Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schaute sie mich an. »Überhaupt nicht«, flüsterte sie.
    »Ich habe ihn überhaupt nicht erlebt. Er kam nicht bis zum Paß hoch. Er tobte sich im Tal aus.«
    Ich nickte. »Ist das Gelände denn abgesperrt worden?«
    »Noch nicht, Monsieur, aber ich habe Armeehubschrauber gesehen, die es überflogen haben. Man wird etwas unternehmen, davon bin ich überzeugt. Nur was das sein wird, das kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    Ich steckte die Schokolade ein. »Na, dann danke ich Ihnen auf alle Fälle für die Informationen.«
    »Wollen Sie trotzdem fahren?«
    »Au revoir und alles Gute, Madame.« Ich ging, denn ich wollte die Frau nicht mit Dingen belasten, die nur uns etwas angingen. Sehr nachdenklich schritt ich zurück zum Wagen, setzte mich wieder hinter das Steuer und wurde vom Abbé angesprochen.
    »Du warst ziemlich lange weg, John.«
    Ich starrte durch die Scheibe auf die Paßstraße. »Ja, das war ich. Und nicht ohne Grund.«
    »Was ist geschehen?«
    Ich drehte mich um und schaute Bloch an, obwohl er mich nicht erkennen konnte. »Es ist schrecklich, aber wahr. Am gestrigen Tag hat ein Naturereignis, ein Sturm, eine gesamte Ortschaft zerstört und mit ihr die darin lebenden Menschen.«
    Suko neben mir wurde bleich. Der Abbé aber reagierte zu ihm völlig entgegengesetzt. »Ja, ich weiß, daß es passiert ist. Der Würfel hat es mir mitgeteilt.«
    Das war ein Hammer. »Und dann hast du uns nichts gesagt?«
    »Nein, ich war auch nicht sicher. Aber jetzt bin ich es. Es war ein magisches Ereignis.«
    Ich atmete tief aus und fragte flüsternd: »Baphometh?«
    »Nein, nicht er.« Der Abbé senkte den Kopf. Seine Brille rutschte etwas nach vorn.
    »Wer dann?« Auch Suko war ungeduldig geworden.
    »Whisper«, bekamen wir zu hören.
    »Es war Whisper, der Staubgeist…«
    ***
    Manchmal waren die Kurven eng, dann wieder breiter, so daß ich nicht zuviel kurbeln mußte. Mir aber wollte ein Name nicht mehr aus dem Kopf.
    Whisper, der Staubgeist!
    Der Abbé hatte ihn erwähnt und hatte es sich auch gefallen lassen müssen, daß wir ihn mit Fragen bombardierten, doch Antworten hatten wir kaum bekommen.
    Er wußte oder wollte nichts wissen. Seine dürftigen Informationen hatte er allein durch den Würfel bekommen.
    Aber Whisper war gefährlich. Wer ihn geweckt hatte und woher er gekommen war, konnte uns Bloch auch nicht sagen. Wahrscheinlich war er derjenige, der unsere Ankunft verhindern sollte.
    Noch war es uns nicht gelungen, einen Blick in das Tal zu werfen, indem der Ort Alcoste einmal gestanden hatte. Berghänge versperrten uns die Sicht.
    Autos kamen uns nicht entgegen. Dieses Land wirkte tot, leer und ausgestorben. Der Himmel über uns strahlte in einer herrlichen Bläue. Die Sonne wirkte wie ein zerplatzter Ball und leuchtete in einem strahlenden Weißgelb.
    Raubvögel hatten ihre Schwingen ausgebreitet und ließen sich von den Aufwinden tragen. Sie kümmerten sich um nichts, waren nur stumme und genaue Beobachter.
    Natürlich drehten sich unsere Gedanken um das Gehörte. Ich fragte den Abbé: »Hat dir der Würfel wirklich nicht mehr gesagt?«
    »Nein, John. Abgesehen davon, daß er nicht reden kann, waren seine Informationen dürftig. Ich bin jedoch sicher, daß die Katastrophe etwas mit unserem Erscheinen zu tun hat.«
    »Wie groß war Alcoste?« wollte Suko wissen.
    »Ein Fleck in den Bergen, mehr nicht. Man kann die Stadt in der Größe mit Alet-les-Bains vergleichen.«
    »Und jetzt ist sie vernichtet«, meinte Suko. »Wie auch ihre Bewohner. Das ist kaum zu fassen. Warum Alcoste, weshalb nicht Alet-les-Bains?«
    »Vielleicht wird dieser Ort folgen.«
    Die Antwort des Abbés erschreckte uns. »Und dann sind wir wahrscheinlich dort«, sagte ich.
    »Falls wir es schaffen.«
    Ich konzentrierte mich auf die Straße und fuhr langsamer. Die nächste Kurve war sehr eng, nahm aber in der zweiten Hälfte an Breite zu. Uns wurde der erste volle Blick in das Tal gewährt, in dem einmal ein Ort namens Alcoste gelegen hatte.
    Ich stoppte ab, weil ich einfach Zeit brauchte, um den Eindruck in mich aufzunehmen. Nein, auch im Wagen sitzend gefiel es mir nicht. Deshalb stieg ich aus, und Suko tat es mir nach.
    Beide blieben wir vor dem Renault stehen, blickten über den linken Rand der Paßstraße hinweg und sahen nicht einmal sehr weit unter uns ein Meer.
    Ja, ein Meer ohne Wasser. Gebildet aus Staub und Sand.
    Der Wind hatte mit dem Staub gespielt und ihn an der Westseite des Tals höher getürmt als im Osten. Über der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher