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0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist
Autoren: Jason Dark
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Zerstörung.«
    Mistouche lachte. »Kommst du morgen auch her, Remi?«
    Der Dorfälteste schüttelte nur den Kopf. Gebeugt wie immer und auf seinen Stock gestützt, ging er zu seiner Urenkelin, die vom Motorroller gestiegen war und ihn erwartete.
    »Was hat es denn gegeben? Habt ihr euch gestritten?«
    »Auch.«
    »Und worüber?«
    »Sie wollten auf mich nicht hören«, erklärte der alte Mann. »Sie wollten es einfach nicht. Dabei weiß ich genau, daß das Unheil kommt. Alcoste wird den morgigen Tag nicht mehr erleben, glaub es mir, mein Kind. Und dich bitte ich darum, so schnell wie möglich zu fliehen. Verlasse den Ort.«
    Janine lachte. »Das hatte ich vor. Ich wollte heute abend sowieso zu einer Freundin.«
    »Dann verabschiede dich von deiner Familie.«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Du sprichst, als wäre es der letzte Tag in deinem Leben.«
    Vor seiner Antwort bekam Remi große Augen. »Mein Kind, das hier war der letzte Tag in meinem Leben. Ich werde den Sonnenuntergang nicht mehr genießen können. Ebensowenig wie du und alle anderen hier, wenn ihr nicht tut, was ich euch sage.«
    Janine nickte. »Ja, ja«, sagte sie. »Komm, steig auf, ich habe nicht viel Zeit.«
    Der alte Remi kletterte auf den Sozius. Er klammerte sich an seiner Urenkelin fest und drehte, bevor Janine startete, noch einmal den Kopf, um zu seinen Kollegen hinüber zu blicken.
    Sie standen dort beisammen, unterhielten sich leise, aber ihre Gesichter zeigten einen gespannten Ausdruck.
    Die Worte des Dorfältesten schienen doch auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein.
    Janine fuhr an. Ihr Rock flatterte dabei hoch. Sie spielte gern mit ihren Reizen, und wenn sie keine Hosen, sondern Röcke trug, da bekamen nicht nur die jungen Männer starre Blicke.
    Schon machte der Urgroßvater ihr Vorhaltungen. »Du solltest Hosen tragen, Janine. Spiele nie mit dem Feuer. Ich kenne die Menschen. Sie sind nicht alle gut.«
    »Ja, ich weiß schon.«
    »Nimm es nicht auf die leichte Schulter, und nimm es gleichzeitig als Abschiedsworte und als Ratschlag fürs Leben.«
    »Ja, ja, schon gut.« Janine war mit ihren neunzehn Jahren einfach noch zu jung, um so etwas begreifen zu können.
    Die Familie Remi wohnte etwas oberhalb der Hauptstraße, wo der kleine Bahnhof stand. Nur ein paar Schritte weiter hatten sie ihr Haus, ein altes Gebäude, aus sehr dicken Steinen errichtet, das die Hitze des Sommers und die Kälte des Winters abhielt.
    Der Weg war staubig und führte in Kehren hoch. Gärten und Häuser wechselten sich ab. Als die beiden die Anhöhe erreichten, bat der alte Remi seine Urenkelin um einen Stopp.
    »Was ist denn los?«
    »Ich möchte dir etwas zeigen, Kind.« Er zeigte nach links.
    »Schau nach Süden und in den Himmel. Siehst du die gewaltige Wolkenbank dort?«
    »Klar doch.« Sie nickte heftig, ohne richtig hingesehen zu haben.
    »Mädchen, du mußt schauen!« drängte ihr Urgroßvater. »Du mußt richtig schauen und vergleichen.« Er legte seine gichtkrumme Hand auf ihre Schulter und zwang sie förmlich dazu.
    »Was ist denn los?« beschwerte sich Janine.
    »Es ist nur zu deinem Besten. Da oben lauert das Unheil. Die Tiere haben es längst bemerkt, aber die Menschen sind Ignoranten. Dieses Unheil wird unseren Ort ebenso zerstören wie deren Bewohner. Es kommt aus der Luft, aber es hat seinen Ursprung in den Tiefen der Mythen und Legende. Da ist ein Geist erwacht, über den man nur flüsternd spricht. Der Dunkle Kontinent bringt ihn uns. Er will zerstören, er wird uns keine Chance lassen. Siehst du den leicht rötlichen Streifen dazwischen? Das ist die Zunge des Teufels, sagt man. Er wird ihn schicken.«
    Janine schüttelte den Kopf. »Verflixt, von wem sprichst du eigentlich?«
    »Vom Staubgeist.« Remi trat auf dem unebenen Boden einen Schritt zurück und stützte sich dabei auf seinen Stock. »Einen guten Rat gebe ich dir. Fahr bitte, Janine. Ich gehe allein zum Haus, den Weg kenne ich ja. Aber fahr du los…«
    Das Mädchen starrte den alten Mann aus großen Augen an. »Du… du machst mir Angst, weißt du das?« hauchte sie.
    Remi nickte sehr ernst. »Du mußt auch Angst haben, Kindchen. Nur die Angst kann dich noch retten und die Flucht.« Er strich seiner Urenkelin über die schwarzen Haare. »Und jetzt fahr, mein Kind. Möge der Herrgott mit dir sein und dich immer beschützen.«
    Janine hatte noch so viele Fragen. Sie stürmten auf einmal auf sie ein. Doch sie nickte nur und gab Gas. Eine Staubwolke wirbelte in die Höhe, als sie
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