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0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewährten. Er dachte an die Bücher, die er geschrieben hatte und deren Tantiemen immer wieder sein Konto füllten.
    Er war nie wirklich arm gewesen.
    Aber er hatte sein Geld auch nie willkürlich verpulvert. Reich war er trotz seines Besitzes nicht wirklich. Die Einnahmen deckten die Unkosten, die durch seinen fortwährenden Kampf gegen die Mächte der Finsternis verschlungen wurden. Flugzeugtickets für die pausenlos notwendigen Reisen um die ganze Welt. Ständig neue Ausstattung an Kleidung und Technik, weil er bei den Auseinandersetzungen mit seinen dämonischen Gegnern häufig alles außer seinem Leben verlor. Daß er in einem Schloß wohnte, einen immens bestückten Weinkeller besaß und teure Luxusautos fuhr, war ein magerer Ausgleich für die Strapazen, die er häufig erdulden mußte. Er dachte auch an die Hilfen, die er den Loire-Anrainern gegeben hatte, als es vor ein paar Jahren zu jener verheerenden Überschwemmungskatastrophe gekommen war. Er dachte auch an die Naturkatastrophen, die gerade jetzt über Südfrankreich hereinbrachen; wenn es eben möglich war, würde er auch die dortigen Hilfsaktionen finanziell unterstützen.
    Durch seine Hände flossen Unmengen an Geld. Aber nicht zu seiner persönlichen Bereicherung.
    »… Pakt mit der Hölle geschlossen«, rissen ihn Textors Worte aus seiner Erinnerung. »Das war für mich die einzige Chance. Ich hatte ja nicht einmal die paar Cents, um bei einer Lotterie mitzumachen und vielleicht ein paar Dollars zu gewinnen. Und ich dachte mir, daß ich die Mächte der Hölle ausnutzen könnte, um endlich aus diesem Dreck aufzusteigen, um endlich der zu werden, als den ich mich gern sehen wollte. Okay, Zamorra. Ich bin jetzt reich. Seit über 25 Jahren habe ich den Dreck nicht mehr sehen müssen, aus dem ich gekrochen bin. Ich bin berühmt. Ich bin der ›Mister Merlin‹. Um meine Show zu sehen, bezahlen sie jeden Preis. Aber Sie haben recht. Meine Magie ist nur geliehen. Ich hole sie mir aus der Hölle. Lucy gibt sie mir. Sie ist ein Geschöpf der Hölle.«
    »Ich kann Sie teilweise verstehen«, sagte Zamorra leise. »An Ihrer Stelle hätte ich auch alles versucht, aus diesem Loch hinauszukommen - aber sicher auf einem anderen Weg.«
    »Und auf welchem, Sie Traumtänzer?« schnappte Textor.
    »Es gibt immer eine andere Möglichkeit«, sagte Zamorra sanft. »Manchmal muß man sehr lange darauf warten. Ein Pakt mit dem Teufel ist sehr schnell und sehr leicht geschlossen. Für das Aufstehen mit eigener Kraft muß man selbst etwas tun und oft viele Jahre warten. Zehn Jahre, zwanzig, dreißig. Aber es lohnt sich. Durch den Pakt mit dem Teufel aber haben Sie etwas Schlimmeres getan, als Ihr eigenes Todesurteil zu unterschreiben. Sterben müssen wir schließlich alle. Aber wir haben alle die Chance, unsere Seele zu retten. Sie haben diese Chance ausgeschlagen. Sie haben sich verkauft. Sie werden nach Ihrem Tod eine Ewigkeit lang qualvoll brennen.«
    »Ich habe mir das sorgfältig überlegt, Sie Moralist«, erwiderte Textor. »Sie kennen doch die alten Geschichten vom schlauen Bauern und dem dummen Teufel.«
    »Geschichten«, sagte Zamorra. »Nicht mehr als das.«
    »Entschieden mehr. Ich habe den Weg gefunden, aus dem Pakt herauszukommen«, sagte Textor. »Sie müssen mir dabei helfen. Vernichten Sie Lucy. Wenn sie nicht mehr existiert, kann sie mir keine Energie mehr zur Verfügung stellen, und damit wird die Hölle vertragsbrüchig. Die Hölle, nicht ich. Ich bin dann aus der Sache raus. Ich selbst kann nichts gegen sie unternehmen. Das wäre Betrug. Aber Sie haben die Macht, Lucy auszuschalten. Tun Sie es. Nennen Sie Ihren Preis.«
    Nicole schwieg immer noch. Warum sollte sie auch etwas sagen, wenn Zamorra ihr die Worte aus dem Mund nahm?
    »Sie machen es sich leicht, Textor«, sagte der Parapsychologe. »Haben Sie zwischendurch auch einmal an die anderen gedacht, die Ihren Aufstieg aus der Gosse zu kometenhaftem Ruhm teuer bezahlen mußten? Mit ihrem Leben bezahlen mußten, Textor! Sie wissen doch so gut wie ich, woher Ihr Mephisto-Ersatz Lucy die magische Kraft nimmt, die Sie auf der Bühne benutzen. Menschen werden dafür bestialisch ermordet. Menschen, die ihre Lebenskraft opfern müssen, damit Lucy Ihnen Zauberkraft geben kann. Menschen, die gern lachen und leben möchten. Aber sie müssen sterben, weil Sie, Textor, ihre Lebenskraft brauchen. Sie sind schuld am Tod der Menschen, die Lucy mordet. Sie, Textor, sind verantwortlich für all diese Morde. Und das
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