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0483 - Das Girl, das zuviel wußte

0483 - Das Girl, das zuviel wußte

Titel: 0483 - Das Girl, das zuviel wußte
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wieder. Ruth Ripley lehnte an der Tür. Ihr Gesichtsausdruck war jetzt matt und angespannt, so als wäre sie nicht mehr fähig, noch mehr zu ertragen. Clint Carson stand neben ihr und sprach leise auf sie ein. Sie schien ihn nicht zu hören.
    Carson öffnete die Kassette. Die Schmuckstücke, die auf dem Samt lagen, funkelten uns entgegen.
    Ray machte einen langen Schritt und stand neben Carson. Er hob den Einsatz der Kassette heraus und kontrollierte, ob alles vorhanden war. Offensichtlich war er zufrieden, denn er klappte den Deckel wieder zu und nickte Carson zu.
    »Ruth!« sagte Carson.
    Ruth Ripley schien zu erwachen. Wie in Trance ging sie zu seinem Schreibtisch und füllte ein paar Formulare aus. Fast im gleichen Moment wurde wieder an die Tür geklopft, und die Blondine führte die Männer von der Transportgesellschaft herein.
    Alle Anwesenden, außer Ruth Ripley, Clinton und mir zeichneten die Bestätigung ab, dann nahmen die Leute der Transportgesellschaft die Kassette mit dem Schmuck und gingen hinaus. Ray und ich verabschiedeten uns von Carson und folgten ihnen.
    Keine Reporter, keine Fotografen lauerten auf uns. Die ganze Angelegenheit hatte nicht viel mehr als zwanzig Minuten gedauert.
    Ich lenkte den Jaguar wieder auf die Straße hinaus, um dem Wagen der Transportgesellschaft zu folgen. Ray saß neben mir, in tiefes Schweigen versunken.
    »Nun, zufrieden?« fragte ich ihn. Er antwortete nicht. Seine Augen starrten blicklos aus dem Fenster auf den Vormittagsverkehr von Manhattan. Er dachte an das Girl, das so aussah wie ein anderes, das längst tot war.
    Wir schwiegen beide, bis wir in die 111. Street kamen.
    Der Verkehr war immer dichter geworden, aber die Fassaden der Häuser waren hier grau und alt. Es war nicht sehr schwer, den Laden von Albert J. Raganto zu finden. Er leuchtete aus den anderen Geschäften heraus wie ein Metallsplitter aus einer Holzperlenkette.
    Der Wagen der Transportgesellschaft bremste am Randstein, und ich brachte den Jaguar dahinter zum Stehen.
    Wir gingen zu der gläsernen Eingangstür, die sich vor den Boys der Transportgesellschaft bereits selbständig geöffnet hatte und jetzt wieder langsam zufiel. Wir mußten warten, bis die Selenzellen den Impuls wieder weitergegeben hatten, und dann konnten wir eintreten.
    Der Raum war riesengroß und schien die ganze Breite des Gebäudes auszufüllen. Aber er war in einzelne Nischen aufgeteilt, in denen schmeichelndes goldgelbes Licht nur die Steine in den Glasvitrinen hervorblitzen ließ.
    Der Mann, der uns entgegeneilte, war groß und schlank und elegant gekleidet. Er wirkte wie einer der Börsenmakler aus der Wallstreet, aber nicht wie ein einfallsreicher Juwelier.
    Er grinste breit, als er Ray sah, und sagte:
    »Aha, meine Steinchen kommen also unter dem Schutz der Versicherung zurück. Was haben Sie befürchtet? Daß ich sie selbst stehlen könnte, nur um mir etwas Publicity zu verschaffen?«
    »Genau das!« sagte Ray grinsend. Raganto lachte wohlwollend und winkte die beiden Boys mit der Kassette in eine der Nischen.
    Fast zärtlich nahm er dem ersten den schmalen Kasten aus der Hand und setzte ihn auf die dunkelblaue Samtunterlage auf der Glasvitrine. Dann legte er den Zeigefinger der rechten Hand unter den Verschlußhaken, schob ihn zur Seite und ließ den Deckel zurückklappen.
    Das Lächeln, mit dem er den Schmuck betrachtete, erstarb auf seinen Lippen.
    Verwirrt sah er einen Moment zu den Lampen hinauf, aber sie brannten alle, dann musterte er Ray und mich. Sein Blick blieb für einige Sekunden an mir hängen, dann sah Raganto wieder in den Kasten. Auf seiner Stirn standen dicke Schweißtropfen.
    »Das ist nicht mein Schmuck!« flüsterte er leise.
    ***
    Keiner von uns sagte etwas. Raganto dachte wohl, wir hätten ihn nicht verstanden, denn plötzlich brüllte er noch mal:
    »Haben Sie nicht gehört? Es ist nicht mein Schmuck! Es sind falsche Steine! Wertlose Imitationen!«
    Ray packte Ragantos Oberarm und schüttelte ihn.
    Aber Raganto riß sich los.
    »Lassen Sie mich los, verdammt noch mal, und beschaffen Sie mir den Schmuck!«
    Ein Blick auf Ragantos Gesicht zeigte uns, daß er die Wahrheit sprach. Ray nahm das Collier in die Hand, das oben lag.
    »Aber das ist doch der Schmuck. Ich habe die Fotos gesehen«, sagte er langsam und mit Betonung auf jeder einr zelnen Silbe.
    Raganto wischte sich mit einem seidenen Tuch über die Stirn.
    »Nein, das ist nicht der richtige Schmuck. Es sind Imitationen, ich gebe zu, sie sind
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