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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania
Autoren: Bernd Frenz
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dass er ein seltenes Insekt reiten würde.
    »Was für ein Tier ist das?«, war die meistgestellte Frage, die er beantworten musste. Meistens wurde sie, verbunden mit Geldgeboten, zu ihm heraufgerufen, manchmal auch herunter - wenn ein Bellitreiter aufschloss, um das seltsame Gefährt näher in Augenschein zu nehmen. Aber selbst jene, die in dem Gleiter ein Fahrzeug mit mechanischem Antrieb erkannten, ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Die Bewohner von El'ay hatten schon geheimnisvolle Dinge aus aller Herren Länder gesehen, und seit sie elektrischen Strom - und damit Licht - mit Windrädern erzeugten, standen sie Erfindungen jeder Art sehr positiv gegenüber.
    Viele interessierte Händler hätten sicher nur milde gelächelt, wenn sie gewusst hätten, dass Aikos Gleiter nicht höher als fünfzehn Meter steigen konnte. Angesichts der vielen hohen Gebäude musste der Cyborg oft den labyrinthartigen Straßenzügen folgen und konnte nicht, wie Bellits und Frekkeuscher, den direkten Weg über die Dächer nehmen.
    Dazu kam, dass sich die unmittelbare Nähe der San Gabriel Mountains seit jeher in Downtown bemerkbar machte. Nicht umsonst hieß der Bereich, den Aiko durchstreifte, einst Bunker Hill.
    Trümmer und Abfallberge verstärkten die natürlichen Höhenunterschiede, die am Boden durch Treppen und Förderkörbe überbrückt wurden.
    Das schwer einsehbare Terrain kam Aiko jedoch sehr gelegen. Es half ihm, sich unbemerkt an das Arco Plaza heran zu arbeiten.
    Mit sicherer Präzision seiner künstlichen Hand flog er unter einer Hängebrücke hindurch, die quer über die Straße gespannt war. Äußerlich wirkte der japanischstämmige Amerikaner wie ein normaler Mensch, doch seine Arme waren von den Schultern bis zu den Fingerspitzen vollkommen mechanisch. Sie bestanden aus perfekt geformten Plysterox, das mit einer gezüchteten Hautschicht überzogen war, um ihnen ein lebensechtes Aussehen zu geben.
    Normalerweise wurde Aikos Physis noch durch Memorychips und optische Rezeptionsverstärker aufgewertet, aber seit einer elektromagnetischen Entladung, die er selbst ausgelöst hatte, um einige auf Zerstörung programmierte Androiden mattzusetzen, musste er auf diese Hilfsmittel verzichten.
    Diese Schwächung war auch der Grund für sein defensives Verhalten. Früher wäre er blind auf sein Ziel los gegangen, doch der Kampf gegen die Androiden hatte dem Cyborg die eigene Sterblichkeit vor Augen geführt. Geschickt tauchte er aus der Seitengasse auf und zog im Tiefflug über einige niedrige Gebäude hinweg. Obwohl El'ay ein wahrer Hexenkessel war, ließ sich auf den umliegenden Dächern keine Menschenseele blicken. Die Deckung einiger Windräder nutzend, glitt Aiko bis zu einem der großen Wassertanks, wie sie in Downtown auf jedem Dach zu finden waren.
    Im Schatten der Stahlkonstruktion setzte er zur Landung an.
    Das Magnetfeld unter dem Gleiter baute sich ab. Die Bodenstützen fuhren aus und kratzten über den verwitterten Beton. Behende schwang sich Aiko aus dem offenen Cockpit. Er war nur
    1,76 Meter groß, doch sein austrainierter Körper zeugte von regelmäßigen Kampfsportübungen. Auch ohne seine mecha- nischen Arme wäre er ein zäher Kämpfer gewesen.
    Allen körperlichen Vorzügen zum Trotz sicherte der Cyborg gründlich die Umgebung. Niemand schien die Landung auf dem fünfstöckigen Haus bemerkt zu haben - und gerade das machte ihn stutzig. Es musste doch einen Grund dafür geben, dass die Einwohner diese Ecke des Viertels mieden.
    Vorsichtig schlich Aiko unter den Streben des Wasserturms entlang, um das Arco Plaza genauer in Augenschein zu nehmen. Die unheimliche Stille zerrte an seinen Nerven.
    Nicht mal das Quietschen eines nahen Windrades war zu hören. Seine Schritte erschienen ihm unnatürlich laut. Aus den Augenwinkeln meinte er etwas vorbei huschen zu sehen, doch als er den Kopf drehte, um die Bewegung zu fixieren, konnte er nichts mehr entdecken.
    Immer locker bleiben, versuchte er sich zu beruhigen. Das war bestimmt nur ein Nager, der nicht auf dem Teller landen wollte.
    Dicht an eine Stahlstrebe geschmiegt, sah er zu dem Hochhaus auf, dem sein ganzes Interesse galt. Gut hundert Meter entfernt wuchs das Arco Plaza wie ein mächtiger Burgfried in den Himmel. Die Fensterfronten der unteren Stockwerke waren zugemauert. Zusammen mit den Nebengebäuden, die von einer hohen Palisade umfasst wurden, wirkte der ehemalige Büro- und Geschäftskomplex wie eine uneinnehmbare Festung.
    Was mochte ihn dort
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