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0483 - Das Girl, das zuviel wußte

0483 - Das Girl, das zuviel wußte

Titel: 0483 - Das Girl, das zuviel wußte
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hineingingen, benützten Ray und ich den Vordereingang in der Fifth Avenue und fuhren mit dem Lift in den elften Stock hinauf.
    Das ganze Stockwerk war von der Carson Advertising Film Cop gemietet. Wir kamen vom Treppenhaus direkt durch zwei dicke Glastüren in einen Vorraum, der mit Fotos aus irgendwelchen Werbefilmen fast tapeziert war.
    Von diesem Raum, der außer zwei matt lackierten Türen nichts enthielt, kamen wir in einen Gang, der dann auf einen quadratischen Raum mündete. In einer Ecke des Raumes war eine Art Bartheke,' hinter der ein blondes Girl saß und drei von vier Telefonapparaten gleichzeitig bediente. Als sie uns sah, setzte sie ein filmreifes Lächeln auf und hangle die Telefonhörer ein.
    »Good morning!« begrüßte sie uns.
    Ray ging vor und sagte:
    »Wir wollen die Schmuckkassette abholen. Die Leute von der Transportgesellschaft müssen gleich oben sein. Ist Mr. Carson da?«.
    Das Girl warf Ray einen abwägenden Blick zu und schüttelte dann den Kopf.
    »Sie sind von der Eastern-Versicherung, ja? Nein, der Boß kommt meistens später, aber er muß jeden Moment…« Sie wurde von der zuklappenden Glastür unterbrochen, dann hörten wir Schritte, und kurz darauf tauchte ein Mann an diesem Ende des Ganges auf.
    Als er an uns vorüberging, warf er uns einen kurzen Blick zu und wollte vveitereilen, aber das blonde Girl rief ihn an:
    »Good Morning, Mr. Carson! Die beiden Herren sind von der Eastern-Versicherung, sie wollen die Diamanten abholen.« Bei dem Wort Diamanten begannen ihre Augen zu glänzen, und sie beugte sich weit über die Theke herüber.
    Mr. Carson blieb abrupt stehen und musterte uns genauer.
    »Sie sind Ray Sheridan«, stellte er fest und reichte meinem Freund die Hand. Ray stellte mich vor, ohne zu sagen, daß ich G-man war.
    Mr. Carson akzeptierte mich und wandte sich dann dem Girl zu:
    »Ist Miß Ripley schon da, Laura?«
    »Nein, Sir, sie ist heute noch nicht…« Laura brach ab und sah verwirrt zu Mr. Carson. Doch der winkte nur ungeduldig ab und sagte:
    »Sobald sie kommt, möchte sie zu mir ins Büro kommen. Ebenso mein Sohn, er muß gleich da sein. Außerdem wünsche ich noch Lennox und Lewis dabei zu haben!«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und forderte uns durch eine kleine Kopfbewegung auf, ihm zu folgen.
    Aber wir kamen nicht weit. Wieder hörten wir Schritte im Gang, diesmal die hastigen Trippelschritte einer Frau.
    Sie kam in den quadratischen Vorraum und wollte hinüber zu den Büros laufen, als sie uns sah.
    Sie blieb plötzlich stehen.
    Ich hörte, wie Ray neben mir die Luft einsog und zurückwich. Er' starrte das Girl an wie einen Geist.
    Ich verstand ihn.
    So hatte sein Mädchen ausgesehen.
    Die gleichen rotbraunen Haare, die gleiche bränliche Haut, die gleichen grünen Augen. Auch die Größe und die Art zu stehen, schienen mir bekannt zu sein. Und trotzdem wußte man schon beim zweiten Blick, daß es nur eine oberflächliche Ähnlichkeit war.
    Ray versuchte ein schwaches Grinsen, aber es mißlang. Das Girl sah uns an. Ihre Augen waren groß und leer. Ihre Hände umklammerten die schwarze Handtasche, und sie sah aus, als wollte sie im nächsten Augenblick wieder fortlaufen.
    Carson brach die Spannung.
    »Hallo, Ruth, gut, daß du da bist. Die Herren sind hier von der Eastern-Versicherung, sie wollen den Schmuck abholen, ich möchte gern ein paar Zeugen dabei haben. Komm bitte mit ’rein und setz' die Ubergabeformulare auf!«
    Sie machte einen zögernden Schritt auf uns zu. Sie war blaß geworden, und ihr Gesicht wirkte plötzlich verzerrt. Aber außer mir schien niemand etwas zu bemerken. Carson stellte sie vor:
    »Das ist Ruth Ripley, meine Sekretärin.«
    Er nahm einen Schlüsselbund aus der Tasche und beugte sich zu der Tür seines Büros hinüber. Ruth Ripley wich zurück.
    »Ich — ich — hole schnell noch…«
    Sie konnte nicht weitersprechen. Carson hatte sich aufgerichtet und sah zu ihr hinüber. Sein Ton war väterlich liebevoll, als er sagte:
    »Du siehst müde aus, mein Kind. Wenn wir das hier erledigt haben, kannst du nach Hause gehen, wenn du willst.«
    Ruth schüttelte schweigend den Kopf. Ich hatte erkannt, was in ihren Augen stand. Angst. Kalte, kaum beherrschte Angst. Aber schon im nächsten Moment fing sie sich wieder. Eine Maske der Geschäftigkeit verbarg ihr Gesicht. Sie legte ihren Mantel ab, begrüßte die Blondine und lieh sich von ihr Schreibzeug aus.
    Ray vermied es, das Girl anzusehen. Er wollte eben Carson helfen, als
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