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0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist
Autoren: Jason Dark
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da in Frankreich rechts gefahren wurde. »Und wohin jetzt genau?« fragte ich den Abbé, als wir vor einer Ampelkreuzung halten mußten.
    »In Richtung Alcoste.«
    »Und dann?«
    »Geht es nach Alet-les-Bains, falls wir das noch schaffen.«
    »Weshalb sollten wir nicht?«
    »Weißt du!« meldete er sich aus dem Fond. »Wenn ein Zug schon nicht fährt, muß das seine Gründe haben.«
    »Das weiß ich auch.« Ich konzentrierte mich auf ein Hinweisschild und kickte den Blinkhebel nach links. »Aber es gibt gewisse Dinge, über die bin ich gern informiert, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Du hast anscheinend mehr gewußt, Abbé. Was weißt du? Was hat dir der Würfel berichtet?«
    »Ich kann es euch nicht genau sagen. Er warnte mich nur vor der Gefahr, die in der Nähe der Kathedrale lauert.«
    »Was ist das für eine Gefahr?«
    »Da bin ich leider überfragt, John. Ich weiß nur, daß sie vorhanden ist. Bitte, frage nicht zuviel. Vielleicht will man nicht, daß wir Alet-les-Bains erreichen.«
    »Wer ist man? Baphometh?«
    »Möglicherweise.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du sprichst mir einfach zu sehr in Rätseln, Abbé. Tut mir leid.«
    »Ja, mich stört es auch.«
    Ich hatte Blochs Stimme angehört, daß er nicht mehr reden wollte.
    Auch Suko und ich schwiegen.
    Kurz hinter dem Ort überquerten wir einen Fluß. Es war die Aude, die auch in Alet-les-Bains vorbeifloß. Sie führte viel Wasser durch die Schneeschmelze in den Bergen.
    Und hinein in die Berge mußten wir fahren. Nach Alcoste führte der Weg über den Col de l’Espinas, einen nicht sehr hohen, aber kurvenreichen Paß.
    Mit viel Verkehr brauchten wir nicht zu rechnen. Die Straße war auch relativ ausgebaut, wurde in den Bergen allerdings schmaler.
    Uns bot sich ein wundervolles Panorama. Die Luft war herrlich klar.
    So wünschte man sich den Frühling mit seiner sonnigen Pracht. Die Bahnlinie sahen wir noch einige Male. Von einer Katastrophe konnten wir hier nichts entdecken.
    Auf der Paßhöhe und neben einem Steinhaus, das auch als Gaststätte diente, hielten wir an. Der Wind wehte hier kühler. Er fuhr in das Geäst noch kahler Bäume. Schneereste lagen an geschützten Stellen.
    Ein kleiner See wirkte wie gemalt. An seinem Ufer saß eine Familie und aß.
    »Weshalb hältst du an?« fragte der Abbé.
    »Weil wir auf dem Paß sind und ich mich erkundigen möchte, was in Alcoste geschehen ist.«
    Das Lokal bestand aus einem Raum. Eine Mischung aus Gaststätte und Verkaufsraum. Zwischen Lebensmitteln standen verstaubte Ansichtskarten und andere Souvenirs. Eine Frau in meinem Alter war dabei, den Boden zu wischen und schaute hoch, als ich die Tür öffnete. Ich blieb auf der Schwelle für einen Moment stehen. Meine Gestalt hob sich als dunkler Umriß ab, und die Frau bekam einen Schreck. Sie schlug ein Kreuzzeichen und sprach einige Worte in ihrer spanischen Heimatsprache.
    Ich grüßte freundlich und trat an den schmalen Verkaufstresen.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Geben Sie mir bitte eine Tafel Schokolade.«
    »Ja, gern.« Sie holte das Gewünschte aus dem Regal.
    Während ich zahlte, fragte ich: »Wir wollen weiter nach Alcoste. Können Sie mir sagen…?«
    »Was?« rief sie und ließ vor Schreck das Geld fallen. Es rollte über die Theke.
    »Ja, warum?«
    »Aber wissen Sie denn nicht…?«
    »Was soll ich nicht wissen?«
    »Daß es Alcoste nicht mehr gibt.«
    Ich runzelte die Stirn und beobachtete die Wirtin, in deren Augen Trauer lag, allerdings gemischt mit Schrecken und Angst. Sie hatte die Hände gefaltet, weil sie zitterten.
    »Was heißt das, es gibt Alcoste nicht mehr?«
    »So wie ich es Ihnen sagte. Die kleine Stadt ist verschwunden.«
    »Einfach so?«
    »Ja, sie war weg. Nach dem Sturm. Kein Haus stand mehr. Es gab nichts.« Jetzt senkte sie ihre Stimme. »Nicht einmal Menschen.«
    »Und wann war das?«
    »Gestern.«
    »Was hat man unternommen?«
    Da lachte die Frau auf. »Wenn Sie die Behörden meinen, Monsieur, die haben nichts getan, gar nichts, verstehen Sie?« Das Geld verschwand jetzt in der Kasse. »Man schweigt es tot – noch…«
    »Was ist der Grund?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber hier ist Endstation. Sie kommen wohl nicht nach Alcoste hinein. Der Staub und der Sand haben eine Barriere gebildet.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Lassen Sie mich zusammenfassen. Da kam ein Sturm auf, der eine ganze Stadt verwüstete?«
    »So ist es.«
    »Und wie haben Sie den Sturm erlebt?«
    Staunend
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