Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Kartons – der Wind trieb es vor sich her, spielte mit ihnen, schleifte es an Hauswänden vorbei, glitt über Fensterscheiben, als wollte er mit seinen nichtsichtbaren Armen an die Scheiben klopfen.
    Jetzt hatten auch die Menschen in Alcoste bemerkt, was hier vor sich ging.
    Wenn Fenster offenstanden, wurden sie geschlossen. Noch war es ruhig, so vernahm der alte Remi die läuten Stimmen, die zu ihm hochschallten. Die Menschen beschwerten sich über den Wind. Sie waren ihn und seine Wärme um diese Zeit nicht gewohnt, aber das hätte ihnen der alte Remi besser erklären können.
    So wartete er.
    Langsam drehte er sich wieder um. Er wollte sehen, was mit der dunklen Wolkenbank geschehen war, der er in den letzten Minuten den Rücken zugedreht war.
    Als ängstlichen oder schreckhaften Menschen bezeichnete er sich nicht, das Alter ließ den hastigen Schrecken einfach nicht mehr zu, doch als er in die Höhe schaute, da stockte ihm fast der Atem.
    Die Wolke hing über ihm. Unsichtbar war sie vorangekommen und hatte sich seinen Platz über seinem Kopf gesucht. Dort stand sie wie eine graue, finstere Drohung mit einem schwefelgelben Maul, das wie eingeschnitten wirkte.
    Ein Höllenmaul…
    Remi hielt den Atem an, auch der Wind säuselte nicht mehr. Der Staub senkte sich wieder zu Boden. Der Greis aber wußte, daß es erst der Anfang vom Ende gewesen war, ein gewisses Vortasten, das Finale, das vernichtende Ende würde noch kommen.
    Er hatte sich nicht geirrt!
    Es begann jenseits des Bahndamms. Als hätte dort ein gewaltiges Maul in den Boden hineingepustet, so entstand dort eine riesige Wolke. Ein Gemisch aus Erde, Sand und Staub.
    Sie blieb sekundenlang so stehen. Auch im Ort selbst hatte man sie gesehen, die Menschen waren verwundert, denn die Wolke mußte ihnen vorkommen wie eine unheimliche Projektion.
    Unbeweglich blieb sie.
    Wie auch der alte Mann, der plötzlich flüsterte: »Es ist soweit. Ja, es ist soweit. Ich spüre es. Mein Innerstes wird aufgewühlt. Es ist das Ende…«
    Das letzte Wort sprach er mit einem dumpfen Ton, während er seinen Kopf nach vorn drückte und nickte.
    Da passierte es.
    Tausend Schreie gepeinigter Seelen vermischten sich zu einem furchtbaren Inferno, das nicht mehr aufzuhalten war und über Alcoste herfiel.
    Den alten Mann erwischte es zuerst. Er konnte sich den Gewalten nicht mehr entgegenstemmen, riß seine Arme hoch, verlor seinen Stock, den eine plötzliche Bö packte und fortwirbelte.
    Dann kippte auch der Greis. Zuerst fiel er auf die Knie, richtete seinen Oberkörper noch auf, aber die prasselnden Windschläge kamen knüppeldicht. Sie hämmerten ihn zu Boden, wo er sich mit seinen gichtkrummen Händen festkrallte und mühsam den Kopf so weit anhob, daß sein Kinn nicht mehr den Boden berührte.
    Über und um ihn herum tobten die Elemente. Die Luft war erfüllt von einem gewaltigen Brausen. Es entstand zusammen mit dem unheimlich klingenden Pfeifen und Heulen, zu vergleichen mit einer schrillen Orgelmusik, die über die Stadt hinwegfegte.
    Der alte Mann wollte sehen. Er kroch ein Stück weiter, so daß er Deckung hinter einer schmalen Mauer fand. Dort stemmte er sich noch einmal hoch und klammerte sich am Rand der Mauer fest.
    Bis zum Ort konnte er nicht mehr schauen. Er hörte auch die Schreie der Menschen nicht, nur der Staub und das gewaltige Heulen und Toben lag in der Luft.
    Einmal hatte er den Eindruck, als würde dicht vor ihm der Körper eines Menschen wegfliegen. Das war bestimmt eine Täuschung, zudem wurde es immer schwerer, überhaupt etwas zu sehen.
    Noch konnte er das Haus erkennen, in dem der Remi-Clan schon seit langer Zeit lebte.
    Und dieses Gebäude verschwand. Es bewegte sich, als wäre es geschüttelt worden. Das Heulen verdichtete sich noch mehr. Der Sturm und der Staub wuchteten mit immenser Kraft gegen die Mauern. Sie hämmerten dagegen, und sie schafften es, das uralte Gestein zu zerstören.
    Das Haus löste sich auf.
    Es wurde zu einer Fahne im Staub, die in irgendeine Richtung hinwegwehte.
    Nicht sofort, der Sturm ließ sich Zeit. Teil für Teil baute er nicht nur ab, er löste die Stücke sogar auf, so daß diese sich mit seinem Staub vermischten.
    Das war das Grauen, das war es gewesen, wovor der alte Remi sich so gefürchtet hatte. Nicht nur ein einfacher Sturm aus der Sahara, nein, es war der verdammte Staub, der gegen die Mauern wehte und sie einfach auflöste.
    Kein Stein konnte ihm widerstehen. Der Sand war mörderischer, war grausamer.
    Und wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher