Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
waren zwar per Aufkleber aufgelistet, aber mit den Straßennamen konnte Pascal herzlich wenig anfangen.
    Beim fünfzehnten Versuch klappte es endlich. Er bekam die gewünschte Verbindung. »Ich muß dringend mit Professor Zamorra sprechen. Er muß sich noch im Haus befinden. Es geht um Leben und Tod.« Wenn das von den Öffnungszeiten der Küche jenes Altstadtrestaurants abhängig war.
    »Das Theater ist geschlossen, die Vorstellung schon lange vorbei«, hörte er die altbekannte Stimme leiern. »Verdammt«, brüllte er dazwischen. »Wollen Sie an einem Mord schuldig werden?«
    Es klickte, und dann kam das Freizeichen. Der Typ, der ihn schon an der Tür abgewimmelt hatte, hatte aufgelegt, ohne Pascals Rede abzuwarten.
    Pascal hängte den Hörer ebenfalls ein und lehnte sich an die Glaswand. Da stimmte doch etwas nicht! Sobald er den Namen Zamorra erwähnte, wurde er abgeblockt! Das Gefühl wurde in ihm immer größer, daß in diesem Theater eine riesengroße, mörderische Schweinerei zugange war.
    Aber was sollte und konnte er tun? Die Polizei einschalten? Mit ziemlicher Sicherheit würde man ihn auslachen. Robin war zwar ein ungewöhnlicher Polizist, aber…
    In diesem Moment stockte Pascals Atem; sein Denken setzte aus.
    Er sah die Furie!
    ***
    Die Furie sah ihr Opfer. Es stand in einer Telefonzelle. Die Gesandte der Hölle begriff sofort, daß dieser Mann der richtige für sie war. Er war jung und voller Lebenskraft, und sie fühlte auch, daß er genügend Fantasie besaß, um ihr Reservoir aufzufüllen. Zum Schluß ihrer langen Rückwanderung durch die Nacht hatte sie endlich gefunden, was sie suchte!
    Sie verharrte, konzentrierte sich auf ihr Opfer, lockte es zu sich.
    Pascal Lafitte verließ die Telefonzelle und näherte sich der Furie, um unter ihren Klauen und Zähnen zu sterben.
    ***
    Ein mittelgroßer Mann, dem man die Rechthaberei schon auf hundert Lichtjahre Entfernung ansah, steuerte Zamorra und Nicole an, als sie endlich das Theater verlassen wollte. Er marschierte schnurstracks auf den Parapsychologen zu, Nicole völlig ignorierend. Wahrscheinlich war sie in seinen Augen ja nur eine Frau. »Sind Sie dieser ominöse Professor Zamorra?«
    »Was heißt hier ominös?« fragte Nicole.
    »Ich habe nicht Sie gefragt, Mädchen. Ich rede mit ihm«, sagte der Typ und stieß mit dem Zeigefinger gegen Zamorras Bauchnabel. Der Parapsychologe wich aus und hob abwehrend die Hände. »Ich habe Feierabend, Monsieur. Besprechen Sie Ihr Problem bitte mit meiner Privatsekretärin«, bemerkte er trocken und wies auf Nicole.
    Der Typ winkte ab. »Lassen Sie die Faxen. Wenn Sie dieser ominöse Professor sind, dann…«
    Zamorras Hand schoß vor und erwischte den alten Knaben am Schlips. »Ehe Sie Ihre Rede vergessen, sollten Sie vielleicht mal Ihren Lieblingsbegriff ›ominös‹ in juristisch einwandfreier Form definieren«, verlangte er. »Andernfalls mache ich Sie mit gewissen physikalischen Axiomen bekannt.«
    »Hä?« quetschte der Mann entgeistert hervor.
    Zamorra ließ ihn los. »Sagen Sie Ihr Sprüchlein auf, Eure hochwohlgeborene Eminenz, aber ein bißchen plötzlich, wenn’s recht ist.«
    Der Theaterangestellte kroch in sich zusammen. »Da versucht ständig irgendein Idiot, sich Einlaß zu verschaffen und fängt jetzt schon mit Telefonterror an. Pausenlos klingelt das Telefon, nachdem er vorher wie ein Wahnsinniger stundenlang gegen die Türen gehämmert hat. Angeblich gehört er zu Ihren Leuten. Also, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich mir andere Mitarbeiter aussuchen. Solche, die mehr von Zucht und Ordnung halten. Sie sind doch dieser Professor, oder?«
    Zamorra und Nicole sahen sich an. Jemand, der sich als ihr Mitarbeiter bezeichnete? »Pascal?« stieß Zamorra hervor. »Sollte der so närrisch gewesen sein, hierher…?«
    »Närrisch, Sie sagen es«, knarzte der wichtigtuerische Theaternachtwächter. »Sie sollten wirklich…«
    »Vielleicht ist etwas passiert«, befürchtete Nicole und stürmte zu den Türen, prallte dagegen, weil sie abgeschlossen waren.
    »Aufmachen!« brüllte Zamorra. »Oder ich ziehe Ihnen die Ohren so lang, daß Sie bei der nächsten ›Raumschiff Enterprise‹-Verfilmung einen Vulkanier ohne jede Maske spielen können!«
    Der Wichtigtuer rannte und schloß auf. Zamorra stürmte nach draußen.
    Das erste, was er auf der anderen Straßenseite sah, war die Furie, die sich über einen sich verzweifelt wehrenden Mann beugte.
    In diesem Moment bedauerte Zamorra, daß sie die aus den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher