Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Lyons zumindest namentlich zu kennen.«
    »Berufszeuge, wie?« grinste Robin knallhart.
    »Nein, aber gute Zusammenarbeit mit der Polizei. Ich bin Parapsychologe. Spezialist für rätselhafte Fälle.«
    »Dann sind ja die beiden richtigen Vögel aneinandergeraten«, behauptete Robin. »Das hier ist nämlich ein solcher Fall, wie mir scheint. Dann zeigen Sie mal, was Sie können!«
    Er schob einige großformatige Schwarzweißfotos über den Schreibtisch, etwas zögernd, als sei er sich absolut nicht sicher, ob er Nadine Lafitte die Bilder wirklich zeigen solle. Sie griff danach, betrachtete sie. Zamorra sah, wie sie blaß wurde. Wortlos reichte sie die Fotografien an Zamorra weiter.
    »Alles in Ordnung, Nadine?« fragte Pascal besorgt. Sie nickte und sah beruhigend lächelnd zu ihm auf.
    Zamorra hatte dem Tod schon in vielfältiger Form gegenübergestanden, aber in diesem Moment war er heilfroh, daß es sich nur um Fotografien handelte und er dem Leichnam nicht selbst gegenüberstand. Ein wenig erinnerten ihn die Bilder an die mörderischen Anschläge auf jenen Captain Clearance von der Nationalgarde in Florida und auf Robert Tendyke. Tendyke hatte überlebt, der Offizier nicht, und den Schilderungen der Augenzeugen nach mußte er einen ähnlichen Anblick abgegeben haben.
    Aber dieser Mord war keinesfalls mit derselben Waffe vollführt worden. Erstens gab es die nicht mehr, und zweitens war dieser uralte Mann noch ganz anders zugerichtet.
    »Ich glaube, er ist es«, sagte Nadine sehr leise. »Die Gesichtspartie hat starke Ähnlichkeit. Aber…«
    Zamorra griff ein. »Aber jetzt beginnt das Problem«, sagte er. »Dieser François Merchant…«
    »… ist seinem Ausweis nach ein recht junger Bursche. Mein Assistent glaubte zuerst, der Tote habe sich nur die Papiere des echten François Merchant angeeignet. Aber wir haben dann nachgefragt. François Merchant ist gestern abend mit seinem Auto losgefahren. Die Zeiten stimmen hundertprozentig überein, soviel wissen wir immerhin schon. Wir haben sogar Fingerabdrücke verglichen.«
    »War er denn bereits kriminaltechnisch erfaßt?« wunderte sich Zamorra.
    Robin schüttelte den Kopf. »Wir haben die Fingerabdrücke des Toten genommen, mit denen verglichen, die wir in seinem Auto und in seiner Wohnung fanden. Sie stimmen überein! Dieser Mann ist François Merchant, da gibt es nichts zu löten an der Holzkiste.«
    »Das ging aber alles recht schnell«, staunte Pascal Lafitte.
    Robin grinste. »Wir sind eben von der schnellen Truppe. Schließlich möchte ich meine Fälle nicht jahrelang vor mir her schieben, sondern nach möglichst kurzer Zeit erfolgreich abschließen können. Mir gefällt die Abwechslung. Öfter mal was Neues, statt immer an dem gleichen Mordfall herumzukauen…«
    Das war, fand Zamorra, eine recht vernünftige Einstellung. Dieser Chefinspektor erschien ihm als ein Mann, mit dem man Zusammenarbeiten konnte, weil er unkonventionell genug war, seine behördlich vorgeschriebenen Zweifel über Bord zu werfen. -Robin grinste Zamorra an. »Als ich Sie vorhin bat, Ihr Können zu zeigen, Professor, beinhaltete das gleichzeitig die Ankündigung, daß der Teufel Sie holen wird, wenn Sie den Mund zu voll genommen haben und ich dadurch wieder mal Schwierigkeiten bekomme.«
    Jeder andere hätte dem Chefinspektor in diesem Moment vielleicht brüskiert die Zusammenarbeit sofort wieder aufgekündigt. Aber Zamorra fühlte sich in seiner Einschätzung des Beamten nur bestärkt. Er hatte nichts anderes erwartet; trotz seines unkonventionellen Auftretens stand Robin fest auf dem Boden der Tatsachen.
    Deshalb ging Zamorra auch gar nicht erst auf diese Bemerkung ein. Er tippte mit dem Zeigefinger auf die Fotos. »Ich möchte den Leichnam sehen«, sagte er. »Im Original.«
    Pascal Lafitte verdrehte die Augen. Nicole sah auf die Uhr. Zamorra verstand die Blicke. »Wie lange wird das dauern?« fügte er hinzu.
    Jetzt sah auch Robin auf seinen Zeitmesser am Handgelenk. »Feierabendverkehr«, sagte er. »Wir müssen ein wenig fahren. Eine Stunde, schätze ich mal.«
    Zamorra atmete auf. Das reichte allemal aus, danach noch in aller Ruhe die Vorstellung des Zauberers genießen zu können.
    »Dann wollen wir mal«, sagte er aufmunternd.
    ***
    Auch Nicole Duval hatte darauf verzichtet, den Leichnam zu betrachten. Zamorra und der Chefinspektor waren neben einem medizinischen Assistenten die einzigen, die einen Blick auf den übel zugerichteten Toten riskierten, der nach der Obduktion
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher