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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania
Autoren: Bernd Frenz
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besaß genügend Vorstellungskraft, um die Todesschreie und das Bersten von Knochen zu hören.
    »Dein Freund liegt bestimmt noch im Bett und kuriert seine Wunde aus«, versuchte Aiko sie zu beruhigen. »Warum setzen wir uns nicht einfach ab und sehen nach?«
    Aruula war einverstanden.
    Gemeinsam krochen sie durch den Lüftungsschacht zurück, aber diese Vorsichtsmaßnahme erwies sich als überflüssig. Das gesamte Stockwerk war längst geräumt worden. Im Treppenhaus herrschte ebenfalls gähnende Leere. Der Abstieg verlief problemlos, bis sie im sechsten Stock auf einige Leichen stießen. Es waren allesamt Gildensöldner, mit sauberen Streichen aufgeschlitzt.
    Die Tür in die Etage stand offen.
    Drinnen das gleiche Bild. Ein Meer von Toten - doch nicht ein einziger Japaner! Aruula und Aiko tauschten einen kurzen Blick, bevor sie gemeinsam in das Stockwerk vordrangen, um herauszufinden, was geschehen war.
    Hier hatte ein wahres Gemetzel stattgefunden, doch es befand sich weiterhin kein Ninja unter den Toten.
    In der Nähe der westlichen Aussichts- plattform stießen sie auf Thornton. Sein Bauch war der Länge nach aufgeschlitzt, doch er lebte noch. Die hervorquellenden Gedärme mit bloßen Händen zurückhaltend, sah er zu Aiko auf.
    »Als unsere Berserker versagten, haben sich Fudoh und seine Leute durch die unterirdischen Fluchtgänge abgesetzt«, keuchte er. »Dieser Irre… hat sein eigenes Spiel getrieben. Ich habe seine Pläne nie… für voll genommen… aber er… will sie wirklich durchführen. So ein… Wahnsinn!«
    Ein Hustenanfall stoppte seinen Redefluss.
    Roter Auswurf benetzte sein Kinn.
    »Was hat der General vor?«, wollte Aiko wissen, aber Thornton hatte längst den Faden verloren. Er murmelte wie im Delirium.
    Wiederholte immer wieder ein Wort: Maddrax…
    »Er hat… mein Imperium zerstört. Dabei kenne ich nicht mal… sein Gesicht. Was habe ich ihm… nur getan?«, jammerte der Gildenführer. »Wer ist dieser Maddrax?«
    »Er ist wie ein Katalysator«, antwortete Aiko.
    »Überall wo er auftaucht, ist früher oder später die Hölle los. Und immer erwischt es die Bösen.«
    Thorntons Augen verhärteten sich.
    »Scheiß LoBot!«, fluchte er, dann kippte sein Kopf zur Seite.
    »Lieber ein Cyborg als eine tote Ratte«, knurrte Aiko zurück. Er gab Aruula ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Auf dem Weg zur Nottreppe wurden plötzlich Schritte hörbar. Barbarin und Cyborg warfen sich Blicke zu, die ihre Gedanken widerspiegelten.
    Verdammt, die Ninjas kehren zurück!
    Sie begannen zu laufen, während Aiko das Rückrufprogramm für den Gleiter aktivierte. Doch es war zu spät! Noch bevor sie das Treppenhaus erreichten, stürmte ihnen eine grölende Horde entgegen.
    Aruula schwang den Einhänder in die Höhe, hielt aber abrupt inne, als sie einen zerzausten Blondschopf in der Meute ausmachte. So sah kein Ninja aus, sondern nur eine Person auf dieser Welt.
    »Maddrax!«, rief sie und eilte ihrem Gefährten entgegen.
    Die Plünderung des Turms dauerte die ganze Nacht hindurch an, doch Aiko, Matt und Aruula beteiligten sich nicht daran. An Aikos Gleiter gelehnt, ließen sie die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden Revue passieren und versuchten die einzelnen Puzzlestücke zusammenzufügen. Noch fehlten einige wichtige Teile, insbesondere was General Fudoh und seine Schatten betraf.
    Während sie lebhaft diskutierten, brannten Fongs Männer das Gebäude mit der Unterfrequenzanlage ab. Nie wieder sollten die Menschen von El'ay ihres Willens beraubt werden. Dass damit auch das Kino zum zweiten Male unterging, schmerzte Matt in der Seele.
    Die Flammen tauchten das kahle Areal in ein unstetes Zwielicht, das plötzlich von riesigen Lichtkegeln durchschnitten wurde. Die Menschen, die eben noch johlend umhergezogen war, spritzte auseinander. Sie alle fürchteten die Rache der Schatten, als ein zwanzig Meter langes Luftfahrzeug auf den Platz nieder schwebte.
    Die Bauweise erinnerte an Aikos Gleiter, doch es war ein geschlossener Transporter.
    Zwei schwenkbaren Kanonen kreiselten auf dem Dach, als die Maschine auf dem freien Areal landete. Im Rumpf öffneten sich zwei Schleusentüren, aus denen ein Dutzend gepanzerte Roboter mit LP-Gewehren sprangen, die weiträumig die Umgebung sicherten.
    Dem Stoßtrupp folgte ein zwei Meter hohes Monstrum aus Plysterox, das schon allein genügt hätte, die Menschen auf dem Platz in Angst und Schrecken zu versetzen. Matt und Aruula verspürten ein nervöses Kribbeln in der
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