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0490 - Höllen-See

0490 - Höllen-See

Titel: 0490 - Höllen-See
Autoren: Jason Dark
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schaute sie ins Leere. Ich ließ sie reden. »Alles haben wir für ihn getan, alles. Wir haben seine Lehren geglaubt, wir sind für ihn auf den Strich gegangen und hatten auch nichts dagegen, als er die Angels of Love gründete. Wir gaben unser Geld ab, er nahm es lächelnd, aber mit einem kalten Ausdruck in den Augen. Er nennt sich der Prophet vom blutigen Schwert, der Mann der Wahrheit…«
    Ich unterbrach sie. »Weshalb gerade vom blutigen Schwert?«
    »Weil diese Schwertklingen die Kraft beinhalten, auf die er so stolz ist. Sie bestehen aus dem Material, aus dem auch das Paradies geschaffen worden ist. Er schwört darauf und ist bereit, die Waffe einzusetzen. Da kennt er kein Pardon.«
    »Er hat also getötet?«
    »Nicht unbedingt er, seine Helfer. Man kann sie auch als die Zuhälter des Propheten bezeichnen.«
    »Wie viele sind es?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und die haben euch unter Kontrolle?«
    Chrysantheme nickte. »Ja, die haben uns unter Kontrolle. Wir können keinen Schritt tun, ohne nicht überwacht zu werden. Jedenfalls haben sie uns das stets erklärt.«
    »Dann werden Sie auch jetzt überwacht?«
    »Ich kann es dir nicht genau sagen.« Sie hob die Schultern. »Wissen Sie, John, der Prophet ist ein Schwein, ein Bastard, ein Hundsfott, um bei den harmloseren Ausdrücken zu bleiben. Aber eines kann ich dir sagen. Er hat die Macht, und die stammt nicht von dieser Welt, das kann ich dir sagen. Er bestraft. Wenn jemand nicht pariert, darf er ins Paradies kommen.«
    »Wo der Tod wartet.«
    Sie lachte. »Glaubst du etwa an das ewige Leben? Nein, der Tod hat seine Krallenhände schon geöffnet.«
    »Sind von euch welche gestorben?«
    »Klar, verschwunden.« Sie zählte Namen auf. »Alles Mädchen wie ich, die es satt waren, aber er hat sich gefreut, sie töten zu können. Ich kenne den Grund auch nicht. Es ist eben so.«
    »Und du willst reden?«
    »Ja, ich will, daß er vernichtet wird. Das ist ein Wesen, das Macht besitzt. Es steht über uns, es ist gefährlich…«
    »Wie sieht der Prophet aus?«
    »Keine Ahnung. Er kann der netteste Nachbar sein oder ein hoher Regierungsbeamter. Er ist gesichtslos, obwohl er ein Gesicht hat. Ich habe ihn einmal gesehen. Da war sein Gesicht von einer Kapuze verdeckt worden. Auch seine Helfer tragen diese Kapuze. Auf dem Stoff ist ein Schwert aufgemalt oder eingestickt. Es schimmert blutrot und zeichnet die Nasen sowie die Augenbrauen der Träger nach.«
    »Dann kennst du die wahren Gesichter der Helfer auch nicht?« Ich war wieder zur lockeren Anrede übergegangen.
    »Hin und wieder haben wir sie gesehen. Es sind ganz normale Menschen, trotzdem habe ich den Eindruck, daß sie einen dämonischen Touch mitbekommen haben. Du verstehst?«
    »Nicht direkt.«
    »Na ja, macht nichts. Ich will nur, daß dieser Prophet endlich verschwindet. Er hat schon zu viele von uns auf dem Gewissen. Er schickt sie ins Paradies, aber für mich ist es die Hölle.«
    Chrysantheme hatte nicht unrecht. Tatsächlich gab man dem Propheten die Schuld an zahlreichen Morden, die in der letzten Zeit begangen worden waren. Jedenfalls gingen gewisse Stellen davon aus, daß die Mädchen umgebracht worden waren, nur waren ihre Leichen nie gefunden worden.
    Vage Hinweise auf rituelle Taten hatte es schon vor Wochen gegeben, wie mir mein Chef, Sir James, erklärt hatte. Zwei Mädchen aus ausländischen Diplomaten-Familien waren verschwunden.
    Man wollte das nicht an die große Glocke hängen, aber das Wort Prophet war einfach zu oft gefallen, um nicht darauf aufmerksam zu werden.
    Wir waren zwar keine Abteilung zur Sektenbekämpfung, doch Sir James glaubte daran, daß mehr hinter der Sache steckte. Er hatte sich mit den Eltern der Verschwundenen unterhalten, da war auch der Begriff vom »Blutigen Schwert« gefallen. Wir hätten uns schon früher um den Fall kümmern sollen, nur hatten wir keine Zeit gehabt, und die Kollegen waren nicht weitergekommen.
    Bis eben Chrysantheme ausscherte und mit Betty von der Freßbude darüber sprach. Sie hatte das Vertrauen der Mädchen. Sich direkt an die Polizei zu wenden, dazu fehlte Chrysantheme der Mut.
    Und Betty gab den Tip weiter. Schließlich war er auf meinen Schreibtisch gelandet.
    Sir James hatte die Sache plötzlich dringend gemacht und Suko sowie mich auf den Fall angesetzt.
    Ich arbeitete allein, Suko ebenfalls. Vielleicht konnten wir gemeinsam zuschlagen.
    Auf keinen Fall durfte der Prophet unterschätzt werden. Er und seine Helfer hielten die Angels of Love,
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