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0490 - Höllen-See

0490 - Höllen-See

Titel: 0490 - Höllen-See
Autoren: Jason Dark
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danke.«
    Betty kam dennoch nicht an Sukos Tisch zurück. Sie verließ ihren Platz nicht. Der Inspektor wunderte sich, schaute sie an und sah auf ihrem Gesicht den Schweiß. Der Mund stand offen, die Winkel zuckten, der Blick zeigte Angst, und er war ins Leere gerichtet, das heißt, gleichzeitig schaute sie an Suko vorbei.
    Der Chinese spürte das berühmte Kribbeln auf der Haut. Irgend etwas ging hinter ihm vor.
    Auf dem Stuhl drehte er sich herum.
    Gulky war zurückgekehrt. Er sah völlig normal aus, wie er im Türrahmen lehnte, als wäre er dort festgewachsen. Seine Arme hingen rechts und links wie Stöcke am Körper herab.
    Und doch war etwas anders bei ihm.
    Aus beiden Nasenlöchern und aus dem linken Mundwinkel rannen dünne Blutfäden…
    ***
    Sie sahen dunkel aus, fast wie Teer, das Licht war nicht besonders, aber Suko wußte, daß etwas Schreckliches passiert sein mußte. Und Betty ebenfalls.
    Er hörte ihr geschluchztes und gestöhntes »Oh, diese verfluchten Killer, diese…«
    Mit einem gleitenden Schritt erreichte Suko die Mitte des Raumes. Er schleuderte noch einen im Weg stehenden Stuhl zur Seite und sprang auf Gulky zu.
    Er sah den glasigen Blick des Mannes und hatte für einen Moment den Eindruck, in das Gesicht eines Toten zu blicken. Dann hörte er das leise Stöhnen, ein Zittern durchlief die starre Gestalt, die einen Moment später kippte.
    Hätte Suko den Mann nicht aufgefangen, wäre er aufs Gesicht geschlagen. Der Inspektor hielt ihn in den Armen, drehte sich mit ihm herum, er nickte Betty zu, die sich jetzt in Bewegung setzte. Sie konnte nicht so schnell laufen, aber sie war da, bei ihrem Mann. Wie ein kleines Kind hob sie ihn hoch.
    Suko schaute auf seine Hand. Das Blut rann zwischen den Fingern wie ein dünner Bach. Es stammte von der Rückenwunde des Schwerverletzten. Dort hatte ihn die Waffe getroffen.
    »Ich gehe«, sagte der Inspektor und meinte den Gang, aus dem Gulky gekommen war.
    Betty hörte nicht hin. Sie kniete neben ihrem liegenden Mann, dessen Kopf auf ihren Oberschenkeln lag. Sie sprach mit Koseworten auf ihn ein, weinte dabei und fluchte auch.
    Suko schob sich in den schmalen Korridor. Der größte Teil lag in einem schwachen Graulicht. Es roch nach altem Fett und nach Toilette.
    Der Boden war schmutzig. Fast glatt, überall hatte sich der Fettfilm niedergelegt. Suko sah auch andere Flecken. Sie waren dunkel und auseinandergeplatzt, auch frisch.
    Blut…
    Er schluckte. Den Killer sah er nicht. Viele Verstecke standen ihm nicht zur Verfügung. Die Toilette, der Hinterausgang, das war es schon. Der Inspektor wollte nicht glauben, daß der Mörder sich zurückgezogen hatte. Bestimmt lauerte er im Haus.
    Im Gang stand er nicht. Suko schob sich an den Kisten und der Kühltruhe vorbei. Rechts lag der Zugang zu den Toiletten. Eine billige Tür, die nicht verschlossen war.
    Suko trat sie kurzerhand ein. Das Holz splitterte und flammte auf. Das Feuer blendete Suko für einen Moment, und aus den Flammen schien der Gegner zu springen, der tatsächlich ein blutiges Schwert schwang…
    ***
    Die letzten Worte unseres Gesprächs hatten mich mißtrauisch gemacht. Das war mein Glück, sonst hätte ich auf keinen Fall so schnell reagieren können.
    Bevor mich die Schwertspitze erwischen konnte, hatte ich die Tür wieder zugeknallt. Zum Glück hielt ich dabei den Griff noch fest. Die Waffe erwischte mich nicht. Die rote Klinge hieb gegen den Wagen, ich hörte noch ein Kratzen, dann nichts mehr.
    Ich drehte mich um.
    Chrysantheme war aufgesprungen. Sie starrte mich an und auch die verschlossene Tür. Ihr Gesicht glich einer mit Öl bestrichenen Maske. Übergroß waren ihre Augen. »Jetzt haben sie uns!« flüsterte sie. »Verdammt, jetzt haben sie es geschafft.«
    »Sie wußten also Bescheid«, stellte ich fest.
    »Ja, ja…«
    »Woher?«
    »Ich… ich weiß es doch nicht. Vielleicht haben sie uns doch verfolgt.«
    »Das ist möglich.« Meine äußere Ruhe war gespielt. Wir saßen tatsächlich in der Zwickmühle. Da gab es pur eins. So schnell wie möglich weg von hier. Wäre ich allein gewesen, hätte ich den Kampf aufgenommen. Mit dem Mädchen konnte ich das nicht riskieren.
    »Steckt der Schlüssel?« fragte ich.
    »Ja, und die Türen sind verriegelt.«
    »Gut.«
    Ich riß die Verbindungstür zum Führerhaus auf und ließ mich nicht auf den Sitz fallen, denn von draußen vernahm ich zischende Geräusche, und gleich darauf ruckte der Wagen zusammen. Zuerst vorn, dann hinten, die Geräusche
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