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0490 - Höllen-See

0490 - Höllen-See

Titel: 0490 - Höllen-See
Autoren: Jason Dark
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Monster ausgeatmet. Für mich ein Beweis, daß wir nahe der Themse herrollten. Auch hielt Chrysantheme nicht so oft an. Wir bewegten uns gut im Verkehrsfluß weiter.
    Auch ein Beweis, daß wir die eigentliche City mit ihrem dichten Verkehr hinter uns gelassen hatten.
    Die Glotzkiste hatte ich ausgeschaltet. Die Gymnastik auf dem Bildschirm behagte mir nicht. Dafür lauschte ich den Oldies. Jetzt sangen die Beatles. Man tat hier alles, um den Service über bestimmte Dinge hinaus auszudehnen.
    Dennoch kam ich mir vor wie in einer Falle. So mußte es auch den Gefangenen ergehen, wenn sie in die entsprechenden Zuchthäuser transportiert wurden. Nur hatten die noch weniger Platz und nicht die Bequemlichkeit. Es war gar nicht einfach, bei der manchmal flotten Fahrt des Wohnmobils, durch den Wagen zu wandern. Ich hatte an der hinteren Seite einen Vorhang entdeckt. Ihn zog ich zur Seite. Eine winzige Dusche stand Kunden und Mädchen zur Verfügung. Es roch nach Seife.
    »Besichtigung beendet?« hörte ich die Frauenstimme.
    »Ja.«
    »Und?«
    »Nicht schlecht.«
    Sie lachte, fuhr schneller, zudem noch in eine Kurve. Ich verlor die Balance und rutschte in einen der aufblasbaren Sessel. »Ist es noch weit?« fragte ich.
    »Wir sind gleich da.«
    »Warum haben wir uns nicht in der City unterhalten können?«
    »Zu gefährlich. Die haben ihre Augen überall. Ich möchte noch eine Weile leben.«
    »Das verstehe ich.«
    Der Untergrund verschlechterte sich. Nicht mehr über das normale Pflaster glitten die Reifen, jetzt waren es Schlaglöcher und Bodenwellen, über die wir schaukelten.
    Nicht mehr lange. Noch eine scharfe Kurve, dann stand der Wagen.
    »Soll ich aussteigen?« fragte ich.
    »Nein.« Die Antwort fiel in das Nachlaufen des Motors hinein.
    Ich war auf das Mädchen mit dem außergewöhnlichen Namen Chrysantheme gespannt. Wenig später öffnete sich die Mitteltür zwischen Fahrerhaus und Fond.
    Dann stand sie vor mir. Ich hatte mich schräg gesetzt und bekam große Augen. Nein, mit dieser Erscheinung hatte ich nicht gerechnet.
    Chrysantheme war eine Farbige. Keine Afrikanerin, sie mußte aus der Karibik stammen. Ihre Haut zeigte den Farbton von Milchkaffee. Vielleicht waren die Lippen eine Spur zu aufgeworfen und die Nase etwas zu breit, aber sie besaß ihren Reiz, das konnte man nicht abstreiten.
    Das dunkle Haar war glatt gekämmt. Bis zu den perlengeschmückten Ohren fiel es normal nach unten. Darunter waren die Strähnen zu kleinen, fingerdicken Zöpfen gedreht und mit bunten Perlen geschmückt worden.
    Sie trug weiße Jeans und eine blaßrote Bluse, die sie über dem Bauchnabel verknotet hatte.
    »Na, genug geschaut?«
    Ich nickte. »Nicht schlecht.«
    Sie ließ die Hand leicht über den Stoffknoten gleiten. »Ja, das sagen viele, die mich zum erstenmal sehen. Und noch mehr«, fügte sie hinzu. Sie kam mit gleitenden Schritten in meine Richtung und ließ sich auf der Couch nieder.
    Jetzt saßen wir uns gegenüber. Ein kleiner Tisch trennte uns. Chrysantheme besaß grün lackierte Fingernägel, nur die beiden Daumennagel hatte sie rot geschminkt. Jeder Finger war mit einem Ring geschmückt, ebenso farbig wie die Perlen.
    »Ich muß was trinken«, sagte sie.
    »Bitte.«
    Sie holte sich einen Schluck. Der Whisky schimmerte in einem Plastikbecher. Chrysantheme trank die Hälfte, stellte den Becher zur Seite und sagte: »Weißt du eigentlich, daß ich mich jetzt in Lebensgefahr befinde?«
    »Ich kenne deine Probleme nicht.«
    Ihre Augen wurden noch dunkler. Als hätten sich kleine Tücher vor die Pupillen geschoben. »Es ist aber beschissen«, flüsterte sie. »So verdammt beschissen.«
    »Und was, bitte sehr?«
    »Alles. Auch der Prophet. In seiner Nähe riecht es nach Blut, Tod und Grauen.«
    »Er ist ein Killer.«
    »Nicht nur das, noch mehr.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Sie lehnte sich zurück. »Manchmal habe ich den Eindruck, als wäre er kein Mensch mehr. Er ist etwas anderes, und ich glaube daran, daß er sogar recht hat, wenn er behauptet, er würde von den Sternen kommen. Die Mächte hätten ihn geschickt.«
    »Welche Mächte?«
    »Das Paradies, John. Er kommt aus dem Paradies und schickt seine Schüler dorthin.«
    »In den Tod?«
    »Ja«, sagte sie dumpf, nickte und wiederholte sich. »In den Tod oder ins Paradies.«
    Ich lehnte mich zurück, holte Zigaretten hervor und hielt ihr die Schachtel hin. »Nimmst du?«
    »Nein danke, nicht mehr.«
    »Darf ich?«
    »Sicher.« Sie wartete, bis ich rauchte, dann
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