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0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Tanga nackten Körper. Der Stoff war klatschnaß und klebte an ihrer Haut. Er behinderte sie mehr, als daß er sie vor fremden Blicken schützte. So fiel sie erst recht auf. Aber das wollte sie nicht. Sie bewegte sich also nur durch die Schatten, so, daß kaum jemand sie sah.
    Allerdings waren auch nicht mehr sehr viele Menschen unterwegs. Es ging auf Mitternacht zu. Eine Stadt wie Lyon schläft zwar nie, aber in den Nachtstunden ist es doch wesentlich ruhiger.
    Lucy fieberte einem neuen Opfer entgegen. Sie durfte nicht mehr lange warten. Aber sie wollte diesmal auch nicht wieder jemanden nehmen, der ihr kaum nützte, so wie jener Mann in der vergangenen Nacht, den sie aus dem Auto gelockt hatte. Diesmal mußte sie sorgfältiger auswählen. Vor allem, weil sie nicht wußte, ob der Dämonenjäger bereits hinter ihr her war. Er hatte erkannt, mit wem er es zu tun hatte, und er würde sie suchen.
    Dieser Parapsychologe konnte ein Vierteljahrhundert des Wartens und der Arbeit mit einem Schlag zerstören. Er war der einzige, den die Furie zu fürchten hatte. Mit den Polizisten wurden Tex und sie allemal allein fertig. Die waren kein Problem. Auch wenn sie diesmal so nahe dran waren wie noch nie, würden sie keinen Beweis erbringen können. Dieser Parapsychologe war allerdings nicht an Dienstvorschriften gebunden. Er konnte frei agieren.
    Langsam schlich Lucy durch Seitenstraßen wieder nordwärts. Manchmal traf sie auf Menschen und lauschte ihren Träumen nach. Aber sie waren alle nicht so ergiebig, wie sie es sich wünschte. Allmählich wurde der Hunger in ihr beißend.
    ***
    »Rate mal, wonach er mich gefragt hat, bevor ihr wie die Wilden in die Garderobe gestürmt seid und Robin den Elefanten im Porzellanladen spielte«, sagte Nicole leise, als Robin gegangen war. Der Polizist, der Textor beschatten sollte, lehnte lässig neben dessen Garderobentür und drehte sich eine Zigarette. Ihm gegenüber klebte das Schuld ›Rauchen verboten‹ an der Wand. Der Mann riß ein Zündholz am Rauhputz an und setzte die Papirossi gemütlich in Brand. Er konnte nicht hören, was Nicole und Zamorra miteinander besprachen, weil sie sich mit Robin zu weit von ihm entfernt hatten.
    »Er hat dir zugeraunt, daß er unbedingt mit dir schlafen möchte«, riet Zamorra grinsend. »Ich kann ihn verstehen - so aufregend, wie du aussiehst.« Er öffnete den Knopf ihrer Jacke und streichelte mit den Fingerspitzen ihre nackte Haut. Nicole zog sich zurück und schloß die Jacke wieder. »He, wir sind hier nicht allein!« entfuhr es ihr. »Und ich meinte es durchaus ernst.«
    »Dann solltest du keine Ratespiele mit mir anfangen«, riet Zamorra ihr. »Was also wollte er?«
    »Er fragte, wie hoch der Preis sei, für den wir seine Assistentin töten würden.«
    Zamorra atmete tief durch. »Sehr interessant«, sagte er dann. »Und auf welchen Preis habt ihr euch geeinigt?«
    »Wir haben uns noch gar nicht geeinigt. Weil ihr wie die imperialen Sturmtruppen aus ›Krieg der Sterne‹ hereingepoltert kamt.«
    »Dann wollen wir das Verhandlungsgespräch mal fortsetzen«, sagte Zamorra. »Warum hast du eigentlich Robin nichts davon gesagt?«
    »Ich fürchtete, daß er ihn dann tatsächlich verhaften würde. Damit kann uns aber nicht gedient sein. Unter polizeilicher Aufsicht mit Textor zu reden, bringt nicht viel. Hier können wir ihn viel besser in die Mangel nehmen.«
    »Ich glaube, Robin ist ein Mann, der uns auch im Verhörraum der Präfektur gewähren lassen würde«, sagte Zamorra. »Dennoch - so läßt sich noch freier agieren. Und schließlich ist es nicht Textor, den wir wollen, sondern die Dämonin Lucy. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß Textor selbst nur Werkzeug oder sogar Opfer ist. Nun gut - jetzt werden wir ihm die Fragen stellen, die Robin vorhin mit seiner Überrumpelungstaktik verhagelt hat.«
    ***
    »So langsam dürften die beiden sich jetzt endlich mal zeigen«, meinte Nadine Lafitte, als die Nachspeise aufgetragen wurde. »So habe ich mir diesen Ausflug eigentlich nicht vorgestellt.«
    Sie hatten in dem Restaurant immerhin eine geraume Zeit gewartet, bis sie schließlich den ›kellnerischen Bettelblick‹, wie Pascal es nannte, nicht länger ertragen konnten und ihre Bestellung aufgegeben hatten. Inzwischen waren sie gesättigt, nur Zamorra und Nicole waren immer noch nicht hier aufgetaucht. Allmählich begannen Nadine und Pascal sich Sorgen zu machen. Sollte bei der Konfrontation mit dem dämonischen Wesen etwas schiefgegangen
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