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0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist
Autoren: Jason Dark
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ist am besten, wenn Sie sich alles von der Seele reden.«
    »Aber Sie sind fremd.«
    »Das stimmt. Abbé Bloch kennen Sie vom Hörensagen. Sie sollten an sich zu ihm Vertrauen haben. Vielleicht sind wir auch wegen dieser Katastrophe hergekommen.«
    Janine nickte. Dann brach es aus ihr hervor. »Tot!« schrie sie und flüsterte danach. »Sie sind alle tot. Meine ganze Familie ist umgekommen. Man hat ihnen keine Chance gegeben. Menschen, Tiere, alles ist vernichtet worden – alles. Nur ich lebe!« Sie schaute mich fast vorwurfsvoll an. »Weshalb lebe ich? Womit habe ich das verdient? Warum bin ich nicht auch zu Staub zerfallen?«
    Ich horchte auf. Was hatte Janine zuletzt gesagt? Zu Staub zerfallen waren die Menschen? »Dann sind die Leute nicht unter dem Sand begraben?« hakte ich nach.
    »Nein, sie lösten sich auf.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Mein Urgroßvater sprach davon, bevor alles passierte. Er hat es gesehen, glaube ich:«
    »Was hat er gesehen?«
    »Die Wand, die Wolke am Himmel. Sie war so grau und in der Mitte schweflig gelb.«
    »Ja«, meldete sich der Blinde aus dem Fond. »Das ist Whisper, der Staubgeist. Auch ich sah ihn so. Ich stellte ihn mir vor, man gab mir die Bilder ein.«
    Ich schlug mit der Faust gegen meine Handfläche. »Ihr könnt alle sagen, was ihr wollt, Freunde, aber hier komme ich, ehrlich gesägt, einfach nicht mit. Das ist mir zu hoch. Weshalb wird ein Ort vernichtet? Können Sie mir das sagen, Janine?«
    »Nein, davon hat mein Urgroßvater nicht gesprochen. Er erwähnte nur den Geist aus dem Süden, eine alte Legende, glaube ich.«
    »Warum Alcoste und nicht Alet-les-Bains?« rief ich laut.
    »Vielleicht erfahren wir es, wenn wir unser Ziel erreicht haben«, meinte der Abbé.
    »Du willst also weiter?«
    »Natürlich.«
    »Und du, Suko?«
    »Ich frage mich auch, was wir hier sollen. Nach Menschen suchen, die es nicht gibt?«
    »Klar, im Prinzip hast du recht. Die Menschen gibt es nicht mehr. Oder vielleicht doch als Staub. Wer kann das sagen?« Ich holte tief Luft, und den verdammten Sand oder Staub schmeckte ich bereits auf der Zunge. Er knirschte auch zwischen den Zähnen. Ich wandte mich mit meiner nächsten Frage an den Abbé. »Bekommen wir die Lösung in der Kathedrale der Angst serviert?«
    »John!« Er sprach mich beinahe vorwurfsvoll an. »Ich mag diesen Ausdruck nicht. Erinnere dich daran, daß du dabei gewesen bist, als wir die Kathedrale vom Fluch des Bösen befreiten. Erinnere dich daran. Die Kathedrale der Angst hat es gegeben. Sie ist eine Heimat geworden, ein Hort des Guten…«
    »Aber sie hat es nicht verstanden, Whisper zu stoppen.«
    »Weshalb sprichst du gegen sie? Denk daran, wer dort bestattet liegt. Hector de Valois, dein Ahnherr, das silberne Skelett. Hast du seinen Geist damals nicht gespürt? Hat er nicht die Formel gesprochen, die dein Kreuz aktiviert?«
    »Das stimmt.«
    »Deshalb solltest du positiver über den Fall denken.«
    »Entschuldigung, Abbé, aber diese Umgebung und das Wissen darum, was einmal hier gestanden hat, das macht mich eben fertig.«
    Mein Blick bekam eine gewisse Starrheit, die der Abbé nicht sehen konnte, die Suko aber kannte.
    »John, was hast du?«
    »Der Abbé hat mein Kreuz erwähnt«, sagte ich leise. »Wäre es nicht eine Möglichkeit?«
    »Du willst es aktivieren?«
    »Sicher. Ich möchte feststellen, ob sich hier im Tal die Magie des Staubgeistes Whisper noch gehalten hat.«
    »Das ist gut«, stimmte mir auch der Abbé zu. »Ich habe versucht, durch den Würfel einen Kontakt zu bekommen, aber da hat sich nichts getan. Vielleicht schafft es dein Kreuz tatsächlich.«
    Janine schaute sprachlos zu, wie ich mein Kreuz hervorholte und es für eine Weile sinnierend betrachtete. In ihren Augen las ich die Frage, aber das Mädchen blieb stumm.
    Ich nickte meinem Freund Suko zu. »Okay, ich werde es versuchen.« Geduckt stieg ich aus dem Wagen.
    Neben dem R 30 blieb ich stehen, schaute noch einmal über die meist glatte Sandfläche hinweg, holte Atem und sprach mit lauter Stimme die Formel in das weite Tal hinein.
    »Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«
    Im gleichen Augenblick wurde mir das Kreuz von einer unheimlichen Gewalt aus der Hand gerissen…
    ***
    Ich schrie vor Schreck und Überraschung auf. Obwohl ich die Faust um den Längsbalken geschlossen hatte, konnte ich es nicht mehr halten. Es jagte aus meiner Hand hervor, bewegte sich in der Luft, kippte, schlug Kreise und fegte wie ein Wirbelwind etwa in Kopfhöhe
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