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0483 - Das Girl, das zuviel wußte

0483 - Das Girl, das zuviel wußte

Titel: 0483 - Das Girl, das zuviel wußte
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Zigarette an. Wir warteten geduldig. Carson sah auf. Sein Gesichtsausdruck war verlegen.
    »Ich glaube, so ungefähr jeder hier kannte oder kennt sie!« sagte er dann. Er bemerkte unseren ungläubigen Gesichtsausdruck und ergänzte:
    »Sehen Sie, so eine kleine Filmproduktion arbeitet nach anderen Methoden als vielleicht eine Bank oder ein Gemüseladen. Wir zahlen hohe Gehälter, aber es gibt keine geregelte Arbeitszeit. Wenn ein Film gedreht wird, dann muß eben auch einmal eine Nacht durchgearbeitet werden. Und ein Teil der Leute kommt dann auch zu den unmöglichsten Zeiten her. So etwas beruht auf Vertrauen — und auf einer guten Versicherung!« Er grinste Ray an, fuhr dann aber sofort ernst fort: »Wir haben einen Hausmeister hier, der nachts den Dienst versieht, die Räume bewacht und den Leuten aufschließt, die spät noch etwas zu tun haben. Das ist Mr. Richard Hecksher, ein alter Mann ohne Familie, der immer erst am späten Nachmittag kommt.«
    »Und Sie wollen sagen, daß die Kombination allen bekannt war?« fragte ich noch einmal.
    »Nun, nicht gerade allen, aber doch meinem engeren Mitarbeiterstab. Clint, mein Sohn, und Ruth Ripley kennen die Kombinationen. Barry Lennox, der Regisseur, Steward Martens, der Kameramann, Jackson Lewis, der Werbechef, Hank Davis, der Produktionsassistent, und vermutlich auch die Girls, Peggy Fairman, das Starlet des Films, und Laura Spelman von der Anmeldung haben mich schon Dutzende Male gesehen, wie ich den Safe aufschloß. Meistens drehe ich mich so, daß ich die Kombination verdecke, aber wenn es eilig ist — du meine Güte! Wenn jemand scharf darauf war, sie herauszufinden, dann war das für ihn kein Problem!«
    »Aber sie sind heute morgen alle zur Arbeit gekommen?«
    »Ja, sie sind alle da. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, daß einer von ihnen — nein, das ist unmöglich!« Carson unterstrich den letzten Satz mit einer Handbewegung, und die Asche fiel in einem Stück von seiner Zigarre auf den Teppich. Unwillkürlich sah ich zu dem grauen Fleck auf dem hellen Flauschteppich, und dabei fiel mir etwas anderes auf.
    Der Teppich wirkte an dem Ende, auf dem der Schreibtisch stand, sonderbar abgetreten, so, als würden viele Leute dort häufig stehen. Aber das war kaum möglich, denn so dicht neben dem Tisch konnte kein Mensch stehen. Schon gar nicht, mit einem Fuß halb unter dem Teppich, dicht vor der Tür, während der Teppich dort sonst viel weniger abgenützt wirkte.
    »Drehen Sie den Teppich öfter um?« erkundigte ich mich. Carson sah mich verständnislos an.
    »Bitte?«
    »Wann haben Sie den Teppich umdrehen lassen. Die Eindrücke der Schreibtischfüße sind dort neben der Tür!«
    Carson schaute auf den Teppich, verstand aber immer noch nicht.
    »Was meinen Sie?« fragte er.
    »Stehen Sie bitte einmal auf!« forderte ich ihn auf. Kopfschüttelnd kam er hinter dem Tisch hervor. Ich gab Ray einen kurzen Wink mit dem Kopf, und er packte mich an. Wir hoben den schweren Tisch an und rückten ihn zur Seite.
    Carson stieß einen dumpfen Schrei aus.
    Die Zigarette zitterte in seiner Hand, als er auf den dunklen Fleck starrte, der die Flauschhaare des Teppichs verkrustet und sich bereits braun gefärbt hatte.
    ***
    Carson umklammerte die Kante seines Schreibtisches. Sein Gesicht war aschfahl geworden, seine Kinnmuskeln traten wie Stricke hervor.
    »Ich möchte wissen, ob wirklich jeder Angestellte heute da ist«, sagte ich. »Jeder, verstehen Sie! Irgend etwas ist hier vorgefallen, und es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß der Mann, der das getan hat, heute wie sonst auch zur Arbeit erscheint. Lassen Sie das bitte nachprüfen, aber vorläufig noch unauffällig.« Carson nickte mechanisch und machte einen Bogen um den eingetrockneten Blutfleck, als er zu seinem Telefon ging. Er telefonierte knapp drei Minuten und legte dann wieder auf.
    »Alle sind da!« sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber einer muß doch fehlen. Der Täter kann nicht da sein. Was ist mit diesem Nachtwächter, Richard Hecksher?«
    »Der alte Richie? Ach, machen Sie sich doch nicht lächerlich! Er könnte so etwas doch nie getan haben!«
    »Überlassen Sie diese Überlegungen nur uns. Er könnte ja mit einer Gang zusammengearbeitet haben. Es sieht sehr danach aus, als wäre es nicht nurein einzelner gewesen. Und Gangs haben oft ungewöhnliche Methoden, um Mitarbeiter zu gewinnen. Ist er zu erreichen?«
    »Natürlich, er hat eine Wohnung hier im gleichen Stockwerk, aber ich sage Ihnen, es ist
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