Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
besaß keinen Bahnhof, dennoch wollte der Abbé mit dem Zug fahren.
    »Und wie kommen wir an unser Ziel?« hatte ich noch gefragt.
    »Macht euch keine Sorgen, wir werden es erreichen – oder auch nicht«, hatte er nachdenklich hinzugefügt, »denn es wird nicht so einfach für uns sein.«
    Er hatte gesprochen, als wüßte er mehr. Trotz unseres Drängens gab er nicht nach.
    Und so warteten wir auf den Bummelzug, der von Toulouse in Richtung Süden fuhr. Die Stadt Alet-les-Bains liegt in einem nördlichen Ausläufer der Pyrenäen.
    Der Expreß nach Perpignan war schon durch. Auf dem gleichen Gleis lief auch unser Zug ein. Er würde über Carcassonne fahren und dann in Richtung Süden abbiegen. Über Limoux und Quillan quälte er sich der spanischen Grenze entgegen, ohne diese jedoch zu überqueren.
    Ein richtiger Bummelzug, wie man ihn noch von früher her kannte, der an zahlreichen Stationen hielt und die Reisenden aufnahm.
    Ich hatte Suko und den Abbé allein gelassen. An einem Kiosk kaufte Ich etwas zu trinken und zwei Baguettes. Der Abbé wollte nichts essen. Die mit Käse und Salat belegten langen Brötchen waren für Suko und mich. Mit der Tüte und zwei Dosen Saft kehrte ich zu den beiden zurück und setzte mich neben Suko.
    Wir begannen zu essen.
    Der Abbé sprach kein Wort. Er hockte steif auf der Bank. Den Kopf hielt er etwas vorgeschoben. Die dunkle Brille gab seinem blassen Gesicht einen etwas unheimlichen Ausdruck. Wenn uns Reisende passierten, wurde der Abbé stets angeschaut, besonders von den Kindern, auf die er ebenfalls wirkte.
    Toulouse besaß einen alten Bahnhof. Ein gerüstartiger Bau aus Metall, wobei noch über unseren Köpfen eine halbrunde Decke aus Streben und Glas zusammenlief.
    Wir aßen und tranken. Mit der Ankunft des Zuges war in einer Viertelstunde zu rechnen, wir konnten uns also Zeit lassen.
    Den Würfel trug der Abbé bei sich. Er wollte sich freiwillig nie mehr von ihm trennen. Zwar konnte er nicht mehr sehen, aber durch den Würfel hatte er so etwas wie ein drittes Auge bekommen.
    Bloch erkannte Dinge, die anderen Menschen verborgen blieben.
    Auch Gefahren…
    Das hatten wir bereits bei unserem letzten Fall erlebt, als er uns vor Jarveena warnte, der Rächerin aus Aibon.
    Ich spülte den letzten Bissen mit einem Schluck Orangensaft herunter und warf Papier und Dose zielsicher in einen in der Nähe stehenden Papierkorb. Dann holte ich eine Zigarette aus der Schachtel, lehnte mich zurück und rauchte.
    Ich schaute dem Qualm nach, der vom Wind erfaßt wurde und allmählich zerflatterte.
    Suko stieß mich an und gab mir seine Reste, die ich ebenfalls in den Korb warf.
    »Willst du uns noch immer nichts sagen?« fragte der Inspektor.
    Der Abbé schüttelte den Kopf.
    »Aber jetzt sind wir hier.«
    »Noch nicht weit genug, Suko.«
    »Wie meinst du das?«
    »So wie ich es gesagt habe.«
    Obwohl Bloch es nicht sehen konnte, schüttelte ich den Kopf. »Irgendwie verstehe ich dich nicht«, sagte ich. »Das ist mir einfach zu hoch. Weshalb willst du nicht mit der Sprache herausrücken?«
    »Es wäre zu gefährlich.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Doch, John Sinclair. Ihr würdet vielleicht etwas unternehmen, das ich nicht gutheißen kann.«
    »Und was?«
    »Bitte, fragt nicht weiter. Es hängt mit dem Würfel zusammen. Ich möchte außerdem noch einmal betonen, wie dankbar ich bin, daß ihr euch meiner angenommen habt.«
    »Das war doch selbstverständlich«, erklärte ich, obwohl ich da ein wenig log. Es hatte uns schon einige Überredungskünste gekostet, von unserem Chef die Erlaubnis zu bekommen, London verlassen zu können. Aber wir wollten einfach sehen, wie der Abbé lebte.
    Seine Getreuen, die sich nicht in Alet-les-Bains aufhielten, hatte er nicht benachrichtigt. Er wollte sie überraschen. Sie wußten nur, daß er lebte, mehr nicht.
    Ich schaute einigen Spatzen nach, die sich um Brotkrümel stritten.
    Hinter uns rollte ein Zug ein. Selbst die Bank, auf der wir saßen, schien zu vibrieren.
    Unser Zug war bereits auf der kleinen Tafel angekündigt worden.
    Er hatte zum Glück keine Verspätung.
    In London war es noch kühl gewesen, doch hier, im Süden Frankreichs, hatte der Frühling bereits Einzug gehalten. Der meiste Schnee war geschmolzen, und die Sonne tauchte das Glasdach des Bahnhofs in ihren goldfarbenen Schein.
    Ich trat meine Zigarette aus, stand auf und holte mir eine Zeitung.
    Etwas gelangweilt blätterte ich sie durch, während Suko die Umgebung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher