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0490 - Hiebe auf den ersten Blick

0490 - Hiebe auf den ersten Blick

Titel: 0490 - Hiebe auf den ersten Blick
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zündete sie langsam an. Dann überquerte ich die Straße.
    Der Bursche war jung, aber er hatte alte Augen. Er gehörte zu den Typen, die für Geld alles tun, einschließlich Mord. Man wollte mich also beseitigen, ich weiß nicht, zum wievielten Mal. Bis jetzt hatte ich immer die Nase vorn gehabt. Aber einmal konnte es auch schiefgehen.
    Ich machte es ihm leicht. In einer Hofeinfahrt holte er mich ein. Langsam drehte ich mich um.
    Er war verdammt schnell auf den Beinen und stieß mir einen Revolver in die Rippen, ehe ich mich vorstellen konnte.
    Er war sehr gut angezogen und war genau das, wofür ich ihn gehalten hatte: ein gutbezahlter Ganove bei einem Sondereinsatz.
    Er lächelte breit und selbstsicher. Als er zum Sprechen ansetzen wollte, riß ich ihm den Mantel auf und klemmte seinen Revolverarm ein. Ein Trick, der eigentlich nicht neu war. Als ich ihm das Schießeisen entriß, sah er aus, als ob er weinen wollte.
    »Sag deinem Boß, er soll das nächste Mal mit einer Mannschaft anrücken«, schlug ich ihm vor.
    »Wir sind schon da«, krächzte eine Stimme in meinem Rücken. »Wir unterschätzen unsere Gegner nicht, G-man!«
    Sie bildeten einen Halbkreis um mich, vier Männer, ebenso elegant in Schale wie ihr Lockvogel. Ihre Visagen konnten sie allerdings nicht verändern.
    Ich warf mich herum und sprang gebückt auf den vordersten zu. Ich knallte ihm meine Faust in die Magengrube, sah noch, wie er aufstöhnend zu Boden ging, aber dann war es auch mit mir vorbei. Jemand hämmerte mir seinen Revolverkolben auf den Schädel. Mit letzter Kraft schlug ich nach hinten aus. Aber da traf mich ein Schlag an der Schläfe, und ich verlor die Besinnung.
    ***
    Ich kam in einem Kellerloch zu mir, das ein Fenster hoch über dem Boden hatte. Durch die Dreckschicht konnte ich das Licht einer Laterne sehen. Ich mußte verdammt lange geschlafen haben.
    Meine Arme und Beine waren auf einer Art Holzpritsche mit Lederriemen angebunden. Ich fühlte mich nicht besonders wohl. Mein Kopf dröhnte wie eine Trommel.
    »Er ist wach«, stellte eine Stimme hinter meinem Kopf fest. Gleich darauf wurde eine Lampe angezündet. Sie traten heran und blieben vor mir stehen.
    »Du bist ein toller Bursche, G-man. Und eigentlich haben wir nichts gegen dich. Aber Geschäft ist Geschäft, das mußt du einsehen.«
    »Wieviel hat man euch für mich bezahlt?«
    »Zehntausend.«
    »Ein stolzer Preis. Und was sollt ihr dafür tun?«
    Der Größere, der bisher das Wort geführt hatte, blickte seine Komplicen an. »Er fragt, was wir mit ihm tun sollen! Ist das ein Witz? Sag du es ihm, Ben.«
    Der mit Ben angeredete war ein schmales Bürschchen. Er sah wie eine Spitzmaus aus, der man die Haare vom Kopf geschoren hatte.
    »Kennst du den Hudson?« fragte er zynisch.
    »Ich war mal sonntags dort zum Segeln!«
    Ben grinste. »Seht ihn euch an, den G-man. Er ist ein Held! Er riskiert eine große Schnauze. Haben sie euch in Washington beigebracht, wie ein Held zu sterben?«
    »Laß ihn in Ruhe«, sagte der Große. »In zwei Stunden ist sowieso alles vorbei. Du paßt auf ihn auf, Ben. Wir besorgen inzwischen den Wagen.«
    Sie entfernten sich durch eine Bohlentür. Nur die Spitzmaus blieb zurück und schob sich einen Hocker neben meine Pritsche.
    Ich konnte mir ausmalen, was sie mit mir tun wollten. Einen kleinen Autounfall, der im Hudson endete. So etwas kam bei uns bald jeden Monat vor. Es würde bestimmt eine Weile dauern, bis sie mich fanden.
    »Hast du ‘ne Zigarette für mich?« fragte ich den Kleinen mit der Glatze.
    Er zündete eine an und steckte sie mir in den Mund. Ich tat so, als ob ich mich mit meinem Schicksal abgefunden hätte. Dabei verfolgte ich nur ein Ziel: den Kleinen abzulenken.
    Der Riemen, der um mein rechtes Handgelenk gebunden war, ließ mir einen kleinen Spielraum. Während ich heftig an der Zigarette zog und dem Glatzkopf den Rauch ins Gesicht blies, versuchte ich, den Knoten zu lösen. Es gelang mir leichter, als ich angenommen hatte.
    Aber noch immer lag das Risiko auf meiner Seite. Wenn ich ihn nicht mit einem Schlag voll erwischte, war meine Chance verspielt. Ich würde keine zweite bekommen.
    Als er mir die Zigarette zum zweiten Mal in den Mund steckte, biß ich darauf und spuckte sie im nächsten Augenblick zur Seite.
    Er reagierte so, wie ich es beabsichtigt hatte. »Wenn Du nicht mal rauchen kannst, dann besorg ich dir ’nen Schnuller«, knurrte er und beugte sich vor, um nach der Zigarette zu greifen, die neben meinem Kopf
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