armen bewohnt wurden.
    »Hast du John gesehen?« fragte Suko, dem die Neugierde auf den
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